Für sexuelle Selbstbestimmung demonstrieren! Christlichen Fundamentalist*innen, Konservativen und Antifeminist*innen entgegentreten!
Wir zitieren hier einen Aufruf feministischer Aktivist*innen, die dem jährlich stattfindenden „Marsch für das Leben“ am 19.9. in Berlin ihren Protest entgegensetzen. Zur gemeinsamen An- und Abreise wurde ein Bus organisiert, für den es auch noch Tickets gibt.
Hier nun der Aufruf:
Seit dem Jahr 2000 findet alljährlich in Berlin eine Demonstration sogenannter „Lebensschützer*innen“ statt. In diesem Jahr mobilisieren unter dem Label des „Marsch für das Leben“, getragen vom Bundesverband
Lebensrecht (BVL), verschiedenste reaktionäre konfessionelle, aber auch rechtskonservative Gruppierungen für den 19. September nach Berlin.
Vereint sind diese Gruppierungen in ihrer Forderung des „Lebensschutzes“, sprich der Ablehnung eines selbstbestimmten Umgangs mit Schwangerschaftsabbrüchen oder auch modernen Formen der Frühdiagnostik (PID, PND) sowie eine stark ausgeprägte Ablehnung von Gleichberechtigung von Lebensentwürfen abseits des heteronormativen Familienbildes von Mutter, Vater und Kind(er). Frauen* wird das Recht auf eine Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch abgesprochen. Es wird ein konservatives Familienbild propagiert und mit vermeintlich christlichen Werten gerechtfertigt. Ein solches Familienbild weist Frauen* und Männern* auch immer gewissen Rollen zu. Auch gehen damit oft schwulen- und lesbenfeindliche und Nicht-Anerkennung von Trans*-,
Inter*- und Asexuellen einher. Dabei zeigen sich ihre Argumentationen immer wieder offen und anschlussfähig gegenüber nationalistischen und rassistischen Argumentationen.
Auch in Thüringen hat der „Marsch für das Leben“ seine Anhänger*innen und Unterstützer*innen. Seit dem Einzug der AfD in den Thüringer Landtag sind auch dort völkische-nationalistische Argumentationen immer wieder
anzutreffen. Der AfD-Fraktions- und Landesvorsitzende propagiert die Forderung der 3-Kind-Politik, um „jeder weiteren Auflösung dieser Keimzelle unseres Volkes“ entgegenzutreten. Sexuelle Vielfalt und eine
aktive Gleichstellungspolitik bezeichnete er auch als „Gender-Totalitarismus“ und eine „Fehlgeburt des Behaviorismus“. Und auch die AfD-Abgeordnete Wiebke Muhsal macht Stimmung gegen sexuelle
Selbstbestimmung und sieht bspw. im Christopher Street Day ein Instrument der rot-rot-grünen Landesregierung „ihre familienzerstörerische Ideologie durchzusetzen“. Damit stehen sie in einer Linie mit der AfD-Europaparlamentsabgeordneten Beatrix von Storch, einer expliziten „Lebensschutz“-Aktivistin. Aber auch andere Gruppen wie die Regionalgruppe Jena des bundesweit agierenden evangelikal geprägten Kaleb e.V. versucht mit einem christlich-konservativem Weltbild gegen die sexuelle Selbstbestimmung zu Felde zu ziehen. Der Verein in Jena gibt sich wie auch in anderen Städten als Beratungsstelle für werdende Mütter aus und hat sich seit Beginn der 1990er Jahre auch in Thüringen mehrfach gegen Schwangerschaftsabbrüche ausgesprochen. Die Beratung von
Schwangeren durch die Mitarbeiter*innen erfolgt zwar privat und nicht nach dem Schwangerschaftskonfliktgesetz, dennoch verfolgt der Verein ein klares Ziel: Schwangerschaftsabbrüche zu verhindern. Dabei verwenden sie
unter anderem das sogenannte „Tagebuch eines Ungeborenen“ in dem Abtreibungen per se als Mord am ungeborenen Leben stigmatisiert werden.
Zudem nutzt der Verein einseitig geführte Interviews, in denen Frauen* den Schwangerschaftsabbruch als den schlimmsten Fehler ihres Lebens darstellen. Ihnen wird dabei abgesprochen die Entscheidung zum Abbruch
selbstständig getroffen zu haben, sondern durch Zwänge von außen dazu getrieben wurden zu sein. Auch stellt der Verein „Bildungsmaterialien“ für Schulen zur Verfügung. In einer Kaleb-Broschüre für Teenager wird
zudem propagiert „Sexualität dürfe und könne gar nicht ausschließlich lustorientiert sein“ und sei so vorzugsweise Menschen der Ehe zur Fortpflanzung vorbehalten. Der Bundesverband von Kaleb e.V. unterstützt bereits von Anfang an den „Marsch für das Leben“ in Berlin.Nicht zuletzt die wachsenden Teilnehmer*innenzahlen des Marsches, von der bürgerlichen Mitte der Gesellschaft bis hin zu organisierten Neonazis, machen eine entschlossene Antwort notwendiger denn je. Wie in den vergangenen Jahren wollen wir die Abtreibungs-Gegner*innen nicht ungestört ihre antifeministischen und reaktionären Positionen verbreiten lassen!
Wir werden für sexuelle Selbstbestimmung demonstrieren und uns für eine geschlechter- und kultursensible Sexualaufklärung für alle, Informationen und den freien Zugang zu Verhütungsmitteln, den uneingeschränkten Zugang zum legalen Schwangerschaftsabbruch und die Streichung des §218 aus dem Strafgesetzbuch sowie die vollständige Anerkennung aller Formen des Zusammenlebens einzusetzen, damit alle ohne Diskriminierung über ihre Familienplanung, ihr Sexualleben und ihren Körper selbst entscheiden können und bei der Wahrnehmung ihrer Rechte unterstützt werden, unabhängig von ihrer Herkunft, sexuellen und geschlechtlichen Orientierung oder sozialen, ökonomischen und gesundheitlichen Situation.Deshalb fahren wir am 19. September gemeinsam nach Berlin!
Tickets für den Bus bekommt ihr montags bis freitags von 15-19 Uhr im RedRoXX Offenes Jugendbüro (Pilse 29, Erfurt), im Frauenzentrum Brennessel montags bis freitags 9-16 Uhr (Regierungsstraße 28, Erfurt) sowie im Wahlkreisbüro Steffen Dittes (Marktstraße 17, Weimar) montags bis donnerstag 10-16 Uhr.
Die Tickets kosten 10 Euro, der Solipreis beträgt 15 Euro. Falls ihr über keine großen finanziellen Mittel verfügt und trotzdem mitfahren wollt, bekommen wir das auch hin!Ablauf des Tages:
7.00 Uhr Abfahrt Erfurt (Busbahnhof Höhe ICE Hotel)
7.30 Uhr Abfahrt Jena (Parkplatz Rewe, Haltestelle Universitätsklinikum)11 Uhr Ankunft Berlin (S-Bhf. Anhalter Bahnhof)
von dort Start der Demo des Bündnisses What the fuck (11.00 Uhr) oder
Start des Aktionstags des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung 11.30 Uhr Brandenburger Tor19 Uhr Rückfahrt (Treffpunkt wird im Bus bekannt gegeben)
Weitere Informationen unter:
http://www.sexuelle-selbstbestimmung.de/
http://whatthefuck.noblogs.org/
Am 15.9. um 18 Uhr findet eine Infoveranstaltung im RedRoxx mit Rosemarie Nünning (DIE LINKE. Kreuzberg), Mitglied des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung statt.
Weiter Infos auf der Seite des offenen Jugendbüros RedRoxx<a href="https://www.facebook.com/events/527795050701032/" (vorsicht Facebook).