(Protest gegen) Nazi-Kundgebung in Erfurt
Am gestrigen Nachmittag fand eine bis dato zweite Kundgebung von Neonazis der „Freien Kräfte Erfurt“ ohne nennenswerte Proteste am Wiesenhügel statt. Bei einer ersten Kundgebung am 21. Juni auf dem Erfurter Anger protestierten spontan ca. 10 Antifaschist_innen gegen die 50 anwesenden Nazis. Die Stadtverwaltung gab sich hier vollkommen unwissend über die Tatsache das es sich um Neonazis handele, die da auf dem Anger Demonstrieren.
Auch bei der gestrigen Nazikundgebung gab es so gut wie keine Proteste dagegen. Weder die Stadt noch Antifaschist_innen haben es geschafft ihren Unmut über das braune Treiben vor Ort effektiv kundzutun. Für Unwissende müssen die ca. 25 anwesenden Nazis als ganz normale Jugendliche, die sich für ihre Belange einsetzen, ausgesehen haben. Eine Schande für alle die sich gegen Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus in weiten Teilen der Bevölkerung zur Wehr setzen.
Zur Dokumentation eine Pressemitteilung der Antifaschistischen Koordination Erfurt [ake] vom 30. Juli 2010:
Heute Nachmittag haben etwa 25 Neonazis eine Kundgebung im Erfurter Stadteil Wiesenhügel durchgeführt, zu der die „Freien Kräfte Erfurt“ aufgerufen hatten. Die „Antifaschistische Koordination Erfurt [ake]“ protestiert gegen diesen wiederholten neonazistischen Aufmarsch in Erfurt. Hinter ihrem angeblichen Protest gegen die Schließung des Jugendclubs „Urne“ versteckt sich neonazistische Ideologie.
Ulli Klein, Sprecherin der [ake], erklärt: „Schon lange versuchen Nazis, soziale und kommunale Themen von rechts zu besetzen. Dahinter stecken aber nur neonazistische Ideologie, Rassismus und Antisemitismus.“ Klein ergänzt: „Wir werden uns weiterhin gegen die Präsenz von Nazis in Erfurt wehren. Wir rufen die Menschen in Erfurt auf, sich nicht nur am 1. Mai gegen Nazis zu wehren, sondern auch im Alltag gemeinsam Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus die rote Karte zu zeigen!“
Die [ake] begrüßt, dass auch heute wieder Menschen im Erfurter Südosten gegen das Auftreten der Nazis protestiert haben – leider viel zu wenig. Klein kritisiert: „Durch ungestörte Kundgebungen, Veranstaltungen und ihre Präsenz im Alltag kann es den Neonazis gelingen, sich in Erfurt fest zu verankern. Die Stadt darf diesem Treiben nicht länger unbeteiligt zuschauen. Stadt, demokratische Organisationen und antifaschistische Initiativen müssen endlich gemeinsam Widerstand gegen das braune Treiben in Erfurt organisieren!“
Ergänzung: Wie Indymedia berichtet, wurde gleichzeitig mit der Nazi-Kundgebung das nahegelegene Fachgeschäft für nationalen Sportswear „Trondheim“ in der Neuwerkstraße von Antifas mit Farbbeuteln angegriffen.
Noch ’ne Ergänzung: So sah die Nazi-Kundgebung aus. Klar, das kann man als Ordnungsamt schon für unpolitische Jugendliche halten…