Jugendblock, Nazis und Protest – Der 1. Mai 2016 in Erfurt

Der diesjährige 1. Mai in Erfurt war vor allem geprägt durch einen kämpferischen Jugendblock auf der traditionellen 1. Mai Demonstration des DGB und durch einen Naziaufmarsch von der Kleinstpartei „Die Rechte“ mit den dazugehörenden Protesten. Dabei kam es immer wieder zu Rangeleien und mehreren Identitätsfeststellungen durch die Polizei. Doch fangen wir am Anfang an.

Unter dem Motto „Wir sind nicht Volk, wir sind Klasse“ riefen insgesamt 10 Jugendverbände zur Teilnahme an einem Jugendblock auf der traditionellen 1. Mai Demonstration in Erfurt auf. Das Ziel war „Widerstand gegen Armut und Ausbeutung – hier und weltweit – auf die Straße tragen“ und gleichzeitig der „völkisch-rassistischen Mobilisierung seitens Teilen der etablierten Politik, der Neo-Nazis und der Neuen Rechten“ entgegenzutreten. Gekommen sind dann mindestens 200 Menschen denen es gelungen ist die reformistische DGB-Demo mit kämpferischen und radikaleren Inhalten zu füllen.

Direkt im Anschluss an den DGB-Aufzug lief der Jugendblock in einer Spontandemo weiter Richtung Startpunkt der Nazis. Herbeieilende Einheiten der Polizei schafften es den Zug trotz entschlossenem Durchbruchsversuch mit Gewalt zu stoppen. Im Anschluss daran wurde ein Teil der Demo für etwa 30 Minuten gekesselt und mehrere Leute brutal einer Identitätsfeststellung unterzogen in deren Folge drei Menschen in Unterbindungsgewahrsam genommen wurden.

Unterdessen versammelten sich bis zu 250 Nazis südlich des Hauptbahnhofes. Optisch war der von Michel Fischer angemeldete Aufmarsch ein Mix aus „Autonomen Nationalisten“, in den 90ern hängengebliebenen Stiefelnazis mit Glatze, Bomberjacke und Springerstiefel und Hitler-Verehrern mit Zwei-Finger Oberlippenbart und Seitenscheitel. Mitlaufende Organisationen waren neben der Partei „Die Rechte“ Vertreter der NPD, die Europäische Aktion, „Nügida“, „Kameradschaft Zweibrücken“ und als „prominenten“ Gast Siegfried Borchardt, auch bekannt als „SS Siggi“.

Als die Nazis losliefen standen bereits mehrere hundert Gegendemonstrant*innen – getrennt durch Polizeiketten und -Autos – an der Aufzugstrecke bereit und empfingen die Nazis mit lauten Parolen und Stinkefingern. Bei einer Zwischenkundgebung in der Bahnhofstraße schien die Situation kurzzeitig zu eskalieren. Die Nazis schmissen Böller und Flaschen in die Reihen der Gegendemonstrant*innen die ihrerseits mit Flaschenwürfen antworteten. Mit Schlagstöcken und Fußtritten hielt die Polizei daraufhin die Nazis in Schach und begleitete sie zu ihrer Abschlusskundgebung auf den Bahnhofsvorplatz. Nach dem Ende der Nazidemo meldete Michel Fischer eine weitere Demo in Weimar an in deren Folge es erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Nazis und Polizei kam. Weitere Zwischenfälle sind uns bisher nicht bekannt.

Trotz einer eher laschen Mobilisierung haben mehrere hundert Menschen den Naziaufmarsch nicht unkommentiert laufen lassen. Vor allem durch den Jugendblock auf der DGB Demo aber auch durch ein übergroßes Transparent in der Nähe der Naziroute waren emanzipatorische Kritik an Kapitalismus und Forderungen nach einem guten Leben für alle in der Stadt präsent. Unsere Solidarität geht an alle die von Repression betroffen sind oder noch werden. Meldet euch bei der Roten Hilfe wenn ihr diesbezüglich Post bekommt.

Einen weiteren Bericht gibt es bei Endstation-Rechts. Fotos gibt es hier und hier.


Jugendblock mit Hochtransparent von den Falken


Jusos gegen Nation und Kapital und für alles für alle


Nazidemo und Protest


Nazis aus den 90ern


Hitler: Ist er es oder ist er es nicht?


Bullen beim austeilen – Nazis beim einstecken


Grenzen überwinden – Alles für alle