„Wolja lebt!“
Am gestrigen Abend fand eine spontane Demonstration in Jena statt, um auf die Räumung des einen Tag zuvor besetzten Hauses in der Neugasse aufmerksam zu machen. Die Besetzer*innen resignieren – laut eigener Aussage – nicht, sondern sehen „diese Aktion als den Beginn einer längeren Kampagne für links-emanzipatorische, selbstverwaltete Räume in Jena“. Im selben Atemzug kündigten sie an „in absehbarer Zeit zu Auswertung und Austausch ein offenes Plenum“ zu organisieren. Zeit und Ort des angestrebten Treffens sind unter „wolja.noblogs.org“ zu erwarten.
Im Folgenden dokumentieren wir die Mitteilung des „Infocafe Wolja“ vom 07. Dezember und wünschen weiterhin viel Kraft im Kampf – wir stehen zusammen!
Hausbesetzung der Neugasse 17 beendet. Unsere Kampagne beginnt erst. Wolja lebt!
Nachdem OB Schröter am Morgen seinen peinlichen Beschwichtigungsversuch unternommen hatte, wurde binnen einer halben Stunde die Kundgebung von 40 Personen in der Neugasse brutal beendet, um anschließend das Besetzte Haus zu räumen. Im Laufschritt von geschätzt 40 behelmten Polizisten der BFE-Einheiten oder mehr wurde die Kundgebung quasi überrannt, wobei eine Person durch den Sturz auf die Straße verletzt wurde. Ein weiterer Mensch wurde in Gewahrsam genommen. Danach begannen die Bullen unverzüglich, die Tür unseres Infocafés Wolja mit einem Rammbock zu durchbrechen.
Nachdem sie im Erdgeschoss mehrere Türen komplett zerstört hatten, bewegten sie sich dilettantisch und laut brüllend mit Schildern und Tränengasgranaten in Schildkrötenformation bis ins zweite Stockwerk, wo sie um 11:50 Uhr drei Personen feststellten. Den Festgenommenen wurden Jacken, Pullover und der Inhalt der Hosentaschen abgenommen. Sie wurden in Handschellen abgeführt und in die für diesen Zweck eingerichtete Gefangenensammelstelle in der Kahlaischen Straße gebracht.
Nach längerem Wartenlassen in bitterer Kälte brachten die Beamten die des Hausfriedensbruches Beschuldigten in die Polizeidirektion am Anger, wo sie keine Aussagen machten und unter der Anwesenheit von Anwält_innen erkennnungsdienstlich behandelt wurden. Nach ihrer Freilassung wurden die Beschuldigten solidarisch an der Polizeiwache empfangen, was eine wohlwollende Zustimmung zur gelungenen Besetzung zeigt.
An dieser Stelle einen solidarischen und warmen Gruß an alle, die seit gestern die Aktion auf vielfältige Weise unterstützt, mitgetragen und trotz Schnee, Kälte und Drohungen der Bullen aufrechterhalten haben. Die Besetzer_innen sind müde, aber wohl auf und sehen die Situation durchaus optimistisch. Die Besetzer_innen resignieren keineswegs wegen der Räumung des schönen Hauses in der Neugasse 17 und unseres Infocafés, sondern sehen diese Aktion als den Beginn einer längeren Kampagne für links-emanzipatorische, selbstverwaltete Räume in Jena und überall auf der Welt. Um diese auf die Beine zu bringen, sind alle Menschen gefragt, welche die Aktionsform und ihre Inhalte sympathisch finden!
Aus diesem Grund wird es in absehbarer Zeit zu Auswertung und Austausch ein offenes Plenum geben. Datum, Zeit und Ort des Treffpunktes werden auf diesem Blog bekannt gegeben. Zudem werden an dieser Stelle weitere Berichte veröffentlicht werden, wo wir unter anderem auf die politische Situation, das polizeiliche Vorgehen und inhaltliche Aspekte eingehen werden.
In diesem Sinne – Reclaim your life, squat the world. Wolja lebt!