CSDs 2025 in Thüringen

In Pößneck hat vor drei Wochen die Saison begonnen und über den Sommer stehen einige CSDs in Thüringen an — nicht nur entlang der A4, sondern auch in Nordhausen, Sonneberg, Mühlhausen und anderen Kleinstädten. Viele CSDs positionieren sich politisch wie noch nie. Kein Wunder, auch, weil sich die Rechte seit einigen Jahren verstärkt gegen die Rechte von LSBTIQ* einsetzt. Der Angriff läuft auf vielen Ebenen, sei es duch die Bundesregierung, die keine Regenbogenfahne mehr raushängen möchte, sei es durch einen Bundeskanzler, der einen Zusammenhang von Homosexualität und Pädophilie sieht, sei es durch eine Alltagskultur, in der alles, was nicht 200%-Spießerkram-mit-Bratwurst ist, in Thüringen misstrauisch beäugt wird — was zu einer Situation führt, in der sich rechte Straßenschläger mal wieder als legitime Kämpfer für die Interessen der Mehrheit sehen können.

Auf diese Lage reagieren viele kleine CSD-Bündnisse wie gesagt mit einer sehr offen politischen Ausrichtung und dem Aufruf, zusammen zu rücken und dem Rechtsruck entgegen zu treten. Leider findet man konkrete Infos über die CSDs oft nur auf Instagram, deswegen gibt es von uns einen Service-Post für Demotourist*innen: Die folgenden CSDs stehen über den Sommer an, überlegt euch doch mal, ob ihr hinfahrt — am besten mit gemeinsamer An- und Abreise. Und ohne Panik, aber mit dem Wissen, dass Nazis teilweise auch (offen oder verdeckt) zu den CSDs mobilisieren.

Termine CSDs in Thüringen, Stand 3. Juli 2025

  • 12. Juli, 15 Uhr Bahnhofsplatz: CSD Nordhausen „Bunt, Offen Wunderbar“, mit Demo, Kundgebung, Straßenfest, mehr dazu bei der Hochschule Nordhausen
  • 20. Juli, 14 Uhr Bahnhofsplatz: CSD Sonneberg, mehr zum Kulturprogramm in einem Radio-Feature mit Elya Maurice Conrad bei Deutschlandfunk Kultur
  • 26. Juli, 13 Uhr Untermarkt, CSD Mühlhausen „Zusammen sind wir stärker, Vielfalt verbindet“
  • 6. September, 13 Uhr Domplatz, CSD Erfurt
  • 13. September, 14 Uhr Bahnhofstraße, CSD Eisenach
  • 14. September, 13 Uhr, CSD Ilmenau
  • CSD Gera scheint in Vorbereitung, ein Termin noch nicht auszumachen

Abschließend noch eine Einschätzung zu Kampagnen, die zu Kleinstadt-CSDs mobilisieren. Die Queer-Community hat natürlich ihre eigenen Netzwerke, die das machen, tlw. unter dem Label „Queer Soli Ride“. Ihr seid super! (Obwohl Ihr nur bei Insta zu finden seid, Grummel.)

Die Mobilisierung unter dem Label „CSD verteidigen“ sehen wir nicht ganz so positiv. Die organisierende Gruppe „Pride Rebellion“ sagt im hier archivierten Interview, dass sie nichts von queer-feministischer Politik hält, sondern LSBTIQ+ an erster Stelle als Angehörige der Arbeiterklasse und als Mobilisierungsmasse für den antiimperialistischen Kampf betrachtet. Das kann man natürlich so sehen. Aber gerade Kleinstadt-CSDs in Thüringen haben in der Regel andere Anliegen als den antiimperialistischen Kampf. Und die (auch für uns wichtige) Verbindung von Arbeitskämpfen und Queeren Politiken funktioniert in der Kleinstadt, wo in der Regel die Gewerkschaften Teil des lokalen Bündnis sind, oft erstaunlich gut. Neben dieser inhaltlichen Einschätzung haben wir den Eindruck, dass „CSD verteidigen“ tlw. mit verdeckten Karten spielt — also nicht offen sagt, worum es geht und gezielt Orga-Aufgaben übernimmt, um aus dieser Position sagen zu können, wo’s langgeht. Zusammenfassend schätzen wir die Lage so ein: Die Kampagne „CSD verteidigen“ will vor allem Queere Kontexte für die politische Strategie der antiimperialistischen Linken vereinnahmen. Das keine feine Art, in Bündnissen zu agieren und gerade für Kleinstadt-CSDs überhaupt nicht hilfreich.