Perspektiven autonomer Politik

AK Wantok: Perspektiven autonomer PolitikDer AK Wantok präsentiert mit dem 2010 im Unrast-Verlag erschienenen Buch „Perspektiven autonomer Politik“ eine umfassende Bestandsaufnahme der aktuellen autonomen Bewegung und ihren Tätigkeitsfeldern. Dabei ist der AK Wantok nicht der Stein der Weisen und trägt auch zu keiner Normierung autonomer Politik bei. Im Gegenteil: in zahlreichen Interviews und Beiträgen kommen unzählige Aktivist_inn_en zu Wort und bringen jeweils eine ganz eigene und persönliche Sicht mit ein. Dies führt auch dazu, dass das Buch nicht langweilig wird.
Eine Definition was autonome Politik genau bedeutet wagen die Autor_inn_en nicht. Zu vielschichtig sind die Theorien und Praxen. Vielmehr umschreiben sie den Gegenstand mit einem „autonomen Thesenpapier“ von 1981, dass 1995 in einer revidierten Fassung veröffentlicht wurde. Politik der 1. Person, kein Parlamentarismus, Ziel ist eine grundsätzlich andere Gesellschaft, dezentrale Gegenmacht von unten, Schaffung von Freiräumen und der Versuch Ansprüche wie Antisexismus und Antirassismus auf sich selbst zu beziehen, sind nur ein paar Stichworte aus dem Inhalt.
Gegliedert ist das Buch in ganze 21 Kapitel. Beispielsweise „Politik und Alltag“, „Freiraumpolitik / Selbstverwaltung“, „Geschlechterverhältnisse“, „Antifa“, „Anti-Imps vs. Anti-Deutsche“ und „Tierrechte“ befinden sich darunter. Abgeschlossen wird das Buch mit einem Thesenpapier des AK Wantok zur Zukunft autonomer Politik.
Die breite Palette an Themen verschafft einen ganz guten Überblick was unter dem Label „Autonom“ heute alles so geht. Auch die historischen Beschreibungen und Herleitungen, wieso dieses oder jenes heute so oder anders diskutiert wird, erlauben einen Einblick in die nun doch schon 30 Jahre alte Bewegung. Dabei können die meisten Themen und Diskussionen leider nur angerissen werden, was die Autor_inn_en mit Weiter-Les-Empfehlungen am Ende jedes Kapitels auszugleichen versuchen.
Verschiedene Spannungsfelder fallen beim lesen immer mal wieder ins Auge. Zum Beispiel scheinen die Fragen nach dem Verhältnis von Theorie und Praxis, Individualität und Kollektivität und Szenepolitik und gesellschaftliche Verankerung zentral zu sein.
Das Buch scheint gerade für neue Aktivist_inn_en interessant zu sein, da viele „Standards“, die in der Szene oft vorausgesetzt werden, leicht und verständlich erklärt und beschrieben werden. Außerdem erleichtern es die zahlreich dargestellten Themenfelder sich selbst innerhalb der Szene zu positionieren.
Doch auch für Leute die schon länger dabei sind bietet das Buch seinen Reiz. Eine Analyse des Ist-Zustandes kann einer Reflexion, Neubestimmung und Neuausrichtung der eigenen Aktivitäten dienen. In jedem Fall wird ein Blick über den eigenen kleinen Tellerrand ermöglicht.

AK Wantok, Perspektiven autonomer Politik steht ab jetzt in der Bibliothek des Infoladens unter der Signatur DIV22.

Dresden, Buchvorstellung und Aftershow

Nach derzeitigem Kenntnisstand wird es am 18. (und 11.) Februar 2012 keinen Nazi-Großaufmarsch in Dresden geben. Wie zuletzt 2007 verzichten die Nazis auf den Aufmarsch an einem Wochenendtermin in der Nähe des 13. Februar. Dieser nationalsozialistische Rückzug ist Ergebnis entschlossener antifaschistischen Praxis.

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Buchforstellung und Infoveranstaltung in ErfurtDie Antifaschistische Koordination Erfurt lädt unterdessen am 2. Februar um 20.00 Uhr in die Offene Arbeit Erfurt zu einer Buchvorstellung mit anschließender Infoveranstaltung.
Vorgestellt wird das Buch „Antifa – Geschichte und Organisierung“ das ihr übrigens auch in der Bibliothek des Infoladens findet. Abschließend gibt es aktuelle Informationen über die geplanten Proteste gegen den Nazi-Aufmarsch 2012 in Dresden, Rechtshilfe-Tipps von der „Roten Hilfe“ sowie Bus-Tickets für die gemeinsame Fahrt nach Dresden. Abgerundet wird das ganze mit Kaltgetränken die es zu erwerben gibt.

Weitere Infos zu der Veranstaltung bei der Antifaschistischen Koordination Erfurt.

Kundgebung und Demonstration gegen Polizeigewalt auf der Oury-Jalloh-Gedenkdemo

The VOICE Refugee Forum und das Break Isolation Netzwerk rufen auf:

Gerechtigkeit für Oury Jalloh! – Do Justice To Oury Jalloh!

Kundgebung und Demonstration am 18.01.2012 in Jena

Wir rufen auf zur Kundgebung und Demonstration, um gegen die massive polizeiliche Brutalität auf der Oury-Jalloh-Gedenkdemo in Dessau am 7.1. 2012 zu protestieren.

Zahlreiche Demonstrationsteilnehmer_innen, darunter langjährige Aktivisten der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, von The VOICE Refugee Forum und weitere antirassistische Aktivist_innen wurden dabei zum Teil schwer verletzt.

Mehr als 200 Personen waren nach Dessau gekommen, um an Oury Jalloh aus Sierra Leone zu erinnern, der am 7. Januar 2005 von der Polizei festgenommen wurde und, an Händen und Beinen gefesselt, auf einer Matratze im Dessauer Polizeigewahrsam verbrannte. Weil sie auch nach sieben Jahren der offiziellen Darstellung, dass Oury Jalloh das Feuer selbst ausgelöst habe, keinen Glauben schenken, weil sieben Jahre nach Oury Jallohs grausamem Tod in Zelle Nr. 5 in Dessau noch immer keine Gerechtigkeit in Sicht ist, war auf der Demonstration wie in all den vorigen Jahren zu lesen und zu hören: Oury Jalloh – das war Mord!

Der Slogan geht auf einen kollektiven Beschluss der Aktivist_innen der Kampagne „Gerechtigkeit für Oury Jalloh“ zurück, ihn zu verbieten war schon 2006 in einem Gerichtsurteil für rechtswidrig erklärt worden. Doch in diesem Jahr waren die Plakate mit dieser Aufschrift Vorwand für permanente Provokationen, Aggressionen und Schläge gegen die Demonstrationsteilnehmer_innen und den massiven Einsatz von Pfefferspray durch die Polizei.

Wir rufen auf zur Kundgebung und Demonstration, um unsere Solidarität mit den Opfern der polizeilichen Brutalität zu erklären!

Vor allem Mouctar Bah, Mitbegründer der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh war während der gesamten Demonstration Zielscheibe der polizeilichen Angriffe. Die strategisch geplante Aggression gegen ihn war zwei Tage im Vorfeld angekündigt worden, als Polizisten ihn in seinem Laden in Dessau einzuschüchtern versuchten und ihm drohten, für jede Verwendung des Wortes „Mord“ auf der Demonstration persönlich verantwortlich gemacht zu werden. Diese Drohung wurde mehr als wahrgemacht. Durch Schläge, Pfefferspray und einen Stoß mit einem Polizeihelm auf den Kopf bewusstlos geschlagen, musste er zwei Tage im Krankenhaus verbringen.

Schon jetzt wurden Ermittlungsverfahren gegen Demonstrationsteilnehmer_innen eingeleitet, durch die die Polizei sich ihrer eigenen Verantwortung und Schuld zu entziehen versuchen wird, indem die Rolle von Täter und Opfer, Angreifer und Angegriffenem, Aktion und Reaktion wieder einmal verdreht wird.

Wir protestieren gegen die drohende Kriminalisierung der Opfer und fordern dazu auf, die politisch gewollte Eskalation durch die Polizei als solche zu benennen.

Wir fordern die Änderung der Anklageschrift und der Strafanzeige im Fall Oury Jalloh auf Beihilfe zu Körperverletzung und zu Mord seitens aller Beamten, die am 7. Januar 2005 im Polizeirevier Dessau anwesend waren!

Gerechtigkeit für Oury Jalloh! Wir sagen: Oury Jalloh – Das war Mord!

Mittwoch 18. Januar 2012 um 16:00 Uhr
Treffpunkt: Holzmarkt, Jena

Interview: Rechtsterrorismus und die Verstrickung der Geheimdienste

Prof. Dr. Fabian Virchow sprach gestern über die „Geschichte des Rechtsterrorismus in Deutschland“ in der kleinen Synagoge in Erfurt. Radio Frei hat mit ihm ein Interview geführt:

In den letzten Wochen war das Entsetzen groß als die Taten des rechtsterroristischen „Nationalsozialistischen Untergrunds“ und die Verstrickung der Geheimdienste darin bekannt wurde. Doch was ist neu an diesem Phänomen und welche historischen Wurzeln hat der Rechtsterrorismus? Darüber sprach Radio F.R.E.I. mit Prof. Dr. Fabian Virchow von der FH Düsseldorf.

[audio:http://freie-radios.net/mp3/20120111-quotnation-45619.mp3]
(Download)

Mit dem Zug zu den Antifa-Aktionen nach Magdeburg

Den Naziaufmarsch am 14.01.2012 im Magdeburg blockieren
Den Naziaufmarsch am 14.01.2012 im Magdeburg blockieren
Für den 14. Januar 2012 rufen Nazis der sogenannten „Initiative gegen das Vergessen“, wie schon in den Vorjahren, unter dem Motto „Ehrenhaftes Gedenken statt Anpassung an den Zeitgeist!“ erneut auf, nach Magdeburg zu kommen. Diese Demonstration ist die erste Gelegenheit im neuen Jahr für Nazis aus dem ganzen Bundesgebiet, sich zu treffen und ihre Ideologie zu propagieren. … Thematisch wird dabei versucht, die Bombardierung deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg aufzugreifen und durch revisionistische Aussagen den aktuellen Geschichtsdiskurs weiter nach rechts zu lenken, um so aktiv Geschichtsrevisionismus zu betreiben. Verschiedene Gruppen und Initiativen rufen dazu auf den geschichtsrevisionistischen Naziaufmarsch zu verhindern.

Treffpunkt für die gemeinsame Anreise aus Erfurt per Zug ist am 14.01.2012 um 6:45 Uhr am Hauptbahnhof Erfurt.

Weitere Infos zu den Antifa-Aktionen unter entschlossenhandeln.blogsport.de und blockierenmd.tk.

Die Antifaschistische Linke Berlin zu NSU, NPD und Innenministerium

<img src="http://www.antifa.de/cms/mambots/content/dynamicImage/cache/-1778091021_150_212_150_212.142857143_0_0_70_vs_verbot_sm2011.jpg" style="float:left; margin-right: 5px;" alt="ALB: Rise Up!"Überraschung: Über 13 Jahre lang zieht eine Neonazi-Bande mordend durchs Land, zum Finale Grande erschießen sich die zwei männlichen Mitglieder der Terrorzelle, stecken Beute und Fluchtfahrzeug ihres letzten Banküberfalls in Brand und die dritte im Bund versucht den letzten Unterschlupf in die Luft zu jagen. Wer hätte DAS ahnen können?

»Im türkischen Milieu stößt man bei den Ermittlungen auf eisernes Schweigen« oder: Der ganz normale Rassismus

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Solidarität mit Lothar und allen anderen von Repression betroffenen AntifaschistInnen

Antifaschismus ist notwendig nicht kriminell!
In den letzten Tagen sind mehrere Interessante mediale Beiträge, in denen Lothar König explizit zu Wort kommt, erschienen:

Zum einen hat das Radio Freies Sender Kombinat – Hamburg im Nachmittagsmagazin für subversive Unternehmungen, Beiträge in dehnen JG Pfarrer Lothar König zu Wort kam ausgestrahlt. Die Rede Lothars auf dem großen Image Konzert für die Stadt Jena, auf dem er ausgepfiffen wurde:
[audio:http://www.freie-radios.net/mp3/20120104-impfeifkonz-45506.mp3]
(Download)

Und ein Studiogespräch – mit Lothar König am Telefon: Shalom Libertad und Inforadio Jena gemeinsam mit dem Nachmittagsmagazin.
[audio:http://www.freie-radios.net/mp3/20120106-einedeutsch-45543.mp3]
(Download) Es wird ausdrücklich um Diskussion dieser Sendung gebeten.

Zum anderen gab es zwei Beiträge auf dem Chaos Communikation Congress zur „Sächsischen Demokratie“:

Anne Roth spricht zu dem Thema „Sachsen dreht frei – On- und Offlineüberwachung: Weil sie es können.“

Die Initiative Sachsens Demokratie spricht über „Demokratie auf Sächsisch“

Linke Gruppen und libertäre Basisgewerkschaften rufen zu europaweiten Aktionen auf

M31 - european day of action against capitalism - 31.03.2012
Auf einem internationalen Treffen linker Gruppen und Basisgewerkschaften aus Griechenland, Deutschland, Spanien, Polen und Österreich Anfang Dezember in Frankfurt a. M. wurde beschlossen: Für den 31. März wird unter dem Motto „M31 – European Day of Action against Capitalism“ zu einem europaweiten Aktionstag gegen die autoritäre Krisenpolitik der Troika aus EU-Kommision, IWF und EZB aufgerufen. Die antikapitalistischen Organisationen wollen damit ein deutliches Zeichen gegen den maßgeblich von Deutschland betriebenen Versuch unternehmen, die Wettbewerbsfähigkeit Europas auf dem kapitalistischen Weltmarkt auf dem Rücken von Lohnabhängigen und MigrantInnen zu sanieren. Mit dem international koordinierten Protest soll auch ein Zeichen gegen die nationalistische Stimmungsmache gegen die Lohnabhängigen in den südeuropäischen Ländern und die militärische Abschottung der EU-Außengrenzen gesetzt werden. Dagegen setzen die Organisatorinnen und Organisatoren die Perspektive einer grenzübergreifenden Selbstorganisation der von der Sparpolitik und kapitalistischen Ausbeutung betroffenen Menschen.

Insgesamt soll der Aktionstag im Frühjahr den Auftakt für eine weitergehende, europaweite Kooperation linker Gruppen und Basisgewerkschaften mit massiven Protesten im ganzen Jahr 2012 darstellen. Insofern stellt der Aufruf zum Aktionstag auch eine explizite Aufforderung zur Beteiligung an weitere antiautoritäre Gewerkschaften, Gruppen und Organisationen dar. In ganz Europa werden verschiedene Aktionen stattfinden.

In Deutschland soll eine zentrale Aktion am 31. März 2012 in Frankfurt a.M. stattfinden, in deren Rahmen auch die Baustelle der neuen „Europäischen Zentralbank“ besucht werden soll.

Weitere Infos unter march31.net.

Occupy Thüringen ruft zu einer Demonstration am 15. Januar in Erfurt auf

United for global Revolution
Ausgehend von einem kritisch-solidaischen Standpunkt veröffentlichen wir den Aufruf von Occupy Thüringen zu einer Bündnisdemo am 15.01.2012 in Erfurt. Unter dem Motto „Viele Kerzen für die Demokratie“ sollen die TeilnehmerInnen „viele bunte Kerzen“ als ein „Zeichen der Hoffnung“ entzünden. Die bisherige Vorbereitungsgruppe lädt dazu ein sich an den Vorbereitungen der Demo zu beteiligen.

Gleichzeitig Verweisen wir auf zwei Texte von den Gruppen Avanti und der Basisgruppe Antifaschismus Bremen die sich kritisch-solidarisch auf die Occupy Bewegung beziehen. In dem Text „Echte Demokratie – das geht nur ohne Kapitalismus!“ stellt Avanti recht anschaulich dar was für sie „Echte Demokratie“ bedeutet. Der Text „Antikapitalismus statt „echter Demokratie“!“ kritisiert eine Kritik die lediglich die Auswüchse des Kapitalismus angreift und kommt zu dem Schluß „Kapitalismus abschaffen – für die soziale Revolution!“.

Viele Kerzen für die Demokratie

Aufruf zur Bündnisdemo am 15.01.2012 in Erfurt

Das dringlichste Anliegen zahlreicher PolitikerInnen scheint dieser Tage das Buhlen um ein höchst flüchtiges Gut: Die globalen Finanzmärkte sollen endlich wieder Vertrauen in Werweisswas fassen, dann wird schon alles gut. Kaum ein Opfer scheint zu groß dafür, mehrere Regierungen in der EU stürzen (oder werden gestürzt?) – an ihre Stelle treten nicht demokratisch legitimierte „Experten“ und Technokraten; Debatten, welches Land wohl noch wie lange am Euro oder dem Europäischen Staatenbund beteiligt ist nehmen eine verheerende Dynamik auf; „Sünderstaaten“ sollen teilweise entmündigt werden; im gesellschaftlichen Besitz befindliches Vermögen wird zu lächerlichen Preisen verhökert; in Millionen Arbeitsverträge von Staatsbediensteten wird massiv zu deren Nachteil eingegriffen; sozialstaatliche Standards werden geschleift; es schlägt die Stunde der Hetzer und Populisten, friedlicher Widerstand dagegen wird zunehmend aggressiv unterdrückt….
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Endlich: Thüringer Allgemeine verpixelt

Aktivist_innen kennen die Situation: Man macht eine schöne Aktion und möchte damit in die Presse kommen. Gleichzeitig hat man keine Lust, dass der Chef, die Bullen, die Nazis von Nebenan und der Rest der Welt eine_n wiedererkennt. Sagt man dann zu Journalist_innen: „Keine Fotos“ oder „Können Sie mein Gesicht unkenntlich machen?“, ist das Unverständnis groß. Man solle dazu stehen, was man tut; die Leser_innen würden richtige Fotos erwarten und überhaupt: „Wovor fürchtet Ihr euch eigentlich?“

Erfreulich ist, dass die Thüringer Allgemeine in der Ausgabe vom 22.12.2011 von dieser gängigen Praxis abweicht und nun doch verpixelt:

Wir hoffen, dass der Schutz der Privatsphäre im Zukunft auch für Menschen gilt. Oder müssen wir uns dafür die Logos von Mineralölkonzernen ins Gesicht malen?

„Goldene Nase“ geht an die Diakoniestiftung „Altenhilfe Sophienhaus“ Weimar

BürgerInnen Gegen Billiglohn
Die Bürgerinitiative gegen Billiglohn verleiht seit 2003 den Negativ-Preis „Goldene Nase“ an Unternehmen, die Dumpinglöhne zahlen, Arbeitnehmerrechte brechen oder Tarifverträge ignorieren. Die „Preisverleihung“ fand am 21. Dezember vor dem Sophienhaus in Weimar statt.

Leistungen aushebeln, mitreden und streiken verbieten

Der erste Preis ging an die Diakoniestiftung „Altenhilfe Sophienhaus“ in Weimar. Die Einrichtung wurde 2008 ausgegliedert mit dem Ziel, Löhne zu senken und die Beschäftigten bei Sonderzahlungen und Zuschlägen für die Nacharbeit schlechter zu stellen. Damit das gelingt, wurden die neuen Arbeitsverträge nicht mehr auf der Basis der Arbeitsvertragsrichtlinien für Einrichtungen, die dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche angeschlossen sind, abgeschlossen. Stattdessen gilt nun die so genannte Arbeits- und Sozialordnung. Diese wurde von den Arbeitgebern entwickelt, ohne die Mitarbeitervertreter/innen der Stiftung zu beteiligen. Vor dem Betriebsübergang gab es noch eine Betriebsratswahl, danach wurde die Interessenvertretung nicht mehr anerkannt. Trotz „Gastmitgliedschaft“ im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche gilt das Verbot des Streikrechts mit Hinweis auf das Kirchenrecht. Sich gewerkschaftlich zu engagieren, wurde verboten.

Lohn in homöopathischen Dosen

Das Callcenter „TOS Center“ in Erfurt kam auf den zweiten Platz. Die meisten der 50 Beschäftigten dieses Unternehmens haben nur Mini-Jobs. Torsten Furgol von der BI Gegen Billiglohn sagte anlässlich der Übergabeaktion, dass eine Beschäftigten offiziell einen Arbeitsvertrag über 14 Stunden die Woche hat, real jedoch über 50 Stunden und mehr gearbeitet habe. Auch wich die Bezahlung von dem im Arbeitsvertrag vereinbarten Entgelt deutlich ab, d. h. ihr Lohn errechnete sich lediglich aus der Zahl der zustande gekommenen Kundenkontakte am Telefon. „In einem Monat lag ihr Lohn bei 43 Euro. Rechnet man das auf die geleisteten Stunden um, liegen wir bei 21 Cent pro Stunde“.

Ohne betriebliche Mitbestimmung und unterbezahlt

Die „Goldene Nase“ in Bronze schmückt nun die Edeka-Filiale Neukauf in Steinbach Hallenberg. Dort arbeiten circa 20 Festangestellte. Weitere 20 Mitarbeiter/innen sind geringfügig beschäftigt – für nur sechs Euro die Stunde. Der Tarifvertrag für den Einzelhandel wird nicht angewendet, Urlaub und Krankentage werden nicht bezahlt. Es gibt keine festen Arbeitszeiten. Mehrere Kameras wurden im Markt installiert – bis zur Tür des Pausenraums. Ein Betriebsrat wurde nicht zugelassen.

Videobericht von der „Preisverleihung“ von den Filmpiraten:

Offener Brief des Auschwitz-Komitees an die Regierenden

Auschwitz-Komitee in der BRD

Wir, die letzten Zeugen des faschistischen Terrors, rufen auf: […]
Aus der Erfahrung unseres Lebens sagen wir: Nie mehr schweigen, wegsehen, wie und wo auch immer Antisemitismus, Antiziganismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit hervortreten! Erinnern heißt handeln!
(Esther Bejarano, Vorsitzende des Auschwitz-Komitees)

Sehr geehrter Herr Bundespräsident, sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrte Damen und Herren,

in großer Sorge wenden wir uns heute an Sie. Antisemitische, rassistische und neofaschistische Ideologie und Praxis finden Akzeptanz bis in die Mitte der Gesellschaft. Sie, die Regierenden, tragen Mitverantwortung an den „deutschen Zuständen“ heute, an der Ökonomisierung des Denkens, an der Entsolidarisierung der Gesellschaft, und, daraus folgend, an der sozialen Spaltung, die Ängste schürt. Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit haben heute wieder Konjunktur in Deutschland.
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Radio F.R.E.I. protestiert gegen Ungleichbehandlung durch das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz

Bei der Besetzung des Thüringer VS am vergangenen Donnerstag wurde einem Journalisten von Radio F.R.E.I. der Zutritt zum Gebäude verwehrt während andere Journalist_innen eingelassen wurden. Das Radio geht davon aus, der Thüringer Verfassungsschutz würde sich an Gesetze halten und fordert daher das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz auf, zu klären mit welcher rechtlichen Grundlage der Ausschluss erfolgte.

[weiter bei Radio F.R.E.I.]

Online Petition: Thüringer Verfassungsschutz abschalten

Thüringer Verfassungsschutz abschalten. Eine Petition.
Neuesten Meldungen zufolge wollte der Verfassungsschutz die falschen Pässe für den NSU mit 2000DM bezahlen. Auch hat er polizeiliche Ermittlungen gegen die Nazis sabotiert. Damit zeigt sich jetzt ganz offensichtlich, dass der VS die mordenden Neonazis der NSU direkt unterstütz hat.

Unterdessen geht der Bürgerprotest gegen den Thüringer Verfassungsschutz weiter. In einem Kommentar lässt der „TLZ-Vize“ Hartmut Kaczmarek verlauten: „Dieser Geheimdienst gehört wirklich aufgelöst (…)“. Außerdem fordert er die damaligen Innenminister in die Verantwortung zu nehmen.

Das Aktionsnetzwerk Jena fordert in einer Online-Petition:

  • die lückenlose Aufklärung und öffentliche Aufarbeitung der Rolle des Verfassungsschutzes in den Neonazistrukturen
  • die Bildung eines Bürgerkommitees zur Auflösung des Verfassungsschutzes
  • ein Ende der Kriminalisierung antifaschistischer Arbeit

Auch wenn wir nicht glauben das Unterschriftenlisten und Petitionen irgendwas bewirken ist es sicherlich hilfreich der Forderung, den VS aufzulösen, auf verschiedenen Ebenen Ausdruck zu verleihen.

Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz besetzt

Heute wurde das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz für drei Stunden besetzt. Ca. 40 AktivistInnen drangen in das Gebäude der Behörde ein und forderten: „Ich will meine Akten sehen“ oder „Verfassungsschutz auflösen“. Nach drei Stunde verließ man das Gebäude. Für dieses mal.

Man hätte schon aufwändigste nachrichtendienstliche Mittel nutzen müssen, um mitzukriegen, dass etwas im Busch war gegen den Verfassungsschutz. Der Behörde selbst ist es nicht aufgefallen und so standen die Türen weit auf, als etwa eine halbe Stunde vor der angekündigten Kundgebung ein Schwung DemonstrantInnen das Gebäude betraten. Nur dem schnellen Einsatz der Empfangschefin war zu verdanken, dass nur das schäbige Foyer und die Eingangstreppe besetzt wurde. Bei Kaffee, Tee und Glühwein und mit Musik wurde diskutiert, ob die von der Partei „Die Linke“ (PDL) vorgeschlagene Umwandlung des VS in eine Informations- und Dokumentationsstelle für Menschenrechte, Grundrechte und Demokratie ein sinnvoller Vorschlag sei oder der Laden gleich vollends abgeschafft werden müsse.

Vor der Tür froren indes diejenigen DemonstrantInnen, die zu spät gekommen waren. Der herbeigerufene stellvertretende Behördenleiter versuchte drinnen vergeblich, die DemonstrantInnen vom Gehen zu überzeugen. Seine Idee, die Besetzung als Hausfriedensbruch zu ahnden, überzeugte noch nichtmal die anwesende Polizei — das Kaffeekränzchen der BesetzerInnen störe faktisch nicht den Frieden des Hauses, hieß es vom Einsatzleiter.

Eine verzwickte Situation: Außer dem sichtlich überforderten Chefspion war niemand wild auf Bilder, die zeigen, wie AntifaschistInnen von Prügelbullen aus dem sowieso schon skandalumwitterten Thüringer VS gezerrt werden. Und wenn man Protest nicht kriminalisieren oder ignorieren kann, muss man ihn eben integrieren. So konnte dann letztlich der Thüringer Innenminister die Situation beilegen, indem er den BesetzerInnen ein Gespräch im Landtag anbot. Dass diese Unterhaltung nicht mehr als eine Geste von oben herab ist und das Ergebnis keinesfalls die Auflösung des Amtes sein wird, ist klar.

Dabei wäre die schon in den 1990er-Jahren nötig gewesen, als die Schlapphüte sich damit beschäftigt hatten, die vermeintlich linksradikal unterwanderte Landeszentrale für politische Bildung anzugreifen oder den DGB und den Flüchtlingsrat Thüringen zu diskreditieren, während sich die jetzt aufgeflogene Nazi-Terrorzelle unbemerkt und wahrscheinlich sogar mit Landesmitteln finanziert konstituieren konnte.

Dass der Laden es noch nicht mal schafft, die Tür abzusperren, wenn eine Demonstration vor dem Haus angekündigt ist, zeigt die Unfähigkeit der Behörde. Aufgelöst gehört sie aus politischen Gründen.

Update Presse:
Interview von Radio F.R.E.I. mit einer Teilnehmenden über Forderungen und Kritik am Verfassungsschutz:
[audio:http://freie-radios.net/mp3/20111215-verfassungss-45132.mp3]
Download bei freie-radios.net
, Indymedia, MDR, TLZ.


Verfassungsschutz selber machen?


Sitzblockade auf der Treppe des Thüringer VS


Foyer besetzt – mit Kaffe, Tee und Glühwein


Frieren vor dem Gebäude

Gegen rechte Schulungsstätte in Guthmannshausen

Am heutigen Samstag fuhren ca. ein dutzend Aktivist_innen nach Guthmannshausen und verteilten an die Haushalte des Dorfes mehrere Hundert Flyer gegen ein rechtes Schulungszentrum. Das Thüringer Liegenschaftsmanagement hatte das Haus dieses Jahr an einen rechten Verein verkauft, der dort ein Schulungszentrum etablieren will. Im folgenden der Text des verteilten Flyers:

Ende September wurde bekannt, dass das ehemalige Rittergut den Besitzer gewechselt hat. Das Thüringer Liegenschaftsmanagement hatte das schon mehrere Jahre leerstehende und zuvor als Fortbildungsstätte des Landwirtschaftministerium genutzte Haus für 320.000 € an Frau Bettina Maria Wild-Binsteiner verkauft.

Doch wie es aussieht, hat Frau Wild-Binsteiner das Rittergut nicht für sich erworben, sondern ist nur die Mittelsfrau für einen Verein, der nun in Guthmannshausen sein neues „Vereinsheim“ eröffnen will. Dieser Verein, der das Rittergut als seine „neue Heimstatt“ bezeichnet, nennt sich „Gedächtnisstätten e.V.“ Er wurde 1992 im ostwestfälischen Vlotho gegründet und hat nach seiner Satzung das Ziel, eine Gedächtnisstätte für die „vergessenen Opfer“ des 2. Weltkriegs zu erwirken.

Weiterlesen bei der Antifaschistischen Koordination Erfurt.

Aktionen gegen den Verfassungsschutz in Erfurt am 15. Dezember

Weggeschaut. Verharmlost. Finanziert. Verfassugsschutz endlich auflösen!
Weggeschaut – Verharmlost – Finanziert
Für die sofortige Auflösung des Thüringer Verfassungsschutzes

Die entscheidende Spur der Morde des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ führt zurück in die Zeit Ende der 90er Jahre. Es ist eine Zeit, in der ein sozialdemokratischer Innenminister eine Antinazi-Bündnis Demonstration in Saalfeld verbietet und der Verfassungsschutz in seinen Monatsberichten Neo-Nazis verharmlost, aber Gewerkschafter, Linke und Antifaschistische Gruppen diffamiert. Die zentralen Organisationen der extremen Rechten: der Thüringer Heimatschutz, Blood&Honour und die NPD blühen in dieser Zeit auf, geführt durch hoch bezahlte V-Leute des Verfassungsschutzes. In diesem Klima agierten die Personen, die heute dem NSU zugeordnet werden und die für mindestens 10 Morde verantwortlich gemacht werden. Ihr Untertauchen, ihre weiter bestehenden Kontakte zu den V-Leuten und die nicht durchgeführten Zugriffe sind Anlaß genug für uns, der offiziellen Version von einer unentdeckten Gruppe kein Wort zu glauben. Seit vielen Jahren stellen sich zivilgesellschaftliche und antifaschistische Gruppen dem Neo-Nazismus entgegen und werden dafür kriminalsiert. Noch immer laufen hunderte Straf- und Ermittlungsverfahren wegen der Anti-Nazi Blockaden im Februar 2011 in Dresden.

Es ist Advent. Die Zeit der Erwartung. Aber wir erwarten nicht mehr. Unsere Geduld ist am Ende.

Wir fordern:

  • Die lückenlose Aufklärung und öffentliche Aufarbeitung der Rolle des Verfassungsschutzes in den Neonazistrukturen
  • Die Bildung eines Bürgerkommitees zur Auflösung des Verfassungsschutzes
  • Ein Ende der Kriminalisierung antifaschistischer Arbeit

Protestaktionen am Donnerstag dem 15.12.2011:

16.00 Uhr protestierten wir vor dem Landtag während die Abgeordneten der Landesregierung dem Verfassungsschutz wieder Millionenbeträge für 2012 zuschustern

18.00 Uhr protestieren wir vor dem Landesamt für Verfassungsschutz (Haarbergstraße 61), in dem die Fäden der Neo-Nazi V(ertrauens)-Leute zusammenlaufen

Aktionsnetzwerk gegen Rechtsextremismus Jena und Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus Weimar

Erfurt: Hausbesetzung im Museum

Das Thema Hausbesetzung ins Museum zu holen, kann man gut als Versuch lesen, der Angelegenheit einen gebührenden Platz zuzuweisen. Den VeranstalterInnen und KünstlerInnen der so benannten Ausstellung, die heute im Erfurter Angermuseum eröffnet wurde, kann man ein solches strategisches Interesse nicht vorwerfen. Insofern gab es wohlwollende Freundlichkeit, als eine Handvoll echte HausbesetzerInnen die Eröffnungsrede mit Konfetti und Jubel beim Stichwort „Hausbesetzung“ bedachten und dazu Flyer verteilten.

Die Lücke, die durch die Räumung am 16.4.2009 entstanden ist, bleibt indes bestehen, ebenso wie der Fakt, dass einer im Zusammenhang von Erfurt und Hausbesetzung vor allen das folgende einfällt:

Stellungnahme der JAPS zum „Rock gegen Rechts“ in Jena

Rock gegen Rechts in Jena

Die Verteidigung des schönen Scheins

Heute findet in Jena die Rock’n’Roll Arena statt, wahlweise “gegen Rechts” oder “für die bunte Republik Deutschland”. Man will ein Zeichen setzen gegen den sogenannten „Rechtsextremismus“ und gegen Fremdenfeindlichkeit. Neben der Chance zum Bekenntnis “gegen Rechts”, soll ein Aufgebot an mehr oder weniger prominenten Künstler_innen und freier Eintritt dafür sorgen, dass viele tausend Menschen kommen. Alle, egal aus welchem Grund sie teilnehmen, können so als Demonstrant_innen verbucht werden, für Toleranz und gegen Nazis.

Nach dem Bekanntwerden der Morde der Nazis Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe und der medialen Aufmerksamkeit für organisierte Nazis und deren Strukturen sehen Landes- und Kommunalpolitiker_innen den Ruf Thüringens bedroht. Während direkt nach dem Bekanntwerden der Tat von “Betroffenheit” und “Trauer” die Rede war und man plötzlich den Opfern rechter Gewalt gedachte, sind diese nun schon wieder in den Hintergrund getreten. In Jena brauchte es gerade einmal eine Woche Zeit und dazu einen schlechten Fernsehbeitrag des ZDF. Von den Opfern rechter Gewalt spricht nun niemand mehr. Auch die Lippenbekenntnisse des Stadtrates (“Neben möglichen Versäumnissen und Fehleinschätzungen müssen wir feststellen, dass bereits in den 1990er Jahren ausgesprochene Warnungen nicht ernst genug genommen worden sind”) sind bereits vom Tisch.

Weiterlesen bei Antifa Jena.

Zur Dokumentation hier noch der oben angesprochene Videobeitrag vom ZDF:

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