Hausbesetzung in Ilmenau

Heute früh am Samstag 19. Oktober wurde die Langewiesener Straße 17 in Ilmenau besetzt. Infos gibt es unter long17.blogsport.eu und agst.afaction.info.

Wir dokumentieren das Selbstverständnis der Besetzer*innen:

Soziale Alternativen schaffen

Im folgendem möchten wir Dir erklären warum es richtig ist, dass wir von nun an in der „Langen 17“ wohnen und welche Ziele wir erreichen wollen.

Sozialen Wohnraum organisieren

Auch in Ilmenau ist bezahlbarer Wohnraum knapp geworden. Menschen mit sehr geringem Einkommen finden selbst kaum Möglichkeiten zum Wohnen und nicht selten landen sie immer wieder in prekären Situationen, sodass bspw. Geld für Nahrung oder Kleidung fehlt. Stadt, Investoren und Wohngesellschaft sind am Profit interessiert, nicht unbedingt jedoch an den Bedürfnissen der Benachteiligten. Deswegen möchten wir neuen alternativen Wohnraum schaffen.

Leerstand entführen

Das Gebäude stand lange genug leer und verfällt. Doch es ist nicht die einzige Immobilie dieser Art. Leer stehende Gebäude in der Stadt verknappen das Angebot an mietbaren Wohnraum, von dem vor allem die Menschen mit geringerem Einkommen betroffen sind. Die Mietzinsen nahe stehender Gebäude steigen wegen des geringen Angebots an. Deswegen setzen wir uns aktiv gegen die Mietpreisspirale in Ilmenau ein. Unser Motto ist: Lieber leere Häuser instand besetzen, als leere Häuser kaputt besitzen!

Kapitalismuskritik verwirklichen

Das Gebäude steigert nicht nur die Mieten im Umfeld, es kann zudem von dem/der Eigentümer*in zur Abschreibung genutzt werden. Die Bilanz vor Steuern sieht dadurch besser aus. Gleichzeitig werden Immobilien überall als Kapitalanlage von Bankgeschäften genutzt. Dass Einzelne am Verfall von Gebäuden Geld verdienen, während Wohnraum dringend benötigt wird, zeigt, dass nicht am Gemeinwohl orientiert gehandelt wird, sondern rein nach Profitinteressen. Deswegen besetzen wir das Gebäude und entziehen es somit dem Markt, damit es zum Wohnen, statt zum Spekulieren verwandt wird.

Solidarität leben

Global und auch hier vor Ort werden wenige immer reicher und viele stetig ärmer. Die Löhne stagnieren oder sinken ab seit Jahren. Das Handeln der meisten Menschen ist auf die eigene Gewinnmaximierung ausgerichtet. Das Marktprinzip wird als unumstößlich propagiert und die Leistungsgesellschaft als Allheilmittel. Wir sind es leid die Arm-Reich-Schere immer weiter auseinander driften zu sehen. Wir glauben, dass eine solidarische und am Gemeinwohl orientierte Gesellschaft möglich ist und realisieren mit dem Umzug in das leer stehende Gebäude eine erste Alternative zum profitorientierten Wohnungsmarkt.

Freiraum bieten

Wir geben der Stadtbevölkerung, vor allem jungen Menschen, an dem sie Projekte ausprobieren können. Es ist an der Zeit, starre Regeln zu hinterfragen und alte festgefahrene Strukturen aufzubrechen. Kunst, Kultur und Solidarität verliert in dieser neoliberalen Dienstleistungsgesellschaft immer mehr an Bedeutung. Das wollen wir ändern und mit diesem besetzten Haus unkommerziellen Freiraum für Solidarität, Kunst und Kultur schaffen.

Soziale Apartheid überwinden

Die Abgrenzung der Billigarbeiter und -arbeiterinnen von den besserverdienenden Globalisierungsgewinnern und -gewinnerinnen zeigt sich weltweit, somit auch in Ilmenau. Diese Form der Ausgrenzung hat bei uns keinen Platz. Wir sehen das Projekt als Chance, interessierten Menschen Freiraum zum kritischen Denken zu geben, und um erste Alternativen auszuprobieren.

Freiwillig und selbstbestimmt leben

Die moderne Verwertungslogik macht auch vor Menschen nicht mehr halt. Eine Aufopferung für die unkontrollierte Marktwirtschaft halten wir für den falschen Weg und macht die/den Arbeitnehmer*in zur Ware. Wir möchten einen Raum geben um am Gemeinwohl orientiertes Handeln zu fördern und Projekte ermöglichen, die neue Wege gehen.

Schutzzone aufbauen

Auch in Ilmenau kommt es immer wieder zu rassistischen, sexistischen, homophoben und vergleichbaren Anfeindungen. Beispielsweise treten immer wieder auch in Ilmenau Rechte gewalttätig in Erscheinung. Frauen, ?Ausländer*innen? und Sozialhilfeempfänger*innen sind ständiger Diskriminierung ausgesetzt. Wir möchten einen Raum schaffen in dem Benachteiligung ? in jedweder Form ? keinen Platz hat.