Unteilbar in Dresden, CSD in Erfurt und Antifa in Eisenach – ein durchwachsenes Demowochenende

40.000 in Dresden bei »Unteilbar«, 3.000 beim Erfurter CSD, 60 bei einer antifaschistischen Kundgebung in Eisenach – viele Leute waren am Wochenende auf der Straße, unser Fazit ist durchwachsen.

Unteilbar
Als wir auf der zweiten Elbbrücke der Demoroute stehen und tausende Menschen auf der ersten Elbbrücke senen (3km davor gelegen), haben wir fast den Eindruck, die offizielle Zahl sei ein wenig niedrig geschätzt. Auf der Straße sind sehr viele Geflüchtete, zudem zeigt sich eine starke Mischung von antirassistischen, antifaschistischen, antinationale und anderweitig progressiven Gruppen. Wir bewerben im IL- und im Solidarity-City-Block die Kampgane „Alles muss man selber machen“. Die Redebeiträge auf der Abschlusskundgebung – Promis singen ein Hohelied auf Demokratie, Menschenrechte und die »offene Gesellschaft« (ein Schlagwort mit inhaltlicher Nähe zur Extremismusdoktrin) — stehen in einem merkwürdigen Kontrast zur Zusammensetzung der Demonstration. Trotzdem setzt die Demo den Trend fort, über Spektren und Themengrenzen hinweg gemeinsam für emanzipatorische Inhalte zu agieren. Hoffentlich auch im Alltag und über Großevents hinaus.

CSD Erfurt
Auch der Erfurter CSD war mit 3.000 Teilnehmer*innen sehr gut besucht. Das Thema Homophobie stand zwar im Vordergrund, aber auch hier wurde gleichzeitig für allgemeine gesellschaftliche Befreiung demonstriert, nicht zuletzt von Klima-Aktivist*innen. Überschattet wurde der Tag durch mehrere Störungen: Zuerst wurden mehrere Demoteilnehmer*innen aus einem Junggesellenabschied verbal und körperlich angegriffen. Auf dem Anger demonstrierte der »Dritte Weg« für heterosexuellen Blümchensex und gegen »Hömö-Brobaganda« wie im hier verlinkten Video (Twitter) zu sehen ist. Der CSD reagiert, umstellt den »Dritten Weg«, der schließlich einpackt. Der Tag endet mit der Abschlussparty des CSD und wir freuen uns aufs nächste Jahr, denn eins hat dieser Tag gezeigt: Die Sichtbarkeit von LGBTQIA* ist keine Selbstverständlichkeit und löst bei vielen Aggressionen und Abwehr aus. An Aktualität hat das Anliegen des Christopher Street Day nicht verloren.

Außerdem: Eine weitere Perspektive auf den CSD in Erfurt haben die Freund*innen von der Seebrücke Erfurt auf Facebook veröffentlicht.

Coole Beats in Eisenach
In Eisenach wiederum haben 60 Antifaschist*innen unter dem Motto „Coole Beats statt Nazi-Kiez 2“ demonstriert. Sie wehren sich gegen eine rechte Hegemonie, die sich durch rechte Schläger und diese verharmlosende Cops sowie eine fast unsichtbare Zivilgesellschaft ausdrückt. Auch hier kam es zu Störungen: Einige Neonazis aus Eisenach und Braunschweig (siehe Bild) versuchten die Tanz-Kundgebung anzugreifen. Die anwesenden Cops brauchten eine ganze Weile, um die Situation zu verstehen als ob sie die Verhältnisse in Eisenach nicht kennen würden. Die Kundgebung reagierte jedoch sofort, war sich der Präsenz der Rechten bewusst und winkte höhnisch zum Abschied. In Eisenach ist das normal – ebenso wie der parallel stattfindende Balladenabend im Flieder Volkshaus der NPD. Wir danken unseren Genoss*innen vor Ort für ihr fortwährendes Standhaft-Bleiben! Bei all der Scheiße war es dennoch ein schöner Abend mit euch und ein Wiedersehen mit vernetzendem Charakter. Wir lassen uns nicht unterkriegen, auch nicht in Eisenach – wir kommen immer wieder!

Der Tag zeigt: Wir können mobilisieren und auf der Straße Präsenz zeigen. Wie wir weiter mit Angriffen auf uns und unsere Demonstrationen umgehen und auch damit, dass wir die Masse für liberal-demokratisch positionierte Großevents stellen, muss weiter diskutiert werden.

Und noch ein paar Bilder aus Dresden: