Lauter Protest gegen Elsässer auf Erfurter Montagsdemo


Antifaschistisches Transparent der Protestaktion.

Am 26. Mai sprach der Verschwörungstheoretiker Jürgen Elsässer auf der Erfurter Montagsdemo. Die neue Organisations-Gruppe hatte ihn und Klaus Bles­sing (ehe­ma­li­gen stell­ver­tre­ten­den Mi­nis­ter für Schwer­in­dus­trie der DDR) als „prominente Redner“ eingeladen. Etwa 50 Antifas protestierten lautstark gegen die Veranstaltung vor dem Lutherdenkmal auf dem Anger und machten durch Flugblätter auf das völkische und antisemitische Gedankengut der Montagsdemonstrant_innen aufmerksam. Ebenso gab es eine Gegenkundgebung von etwa 20 – 30 Personen vor dem Angerbrunnen, die einige Male von einem wütenden, stark alkoholisierten Montagsdemonstranten angegriffen wurde.

Der Ex-Linke Jürgen Elsässer ist seit Ende 2010 Chefredakteur des Monatsmagazins Compact, in welchem rechtspopulistische und verschwörungstheoretische Positionen verbreitet werden. Bei den neuen Montagsdemos, die seit Ende März in Berlin und in vielen weiteren Städten stattfinden, ist Elsässer ein häufig und gern gesehener Redner. Nun also auch in Erfurt.

Zu Beginn der Kundgebung gegen 18 Uhr hatten sich zuerst nur vereinzelt Teilnehmer_innen eingefunden. Die Organisatoren versuchten mit einladenden Formulierungen wie „Interessieren Sie sich!“ und „Bleiben Sie stehen!“ dies zu ändern. Im Verlauf der Kundgebung kamen schließlich neben protestierenden Antifas und einigen Neugierigen dann auch etwa 50 weitere Menschen hinzu, um den Worten der Organisatoren, Elsässers und Blessings Gehör zu schenken. Unter den Teilnehmer_innen fanden sich einige bekannte bzw. deutlich erkennbare Thüringer Nazis und Rechte, so zum Beispiel Stefan Bucht­zik, Her­aus­ge­ber des völ­ki­schen An­zei­gen­blat­tes „Arn­städ­ter Stadtecho“, und Rüdiger Schmitt, Vor­sit­zen­der der Ilm-​Kreis-​AfD. Dies fand bei den Organisatoren der Montagsdemos aber keinen Anstoß. Auf die mehrfach geäußerte Kritik offensichtlich auftretende Nazis der Kundgebung zu verweisen, reagierten diese bis zum Ende nicht. „Störer und Krakeler“ wurden dagegen mehrfach – auch unter Androhung des Eingreifens der Polizei – aufgerufen, die Kundgebung zu verlassen.

„Montags mach‘ ich lieber blau… Kein Frieden mit Antisemitismus, Verschwörungswahn und Volksgemeinschaft!“ (Aufschrift eines Transparentes)

Unter lauten Rufen der Protestierenden (u.a. „Chemtrails, Chemtrails helft uns doch – Elsässer gibt’s immer noch!“) begann Elsässer dennoch über das deutsche Volk zu schwadronieren und hetzte in antisemtisicher Manier gegen „Finanzkapital und US-Imperialisten“. Die Kritik der mit Transparent und Fahnen ausgestatteten Protestierenden beantwortete dieser mit der von ihm beliebten Beschimpfung „SAntifa“. Überhaupt bestätigte sich das plump-gefährliche Weltbild des Verschwörungstheoretikers wieder: Wer die Schuldabwälzung aller gesellschaftlichen Übel auf eine kleine Gruppe gesellschaftlicher Akteure, Teilbereiche oder Institutionen (Politiker, Presse, USA, Finanzkapital) nicht teilt und kritisiert, gehört automatisch zu den Bösen oder Dummen.

Nachdem als zweiter Redner auch Blessing noch eine Weile wirr ins Mikrofon murmelte (was eigentlich?) und dadurch das Publikum zu Spekulationen über seinen aktuellen Alkoholpegel einlud, wurde das Mikrofon zeitweise geöffnet. Die Redebeiträge bestanden aus einer Mischung offensichtlicher Verschwörungstheorien, wirrer Allgemeinsätze über „Volk“ und „Frieden“ (diese Begriffe brachten am meisten Jubel ein) und dem merklich gekränkten Narzismus einiger Redner. Letzere wandten sich auch an die in der Menge stehenden Protestierenden und konnten nicht recht fassen, dass Leute an ihrem Geschwafel etwas auszusetzen hatten. Die Erklärung dafür wurde schließlich gefunden: Die Demonstrant_innen seien offensichtlich bezahlt und engagiert – Geldeingänge wahlweise vom amerikanischen Staat oder dem Innenministerium können demnach erhofft werden.

Die Organisatoren der Montagsdemonstration kündigten mehrfach die polizeiliche Auflösung der Proteste an und forderten dies offensiv vom Einsatzleiter der Polizei. Jedoch hatte die Thüringer Polizei wohl nicht mit der Brisanz des Auftrittes von Jürgern Elsässer gerechnet, wodurch keine Einsatzkräfte direkt vor Ort waren. Das BFE tauchte erst später auf, kam jedoch nicht zum Einsatz. Die berüchtigte Gewalt der Polizeieinheit hätte den Selbstwiderspruch der vermeintlichen Friedensaktivist_innen der Montagsdemo noch auf die Spitze getrieben. So dauerten die Störungen und Proteste erfolgreich an, bis die Montagskundgebung für beendet erklärt wurde. Deutlich angefressen und genervt lösten die Veranstalter_innen die Kundgebung gegen 20 Uhr auf.

Wir dokumentieren ein verteiltes antifaschistisches Flugblatt und nachfolgend einige Fotos der Proteste gegen die Montagskundgebung.


Antifaschistische Fahnen der Protestierenden gegen die Montagsdemo.


Ein wohlmeinender Rat für Jürgen Elsässer?!


… wo sich Nazis sicher fühlen…


… kommen sie nicht allein, hier: Nazi Martin Gärtlein (Ilmenau, jetzt Erfurt) mit Kamerad_innen.


Angemeldete Protestkundgebung gegenüber der Montagsdemo.


Mit dem BFE im Rücken bis zum Schluss.