Förderkreis stellt sich hinter Werbung mit Topf&Söhne
Wie in der Lokalpresse zu lesen war, hat der Förderkreis Topf&Söhne e.V. die Gewebetreibenden auf dem ehemaligen Topf&Söhne-Gelände in Schutz genommen. Der Vorsitzende Rüdiger Bender sieht die Firmen „an den Pranger gestellt“. Die Kampagne „Hände hoch-Haus her“ und PolitikerInnen von VVN/BdA, PDL und Gewerkschaften hatten vorher kritisiert, dass die Backkette Elmi und Maronde’s Garten Paradies sich in Werbeanzeigen mittels des Namens „Topf und Söhne“ positiv auf das Gelände als Wirtschaftsstandort bezogen hatten. Bender wird weiter damit zitiert, dass die Einrichtung eines Erinnerungsortes nur mit der Hilfe der Domicil Hausbau GmbH möglich gewesen sei. Das wüssten auch „diejenigen, die seinerzeit das Gewerbezentrum zugunsten des Besetzten Hauses verhindern wollten“. Der hohe Bekanntheitsgrad des Geländes sei Ergebnis bürgerlicher und institutionalisierter Geschichtspolitik.
Daran stimmt nun wirklich gar nichts.
Der Pranger ist eine mittelalterliche Folter, bei der Verurteilte an einem öffentlichen Ort angekettet und zur Schau gestellt wurden. Nun stehen die Gewerbetreibenden, die mit dem Grauen Werbung machen, vielleicht ein Stück weit in der öffentlichen Kritik, weil ein paar Zecken, linke Zivilgesellschafter und Holocaust-Überlebende das nicht so toll finden. Verurteilt und der öffentlichen Verachtung anheim gestellt sind sie nicht.
In der Frage, wer statt eines Gewerbezentrums ein Besetztes Haus haben wollte, hat Herr Bender ein recht kurzes Gedächtnis. Auf der alten Webseite des Förderkreises kann man sich hier davon überzeugen, dass der Förderkreis selbst diese Position, von der sich Bender heute abgrenzt — vielleicht, um die GRÜNE Partei gegenüber der PDL zu profilieren? –, vertreten hat.
Der hohe Bekanntheitsgrad des Geländes ist Ergebnis vielfältiger Aktivitäten. Am Anfang stand ein Förderkreis, der ohne institutionelle Einbindung und gegen die Stadt die Auseinandersetzung eingefordert hat. Seit 2001 wurde das Gelände massiv durch das Engagement der BesetzerInnen im Diskurs gehalten. Weiter gab es zahlreiche künstlerische und kulturelle Beiträge. Ganz am Ende der Kette der Thematisierung stehen die institutionalisierten Verwalter der Erinnerung, die heute den Förderkreis dominieren und sich eine Medaille an die Brust anheften, die ihnen nun wirklich nur zu einem kleinen Teil gebührt.
Aber gut, wen interessiert schon Rückgrat und die Positionen von Gestern, wenn Stadt und Wirtschaft mit saftigen Fördermitteln winken und wenn es darum geht, die Deutungshoheit über den eigenen Arbeitsbereich zu verteidigen. Am 7.12. um 18 Uhr will der Förderkreis in Elmi’s Drive-In-Bäckerei auf dem ehemaligen Topf&Söhne-Gelände die Versöhnung von Wirtschaft und Erinnerung feiern. Bei leckeren Brötchen frisch aus dem Ofen.