Fridays for Future am 24.5. in Erfurt

Gerne veröffentlichen wir eine Zuschrift mit einem Bericht über den 2. globalen Klimaaktionstag in Erfurt am vergangenen Freitag. Foto geklaut vom Twitter-Account von Fridays for Future Erfurt

Los ging es kurz nach 12 mit der Startkundgebung am Anger mit allgemeinen Mitteilungen der Versammlungsleitung. Dabei wurde bekanntgegeben, dass jegliche Parteiwerbung und Wahlkampf innerhalb der Veranstaltung unerwünscht ist, da sich FFF Erfurt als überparteilich sieht. Nett war auch, dass jegliche Parteien mit menschenfeindlichen Einstellungen grundsätzlich ausgeschlossen worden. Zu diesem Zeitpunkt waren schon mindestens 300 Leute da, vor allem Schüler*innen, bei den denen wiederum Frauen zahlenmäßig dominant waren.

Als erster Redner wurde erstmals für Erfurt ein „Scientist for Future“ vorgestellt. Roland, Physiker aus Jena sprach ausführlich über Strategien der Klimaleugner und erwähnte dabei konkrete Beispiele, wie Thüringer AfD-Leute versuchten, die Klimakrise verharmlosten. Danach sprach ein Repräsentant von Extinction Rebellion der neuen Thüringer Lokalgruppe, der in seiner Rede sich u.a. dafür stark machte die Verharmlosung der limakatastrophe durch Wörter wie „Klimawandel“ oder „Klimakrise“ nicht zu unterstützen. Zwischen diesen Beitragen trat eine Schülerin mit Gitarre auf und sang Lieder von Bob Marley und das etwas anachronistische „Wind of Change“ der Scorpions (ja, ich bin lange kein Schüler mehr). Als letzte Rednerin der Startkundgebung durfte die Umweltministerin Thüringens Anja Siegismund noch die Leistungen ihres Ministeriums und ihr Engagement in der Bundesregierung positiv darstellen; Sie sparte aber auch nicht mit Lob für die Schüler*innen. Konkrete Pläne, wie diese Klimakrise zu lösen sei, hatte sie aber auch nicht dabei.

Neben mir diskutierten 8 Schüler mindestens eine halbe Stunde mit einer Rentnerin und einem Rentner über die Kosten der von FFF angestrebten Wirtschaftsreformen. Kurz vor dem Start der Demo richtete der Versammlungsleiter auch noch mal direkt an MLPD, die in der Kundgebung Schüler*innen ansprach und Flyer verteilte, den Aufruf, keine Wahlwerbung zu machen.

Mit dem Lied „Ich bin komplett im Arsch“ von Feine Sahne Fischfilet, dass eine Schülerband live coverte, setzte sich die Demo mit ca. 500 Leuten, vielen Transparenten und Plakaten auf der Bahnhofsstraße Richtung Juri-Gagarin-Ring in Bewegung. Erfreulich kraftvoll mit Rufen wie „What do we want? – Climate Justice! – When do we want it? – NOW!“,“Es gibt kein Recht auf Kohlebaggerfahren!“ und „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“ bogen wir auf den Juri-Gagarin-Ring Richtung Presseklub ein. Polizei war dabei nur am Anfang und am Ende der Demo zu sehen.

Vor der Commerzbank wurde ein für meinen Geschmack kurzes Die-In durchgeführt; die Demo lief nach ca. 1 min weiter. 50 m weiter kam es auf einmal zu lauten „Nazis raus“ Rufen inmitten der Demo und mehrere Polizisten hasteten an mir vorbei. 5 Männer der JN, die vorher von den Teilnehmer*innen nicht als solche wahrgenommen wurden, entrollten ein Transparent („instrumentalisierte Jugend der grünen Lobby“) inmitten der Demo und wurden nach einem kurzen Handgemenge von den Polizisten auf die andere Straßenseite aus der Demo heraus komplimentiert. Auf der anderen Seite fingen nun auch Sie an ihre Slogans zu skandieren, die ich aber akustisch aufgrund unserer Teilnehmer*innen nicht verstand. Kurz nach dieser Konfrontation forderte der Versammlungsleiter uns wieder in Bewegung zu setzen.

Am Hirschgarten fand dann die Zwischenkundgebung statt, bei der ein Teilnehmer von der Polizei weggeführt wurde, da anscheinend einer der Nazis ihn angezeigt hatte. Die Demoleitung zeigte sich solidarisch und forderte den auch anwesenden Ministerpräsidenten Ramelow auf einzuschreiten. Er kam dem auch nach, wenn auch etwas widerwillig. Wie das aber ausging erschloss sich mir aber im Nachhinein nicht.

Bei der Zwischenkundgebung lobte Ramelow dann auch kurz die Bewegung und verschwand dann aber auch gleich wieder in der Staatskanzlei. Weitere Redner*innen waren u.a. eine Frau die ihren Perspektivwechsel auf ie Klimakrise aus Erwachsenen- und Elternsicht darlegte. Auch der von Polizeirepression betroffene Teilnehmer redete kurz und machte sich unter Beifall für die antinationale Ausrichtung der Bewegung stark. Ein weiterer Redner machte auch nochmal auf die Subventionen für den Flugverkehr aufmerksam, die den Flugverkehr billiger als Bahnfahren machen. Nach der Zwischenkundgebung setzte sich der Zug dann wieder zum Anger fort.

Bei der Abschlusskundgebung sprach noch ein Repräsentant der Bewegung „Ende Gelände“, der sich solidarisch mit FFF zeigte. Hier musste ich aber schon los.

Insgesamt fand ich die Demo sehr erfreulich und hoffe dass die öffentliche Wahrnehmung dieses Themas weiter zunimmt, damit auch bald hoffentlich von vielen verstanden wird dass der Wachstumsfetischismus des Kapitalismus der Tod unserer jetzigen Biosphäre und das Ende der menschlichen Gesellschaft, wie wir sie kennen, bedeutet.