Werbung auf ehemaligem Topf & Söhne- Gelände in Erfurt
Auf einen skandalösen Umgang mit der Geschichte des ehemaligen Topf & Söhne Geländes weist die Kampagne „Hände Hoch – Haus Her“ hin. Wir dokumentieren eine Pressemitteilung:
„Vergessen lohnt sich!“ und „Heute billig einkaufen, wo im Nationalsozialismus Leichenverbrennungsöfen für Buchenwald und Auschwitz hergestellt wurden“ so titelte ein Flugblatt, das die ehemaligen Besetzer_innen mehrfach auf dem ehemaligen Topf & Söhne Gelände verteilten. Seit einigen Monaten ist das Gelände in Erfurt nun von fünf Verkaufsgeschäften besetzt.
Wie um die Satire zu bestätigen und die Parole der Firma Topf & Söhne „Stets gern für Sie beschäftigt“ noch zu übertrumpfen, werben nun Gartencenter und Bäckerei mit ihrer Lage „auf dem ehemaligen ‚Topf & Söhne‘– Gelände“. Die Bäckerei schreibt: „…, um so stets den höchsten Ansprüchen gerecht zu werden.“ und wirbt mit „… Kuchen, der gerade so verführerisch duftend aus dem Ofen kommt?“. Das Gartencenter hingegen überschreibt eine komplette Werbeseite mit „Alles für die Grabgestaltung“ und bietet besonders billige Grablaternen, Grabvasen und Grableuchten an.Dies zeigt auf, wie unreflektiert und unsensibel der Umgang mit dem Geschichtsgelände und dem Täterort immer noch ist. „Wir empfinden diese heutige Werbung auf dem Gelände als Verhöhnung der Opfer.“, so Luise Käfer, Sprecherin der Kampagne „Hände hoch, Haus her. Für ein selbstverwaltetes Zentrum in Erfurt“.
Die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Geländes war einer der wichtigsten Aspekte der Besetzung des Geländes, die im April 2009 durch eine Räumung beendet wurde. Damit wurde entschieden, das Geschichtsgelände, auf dem „deutsche Wertarbeit“ ihre schlimmsten Auswirkungen zeigte, wieder der Verwertungslogik zu überlassen. Dies führt nun zu einer Situation, in der die angesiedelten Firmen der Vermarktung des Geländes eine höhere Priorität einräumen, als einer Auseinandersetzung mit der Geschichte des Geländes.
Die Kampagne „Hände hoch – Haus her. Für ein selbstverwaltetes Zentrum in Erfurt“