Redebeitrag zur Frauen*kampftagsdemo

Im Folgenden dokumentieren wir unseren Redebeitrag, der zur Frauen*kampftagsdemo am 8. März 2018 in Erfurt gehalten wurde.

Dass Rechte und Konservative sich die Verteidigung von Frauenrechten auf die Fahnen schreiben, ist eine Strategie, ihren Rassismus und völkischen Nationalismus zu zementieren. Das zeigt sich auch daran, wann das Thema Frauen auf die Tagesordnung kam und wie dieses verhandelt wird.

Die Haltung von Rechten zu den Abtreibungsparagrafen macht deutlich, dass wenn von Respekt vor dem Leben gesprochen wird, deutsches Leben gemeint ist und auch, welches Frauenbild sich dahinter verbirgt. Die Geschlechterordnung ist klar binär und wer eine Frau ist, bekommt auch Kinder. Berufstätigkeit von Frauen wird als Karriere beschrieben, die sie jedoch zugunsten von Kindern und Familie zurückstellen solle. Wer als Frau keine Kinder möchte, ist verblendet oder krank – verblendet durch die 68er und damit einhergehende Individualisierung oder angesteckt vom sogenannten Genderwahn(sinn). Denn keine Kinder zu bekommen kann nie eine freie Entscheidung sein, weil die Selbstabschaffung des eigenen Volkes nie Ziel vom Volk sein kann. Der Volkskörper soll wachsen und gedeihen und gesunden. Die traditionelle Familie als Keimzelle der Nation – dies ist ein Gedanke, der scheinbar nie aus Deutschland verschwunden ist. Es wird eine organische Verbindung von traditioneller Familie und souveränem Nationalstaat suggeriert. Auch eine wirtschaftliche Vormachtstellung wird damit erhalten.

Die Idee, dass Frauen selbst entscheiden können sollen, ob und wann sie Kinder bekommen, scheint ihnen vollkommen absurd. Im Kern geht es nur um Frauen, die zur Volksgemeinschaft gehören – ausgeschlossen sind die „Irren vom Genderwahn befallenen Frauen“ ohne Kinder, Schwule, Lesben, Trans*, „verweiblichte Männer“. Sie alle sind Volksverräter, sagen sie. In der Vorstellung der Rechten haben sie, wie auch alle Migrant*innen, nie dazugehört und werden es auch nie tun. Der propagierte Schutz der Frau dient eigentlich dem Schutz der Volksgemeinschaft. Was im Moment passiert, ist eine Kampagne Deutschland nach innen zu stärken und nach außen abzuschotten – das eine wird gegen das andere gestellt, ein entweder oder konstruiert: Mehr deutsche Kinder statt Masseneinwanderung.
Eigentlich ganz einfach: Blut- und Bodenideologie in Reinform inklusive klaren Aufgaben für Mann und Frau in der Gemeinschaft. Die Frau leistet ihren Beitrag zur Gemeinschaft, in dem sie Kinder bekommt. Das gibt ihr die Daseinsberechtigung und macht sie überhaupt zur Frau. Der Mann versorgt die Familie und wehrt Feinde ab. Die Frau mit ihrem liebevollen Wesen kümmert sich dann um den vom Kampf erschöpften Mann, so dass der Mann wieder Deutschland schützen, „für Deutschland kämpfen“ kann…

Wir sagen Bullshit!

Frauen, Inter und Trans entscheiden selbst und leben selbstbestimmt – das wollen wir! Wenn Rechte und Konservative individuelle Freiheiten, die hart erkämpft wurden, abschaffen wollen zu Gunsten einer reinen und homogenen Volksgemeinschaft, die sich dem Gedanken ihrer Überflüssigkeit im Kapitalismus mit Händen und Füßen verwehrt, zeigen wir Zähne, gehen auf die Straßen und halten nicht mehr still! Wir lassen uns nicht auf die Mutterrolle reduzieren. Wir wollen Frauen, denen keine Rollen zugeschrieben werden. Wir sind auch keine Gebärmaschinen fürs Volk, auf das wir herzlich wenig geben. Wir müssen keine Funktion für das große Ganze (Deutschland) erfüllen. Wir wollen auch keine Männer, die Frauen verteidigen. Wir lassen uns nicht in deren heteronormatives Korsett drängen. Uns geht es darum, eine solidarische Gesellschaft zu schaffen, in der Menschen ihre individuellen Bedürfnisse und Lebensentwürfe gemeinsam in die Tat umsetzen können. Wir entscheiden selbst. Und wir finden es wichtig, dass Frauen auch selbst entscheiden, wann sie sich für ein Kind entscheiden und wann sie sich für eine Abtreibung entscheiden. My body – my choice! Genau das greifen die Konservativen und Rechten gerade an: Die Rechten wollen über den weiblichen Körper und alle, die nicht in ihr Geschlechterbild passen entscheiden. Sie packen das in eine Moral: Auf der einen Seite, geben sie an, das ungeborene Leben schützen zu wollen – und faseln von Respekt vor dem Leben. Gleichzeitig aber sehen sie den Frauenkörper nur dann in Gefahr, wenn er von nicht-deutschen Männern bedroht scheint. Sexuelle Übergriffe, häusliche Gewalt und Vergewaltigungen auch in Paarbeziehungen war noch nie ein Problem für weiße Männer. Es wurde erst eins, als sogenannte fremdländische Männer Frauen bedrohten. Wir hassen diese patriarchale Gesellschaft für ihren Sexismus und genau diesen gilt es zu überwinden. Wir verwechseln auch rechte Frauen nicht mit Frauenrechten und wir lassen unseren feministischen Kampf für die Verbesserung der Lage von Frauen, Inter und Trans nicht von Rechten instrumentalisieren. Wer die Rechte von Inter- und Trans angreift, konservative Männerbilder stärkt und Rassismus schürt, soll bei Frauenrechten die Fresse halten.

AfD – fuck off! Für einen kämpferischen, solidarischen Feminismus!