Manchmal ist Solidarität eine Einbahnstraße
Der MDR berichtet hier über die Haus-Demo am Samstag, bzw. ins seinen Worten über den „Aufmarsch“, mit dem „Jugendliche“ ihren „Kameraden“ helfen wollten.
Ärgerlich sind die Aussagen, mit denen der Förderkreis Topf&Söhne zitiert wird. Annegret Schüle führt unter anderem aus, nur durch den neuen Investor wäre die Möglichkeit eines Gedenkorts zu realisieren und weißt weiter darauf hin, daß nun der zunehmende Verfall des Verwaltungsgebäude gestoppt werden müsse. Weiter sei es „fraglich, ob ein solcher Aufmarsch der Sache diene“.
Nahegelegt ist damit, daß es in der Verantwortung der BesetzerInnen liege, daß das Gelände seit Jahren verfalle und ein Gedenkort noch nicht eingerichtet sei.
Wir meinen dazu: Das Besetzte Haus ist neben dem Förderkreis Topf&Söhne derjenige Akteur, der seit Jahren konsequent und kontinuierlich das Thema Topf&Söhne in die Öffentlichkeit gebracht hat. Daß jetzt endlich ein Erinnerungsort eingerichtet werden soll (wenn auch viel kleiner als zuerst gefordert), ist auch ein Ergebnis dieses Engagements.
Eine Sicherung und Restaurierung des Verwaltungsgebäude wurde zu keiner Zeit von den BesetzerInnen in irgend einer Form behindert. Wie im MDR-Video zu sehen ist, finden derzeit Bauarbeiten am Verwaltungsgebäude statt — ungeachtet der Tatsache, daß der besetzte Teil des Geländes noch genutzt wird.
Noch vor nicht allzu langer Zeit hatte der Förderkerkreis das Engagement der BesetzerInnen anerkannt. In einer dem Infoladen vorliegenden erst wenige Jahre Konzeption des Förderkreis heißt es zur Geschichtspolitik auf dem Gelände: „In der Klempnerei kann diese aktive Seite der Auseinandersetzung weitergeführt werden. Dieser Ort wird bereits seit April 2001 von verschiedenen jungen Leuten besetzt und bewohnt und als Raum für Veranstaltungen genutzt, die die historische Bedeutung des Ortes reflektieren. Eine Erhaltung dieser bereits etablierten Struktur könnte die Gestaltung eines lebendigen Geschichtsortes befördern.“
Auch in der aktuellen Konzeption auf der Homepage des Förderkreis findet man noch den Satz: „Schlosserei und Klempnerei bieten Raum für experimentelle Formen der Auseinandersetzung.“
Daß der Förderkreis sich gerade zu einem Zeitpunkt, an dem es für viele Projekte auf dem Gelände um die Weiterexistenz und für mehr als 30 Erwachsene um ein Dach über dem Kopf geht, von diesem Standpunkt abrückt und den Druck, den die Stadt und der Investor ausüben, an die BesetzerInnen weiterreicht, ist ein unschönes Beispiel dafür, daß Solidarität manchmal eben doch eine Einbahnstraße ist.
Aber das ist nur die Ansicht des Infoladen Sabotnik und nicht die der BesetzterInnen.