Bloodline und Magoo Tattoo: Nazi-Tätowierer aus Erfurt
Gastbeitrag des Rechercheportal Jena-SHK
Kürzlich veröffentlichten wir einen Artikel zur Wiedereröffnung des Tattoostudios “Loco Artista” in Jena, betrieben durch Jeffrey Weißenborn und seine Partnerin “Resi Ink”. Beide sind bestens vernetzt mit Neonazis in Apolda und Erfurt, zählen Mitglieder der “Bruderschaft Thüringen/Turonen/Garde 20” zu ihrem Freundeskreis, Weißenborn besuchte Rechtsrockveranstaltungen und arbeitete für und mit Neonazi-Tattoostudios in Erfurt. Wenn Jeffrey Weißenborn nun online verkündet, man solle nicht alles glauben, was geschrieben steht, soll uns dies Anlass genug sein, die beiden Erfurter Tattoostudios näher zu beleuchten.
In Erfurt gibt es mindestens zwei Tattoo-Studios, die von und für Nazis betrieben werden: “Bloodline Erfurt” und “Magoo Tattoo”. “Bloodline” wird von Björn Siegling betrieben, der ursprünglich aus Suhl stammt. Das Geschäft hat seinen Sitz in Erfurt in der Pergamentergasse 6. Das Studio “Magoo”, welches bereits jahrelang unter gleichem Namen in Schmalkalden (Auergasse 16) existiert, expandierte unter seinem Betreiber Mario Haag vor ein paar Jahren nach Erfurt (Adalbertstr. 1).
Wo sich beide Studios politisch verorten, lässt sich am deutlichsten an deren Mitwirken am Nazi-Festival “Schild & Schwert”, organisiert durch den extrem rechten Multifunktionär Thorsten Heise“ am 02./03.11.2018 im sächsischen Ostritz, zeigen. Dort präsentierten Siegling, Haag und seine Frau Cathleen Haag Motive, die Neonazis gerne mal unter die Haut gehen.
Haag selbst trägt auf dem Hinterkopf eine Tätowierung mit “Brüder Schweigen” – sein Bekenntnis zur US-amerikanischen Terrorgruppe “The Order”, die aus ihrer rassistischen und antisemitischen Überzeugung heraus den Radiomoderator Alan Berg ermordete und Attentate auf Synagogen und Jüd*innen plante, um die vermeintliche Vorherrschaft einer “weiß-arischen” Rasse zu sichern.
Slogan und Symbol der US-amerikanischen Neonazi-Terrorgruppe “The Order” auf Mario Haags Hinterkopf zu sehen in Ostritz 2018.
Mario Haag bietet in seinem Erfurter Studio “Magoo Tattoo” nicht nur schwarze Sonnen als Motive für die geneigte Kundschaft an. Er vertreibt auch Merchandise-Artikel der Nazi-Hooligan-Band “Kategorie C”. Dabei pflegt er offenbar auch Kontakte zum Umfeld der Band, wie ein Foto mit dem mittlerweile verstorbenen Bremer Nazi-Hooligan Marcel Kuschela zeigt.
Mario und Cathleen Haag und interessieren sich für allerlei menschenverachtende Musik, wir ihr gemeinsamer Besuch beim Rechtsrockfestival “Rock gegen Links” am 08.06.2018 in Themar zeigt.
Auch Björn Siegling demonstriert mit seinem 2018 in Ostritz getragenen Shirt (siehe oben) der Thüringer Naziband “Hermunduren” seine Vorliebe für NS-Musik.
Einschlägige extrem rechte Öffentlichkeitsarbeit wird bei beiden Studios groß geschrieben.
Auch bei “Bloodline” werden Szenekontakte offen zur Schau gestellt. Als das Studio im Spätsommer 2019 seine “Tattoo-Bar” eröffnete, posierte Betreiber Björn Siegling zusammen mit dem früheren Erfurter NPD-Funktionär und Kampfsportler Hanjo Wegmann für ein Foto:
Beim “Schild & Schwert” gab Björn Siegling dem antisemitischen Verschwörungs-Youtuber Nikolai Nerling, alias “Volkslehrer”, ein Interview. Im Clip war auch Cathleen Haag zu sehen.
Nicht nur unter der Haut tragen die extrem rechten Tatowierer szenetypische Symbole, Codes und Labels.
Björn Siegling zeigt sich regelmäßig in Nazi-Klamotten von “Pro Violence” oder “Label 23”. Mario Haag und seine Tätowierer tragen auch dienstlich Kleidung von “Label 23” oder “Thor Steinar”.
Zu einer Tattoo-Messe im Dezember 2018 zeigte sich Haag konsequenterweise in einem Shirt von “Kampf der Nibelungen”, einem internationalen Kampfsportformat der militanten rechten Szene.
Trotz dieser eindeutigen politischen Verortung können sich die Studios auf großen Messen präsentieren. So auch auf der Erfurter Tattoo Convention am 05.05.2019, wo Mario Haag mit seinem Team vertreten war. Mangelnde Nachfrage dürfte sicher nicht bestehen, wird dies doch am Expansionskurs von “Magoo” oder eben auch an der Wiedereröffnung von “Loco Artista” in Jena deutlich. Begünstigt wird dies durch den in Thüringen florierenden rechten Lifestyle aus Rechtsrock, Modelabels, Kampfsport und eben auch extrem rechten Tattoos.
Es ist davon auszugehen, dass Jeffrey Weißenborn und “Resi Ink” in Erfurt als MitarbeiterInnen oder zumindest als GasttättowiererInnen bei “Magoo Tattoo” und “Bloodline Erfurt” tätig waren. Wenige Tage nach unserem ersten veröffentlichten Artikel zur Wiedereröffnung von “Loco Artista”, kündigte “Resi Ink” ihren Rückzug aus Jena an (Artikel). Ihr Arbeitsort soll weiterhin in Erfurt liegen. Dort ist sie in einer Privatwohnung in der Auenstraße 34 gemeinsam mit einer Kollegin tätig, wenige Hundert Meter von “Magoo Tattoo” entfernt.
Jeffrey Weißenborn will vorerst am Geschäft in der Schleidenstraße 25 in Jena festhalten.