20.12.: Kundgebung „Save Aleppo!“ in Erfurt

Rund 130 überwiegend junge Menschen versammelten sich heute zu einer spontanen Kundgebung auf dem Erfurter Bahnhofsvorplatz, um auf die dramatische Situation in der syrischen Stadt Aleppo aufmerksam zu machen. Auf vielen selbstgemalten Plakaten wurde ein Ende des Mordens und eine konkrete Unterstützung der Menschen in Aleppo gefordert. Auch die alte schwarz-weiß-grüne Nationalfahne aus der Zeit vor der Machtergreifung des Baath-Regimes, die von der syrischen Opposition verwendet wird, war mehrfach zu sehen. Mit brennenden Kerzen wurden die Worte „Save Aleppo“ und ein in ein Herz gefasstes „Berlin“ auf das Pflaster geschrieben. Die Stimmung war überwiegend ruhig und von Trauer geprägt.

Zu Beginn der Kundgebung wurde der gestrigen Opfer auf dem Berliner Weihnachtsmarkt gedacht und den Angehörigen der Toten und Verletzten das Mitgefühl ausgesprochen. Danach wurde eine Schweigeminute für alle Opfer von Terror und Gewalt nicht nur in Aleppo und Berlin, sondern weltweit eingelegt.

Im Anschluss folgten mehrere Redebeiträge, teils auf deutsch, teils auf arabisch. Ein syrischer Medizinstudent, der vor seiner Flucht in Aleppo in provisorischen Krankhäusern Verletzte versorgt hat, schilderte die Situation der Zivilbevölkerung in Aleppo mit eindringlichen Worten. Neben den Bombardements der russischen und syrischen Regierungsstreitkräfte gebe es in der Stadt seit 6 Monaten keine humanitäre Versorgung mehr, den Menschen fehlten lebenswichtige Dinge wie Nahrung, Wasser und Medizin. Er erinnerte daran, dass die Millionenstadt Aleppo, die bereits William Shakespeare erwähnt habe, eine der ältesten Metropolen der Welt und reich an kultureller Vielfalt sei, weshalb die UNSESCO die Altstadt 1986 zum Weltkulturerbe erklärt habe. Auch daraus ergebe sich eine besondere Verantwortung der internationalen Staatengemeinschaft, die Stadt und seine Menschen zu retten.

Kritisiert wurde nicht nur das Regime Assad, sondern auch die Untätigkeit Europas und die repressive Einwanderungs- und Asylpolitik. Rüdiger Bender stellte in seinem Redebeitrag einen Bezug zur am Vortag auf dem Anger stattgefundenen Kundgebung für einen Winterabschiebestopp her. Das Grundrecht auf Asyl müsse wieder hergestellt und ein breiter Fluchtkorridor nach Europa geöffnet werden. Abschiebungen nicht nur von Menschen aus Afghanistan, sondern auch von Roma in unmenschliche Lebensbedingungen müssten verhindert werden. Zugleich warnte er vor einer Instrumentalisierung der Opfer von Berlin, um Hass und Angst gegen Geflüchtete zu schüren. Auch Heike Döbler forderte in ihrem Redebeitrag eine konkrete Unterstützung der Menschen, die nach Europa geflohen sind. 2011 seien die Menschen in Syrien für Demokratie und Mitbestimmung und gegen Unterdrückung und soziale Ungleichheit auf die Straße gegangen. Diese Menschen müsse man unterstützen.

Zum Schluss redete noch ein Junge, der ebenfalls in Aleppo geborgen wurde, und sagte, wie traurig er darüber sei, dass seine Nachbarn und Freunde tot oder vertrieben seien und seine Stadt zerstört sei. Er bedankte sich für die Aufnahme in Deutschland und wünschte sich Frieden für Syrien.