Neue alte Pannen beim Thüringer Verfassungsschutz

„Einen kleinen Einblick in die skurrile Welt des Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz“ verspricht ein Blog unter der Adresse http://roewer.wordpress.com/. Zu lesen gibt es dort Auszüge aus den Monatsberichten des Thüringer VS. Die Dokumente aus dem Jahr 1998 dokumentieren eindrucksvoll die Sorglosigkeit, mit der das Landesamt damals mit Nazis umgegangen ist: Dass eine rechtsextreme Demo ohne Gegenaktivitäten abläuft, nimmt der damaligen VS-Präsident Helmut Roewer erleichtert zur Kenntnis. Mehrmals zieht er auf eigene Faust los, um durch Recherchen zu belegen, dass Naziaktivitäten in Thüringen nur durch hysterische AntifaschistInnen („linksextremistischer Politclowns“) oder eine sensationsgeile Presse („die Satirezeitung Freches Wort“) herbeigeredet wurden. Die größte Fehleinschätzung unterläuft dem Landesamt in Bezug auf eine Explosion, bei der sich ein Jenaer Neonazi am 28.9.1998 selbst in die Luft sprengte. Der Nachrichtendienst kommt zu dem Schluss: „Ein gefährlicher Spinner. [..] Eine Verbindung nach rechts ergibt sich nicht.“

Kritische Männerforschung in Weimar

Vöiig vergessen haben wir, zeitiger auf diese Veranstaltung, die morgen in Weimar stattfindet, hinzuweisen:

Männer als Opfer? Gewalt als Teil männlicher Identität
Welche Vorstellungen verbinden sich mit den Begriffen „Männer“, „Opfer“ und „Gewalt“? In welchem Ausmaß widerfährt Männern Gewalt und wie wird sie „erlebt“? Wie verhält es sich mit Scham und Tabu beim Thema Gewalt gegen Männer? Wie prägt Gewalt die Vorstellungen von Männlichkeit, die Selbst- und die Fremdwahrnehmung von Männern? Wie lässt sich Gewalt eingebunden in Machtverhältnisse begreifen?

Der Referent Ludger Jungnitz ist Mitarbeiter des Dissens e.V., der sich seit vielen Jahren aus einer patriarchatskritischen Perspektive mit Männlichkeit auseinandersetzt. Die Veranstaltung findet am 30.11.2011 um 19.00 Uhr im Neuen Atelierhaus, Erfurterstraße 33a, Weimar statt.

150 gedenken in Erfurt

Ca. 150 Menschen haben heute in Erfurt den Opfern der rasistischen und rechtsextremen Gewalt gedacht, die in den letzten Wochen publik geworden sind. Obwohl in der Lokalpresse und bei Landeswelle geworben wurde — letztere hatte sogar behauptet, das Land Thüringen sei Veranstalter — ist es nicht gelungen, im Wettbewerb der Städte um die größte Betroffenheit zu punkten. Zwei Stunden Redebeiträge sorgten nicht für allzugroße Begeisterung. Aber man konnte sehen, wie die versammelte Politikprominenz mit steinernem Gesicht die Forderung der Antifa nach Kommunismus zur Kenntnis nahm — im Hintergrund ein Kreuz aus Kerzen und ein Transparent der evangelischen Kirche.

Ergänzung: Die „für den Innenminister sicherlich schwer erträgliche Rede“ (TLZ) der Antifaschistischen Gruppen Südthüringen findet man hier.

Bis was passiert interessiert es kaum!

Lea Stein und Madlen Warskow haben für das ART.NordThüringen einen Beitrag zu der aktuellen Debatte um den „Rechtsterrorismus“ verfasst und weisen darin auf eine lange Kontinuität und vor allem auf die Rolle der NPD hin. Der Beitrag ist auch als Diskussionsbeitrag gedacht, weshalb sich die Autor_innen über eine inhaltliche Reaktion freuen.

Bis was passiert interessiert es kaum!

Völlig überrascht scheinen die Deutschen derzeit von den Ereignissen rund um die Zwickauer Terrorzelle. Es scheint fast so, als ob man die jahrelange Berichterstattung und das Warnen kaum zur Kenntnis genommen hat. Klar ist: Eine derartige Qualität rechts-terroristischer Aktivitäten ist in der Tat in der bundesdeutschen Geschichte einmalig.

Ein Beitrag von Lea Stein und Madlen Warskow, für das ART.NordThüringen

Bereits seit den frühen 70er Jahren gab es genügend Anzeichen für ein derartiges Potential in der extremen Rechten. Nicht nur, dass sich die extreme Rechte durch ihre menschenverachtende Ideologie, welche besonders durch ihren Militarismus den Nährboden einer Radikalisierung bildet, auszeichnet, auch zahlreiche Waffen und Sprengstofffunde seit mehr als 40 Jahren – vor allem bundesdeutscher Geschichte – zeigten immer wieder, welche Absichten hier verfolgt werden. Dabei ist durchaus von einer Kontinuität rechts-terroristischer Aktivitäten zu sprechen, wenn auch nicht immer in Form von langfristig bestehenden Terrorzellen.

Weiterlesen bei ART.NordThüringen.

Bilder aus dem Wendland

Die Filmpiraten berichten zeitnah von Aktionen gegen den momentan laufenden Castortransport nach Gorleben:

Update 16. November 20 Uhr:
Angriff der Polizei auf Camp Metzingen

Am Vorabend der voraussichtlichen Ankunfts des Castor-Transportes im Wendland unternimmt die Polizei eine “Steifenfahrt” mit schweren Gerät durch die Dorfstraße des widerStand-Nestes Metzingen. Dabei stürmten die Polizisten durch die Straße und prügelten auf jedeN der ihnen in den Weg kam. Ein Wasserwerfer schoss wild um sich. Anwesende Presseleute wurden an ihrer Arbeit gehindert.

Barrikaden+Schottern zur Rallye Monte Göhrde

Zum 7. Mal fand nun schon die Rallye Monte Göhrde statt. Kurz vor der Ankunft des Castortransportes im Wendland durchstreiften Hunderte den Wald Göhrde, durch den unmittelbar die Castorstrecke führt, um das Gebiet kennenzulernen und die Polizei in ihrer Kondition noch vor Ankunft an ihre Grenzen zu bringen. Barrikaden und Schottern inklusive.

Räumung Blockade Metzingen

Am 24.11.2011 fand der traditionelle Laternenumzug gegen den bevorstehenden Castortransport in Metzingen statt. Im Anschluss wurde symbolisch die Bundesstraße blockiert. Die Polizei räumt mit Wasserwerfern die Blockade.

Gemeinsames GeDenken am Montag in Erfurt

Zahlreiche Einzelpersonen rufen für Montag den 28. November um 16 Uhr zu einem gemeinsamen GeDenken im Erfurter Hirschgarten auf.

Wir trauern um die Ermordeten. Ihrer zu gedenken verlangt es, Ihnen ihre Namen und Geschichte zurückzugeben. Wir gedenken Enver Simsek und Abdurrahim Özüdogru aus Nürnberg, Süleyman Tasköprü aus Hamburg, Habil Kiliç aus München, Yunus Turgut aus Rostock, Ismal Yasar aus Nürnberg, Theodoros Boulgarides aus München, Mehmet Kubasik aus Dortmund, Halil Yozgat aus Kassel und Michèle Kiesewetter aus Heilbronn und aller Menschen, die in den letzten Jahren Opfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt geworden sind.

Wir sind zutiefst entsetzt über das jetzt bekannt gewordene Ausmaß des neuen nationalsozialistischen Terrors, das auch das Versagen der Sicherheitsbehörden, gerade auch in Thüringen, vor Augen geführt hat.

  • Gedenken verlangt Denken.
  • Gedenken verlangt präzise Aufklärung aller Zusammenhänge dieser Mordtaten und ihres rechtsextremistischen Umfeldes.
  • Gedenken verlangt, Verantwortung zu übernehmen und Alltagsrassismus an allen Stellen und zu jeder Zeit wahrzunehmen und öffentlich zu benennen.
  • Gedenken verlangt, Rechtsextremismus und Rassismus auf allen gesellschaftlichen Ebenen entschieden entgegenzutreten.

Alle Unterstützer_innen und weitere Informationen gibt es bei gedenkenthueringen.wordpress.com.

Georg Kreisler ist tot

„Es gibt drei Hauptgründe, warum ich Feinde habe: Erstens bin ich Jude, zweitens bin ich niemandem verantwortlich und drittens habe ich Talente.“
Georg Kreisler auf http://www.georgkreisler.de

Georg Kreisler war Liedermacher und Schriftsteller. Mit dem Anschluss Österreichs musste er 1938 in die USA flüchten. In den 1950er-Jahren kam er zurück nach Europa und schrieb neben seiner Tätigkeit als Musiker zahlreiche Bücher und Theaterstücke. Durch seine provokanten und anarchistischen Texte hat er sich überall die richtigen Leute zum Feind gemacht. Gestern verstarb Georg Kreisler.
[audio:https://sabotnik.infoladen.net/images/terroristen.mp3]

Krieg beginnt hier – Bus zur Demo gegen die Petersberg II Konferenz

Proteste gegen Petersberg II
Krieg beginnt hier - Make Imperialism History

Vom 3. bis zum 5. Dezember 2011 werden sich die in der NATO und westlichen Koalition zusammengeschlossenen Kriegsparteien in Bonn treffen. Diese „Petersberg II“ genannte Konferenz verhandelt Gegenwart und Zukunft des besetzten Landes und behandelt Afghanistan wie ein Protektorat. Verschiedene Organisationen und Bündnisse mobilisieren zu einem breiten Protest gegen dieses Gipfeltreffen.

Wer gemeinsam aus Erfurt zur Demo gegen die Kriegskonferenz am 3. Dezember nach Bonn fahren möchte sollte sich schnellstmöglich bei Karin Schrappe, Mitarbeiterin im Weimarer Europabüro von Gabi Zimmer (europabuero-gabizimmer@t-online.de – Tel. 03643/80155, Fax 03643/805177) anmelden. Wenn genügend Anmeldungen eingegangen sind stellt der Landesvorstand DIE LINKE einen Bus der am 3.12.2011 um 5 Uhr ab dem alten Gewerkschaftshaus, Juri-Gagarin-Ring 150, in Erfurt losfährt.

Weitere Informationen zu den Protesten gibt es bei afghanistanprotest.de und bei der Interventionistischen Linken.

Silvio Meier – ermordet vor 20 Jahren

Heute vor 20 Jahren wurde Silvio Meier in Berlin von Nazis ermordet. Silvio war Hausbesetzer und Aktivist der Offenen Arbeit in Berlin. Nach dem Mord fanden bundesweit Demonstrationen und Mahnwachen statt. Auch in Erfurt, wo am 27.11. demonstriert wurde. Das Mobilisierungsflugblatt, dass auch bei der Kundgebung verteilt wurde, könnte man zum Teil genau so heute wieder verteilen: „Überall, auch in Erfurt, werden Menschen Opfer faschistischer Gewalttaten. Von den herrschenden Politikern wird rechts und links gleichgesetzt, bzw. versucht den politischen Hintergrund zu vertuschen“.

Die im Flugblatt angesprochenen „Eier auf Weizsäcker“ beziehen sich darauf, dass der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker bei einer Demonstration gegen Ausländerhass — das sagte man damals, wenn man meinte, daß Nazis MigrantInnen umbringen — am 8.11.1992 in Berlin von Autonomen mit Eiern beworfen wurde. Nachdem die Politik mit einer Anti-Flüchtlings-Kampagne den rechten Terror der Nach-Wende-Zeit erst so richtig angefacht hatte, nahm man es der politischen Klasse nicht ab, daß sie ernsthaft gegen Rassismus eintreten würde.

Das Ak.Kraak-Antiquariat hat ein Video der damaligen Demo:

Verfassungsschutz? Abschaffen! Den Thüringer zuerst.

Einig in der Forderung „Geheimdienst abschaffen“ waren sich die 70 TeilnehmerInnen der heutigen Kungebung in Erfurt. „Die Forderung von 1989 betraf nicht nur die Stasi, sondern die Auflösung aller Geheimdienste“ sagte eine Sprecherin der Offenen Arbeit Erfurt und verlas ein mehr als 20 Jahre altes Flugblatt des Bürgerkommitees von 1989. Die Auflösung des Amts für Verfassungsschutz wurde dort explizit gefordert.

„Dass der Verfassungsschutz nicht nur seine Aufgabe nicht erfüllt, sondern darüber hinaus Anschubfinanzierung für den Nazi-Untergrund geleistet hat, bestätigt die Kritik, die wir schon lange an dieser undemokratischen und intransparenten Institution haben. Ohne Auflösung wird sich nicht aufarbeiten lassen, in welcher Weise Nazis und Verfassungsschutz zusammen gearbeitet haben“ ergänzte eine Rednerin des Infoladen Sabotnik. Weiter wurde kritisiert, dass der VS mit einer Ausstellung, die auf der wissenschaftlich unhaltbaren und rein denunziatorischen Extremismus-Doktrin beruhe, antifaschistisches Engagement zu diskreditieren suche.

Die JAPS Jena kritisierte den Staatsbezug der jetzigen Aufregung über die Nazimorde, während Peter Lückmann aus Gera gerade deutlich auf den Punkt brachte, dass man auf den Staat in Sachen Antifaschismus nicht zu bauen brauche, sondern es vielmehr auf die Tagesordnung gehöre, selbst starke antifaschistische Strukturen aufzubauen.

Viel Aufmerksamkeit erhielt auch eine Ausstellung und eine Klangcollage zum Thema der 182 Opfer rechter Gewalt seit 1989.

Während die Polizei sich auf der Kundgebung selbst im Hintergrund hielt, wurden Personen auf dem Weg hin zur und weg von der Versammlung kontrolliert und durchsucht, wobei ein Mitarbeiter des Jugendbüro Redroxx aus ungeklärten Gründen einen Platzverweis erhielt. Anlass der Duchsuchungen war der Verdacht, dass es bei der Kundgebung zu einer schwerwiegenden Ordnungswidrigkeit gekommen sei — es soll ein Aufkleber auf einen Fahnenmast geklebt worden sein.


Ausstellung


182 Opfer rechter Gewalt


Antifa-Fahne

Kundgebung: Verfassungsschutz auflösen! Rassismus bekämpfen! Den antifaschistischen Selbstschutz organisieren!

Kundgebung: Verfassungsschutz auflösen! Rassismus bekämpfen! Den antifaschistischen Selbstschutz organisieren!
Mit jedem Detail, das über die Mordserie durch Nazis der letzten Jahre ans Licht kommt, stellt sich mehr die Frage nach der Rolle der bundesdeutschen Behörden, speziell des Thüringer Verfassungsschutzes, im Netz des rechten Untergrundes. Relativ unumstritten ist, dass der Thüringer VS in der Anfangszeit seine Finger mit im Spiel hatte: 200.000 DM erhielt Ende der 1990er Tino Brandt, damals Schnittstelle zwischen NPD und Freien Kameradschaften. Mit dem Geld baute er den Thüringer Heimatschutz auf, in dem auch Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe aktiv waren. Brandt war nicht der erste, der Behördenmittel für Nazizwecke eingesetzt hat: Ein Jahr vor ihm flog bereits auf, dass der Nazi Thomas Dienel aus VS-Mitteln eine Kampagne gegen den antifaschistischen Gewerkschaftssekretär Angelo Lucifero bezahlt hatte. Andre Kapke erhielt 1997 23.000 DM Existenzgründungshilfe aus dem Thüringer Sozialministerium für ein rechtes Zeitungsprojekt. Unklar ist, wie viele Informationen vom VS in Richtung der Nazis geflossen sind. Fakt ist, dass Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe erstaunlich leicht untertauchen konnten und es nicht den Ermittlungsbehörden zu verdanken ist, dass sie wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerieten. Dass nun berichtet wird, dass bei mindestens einem der Morde an MigrantInnen ein Mitarbeiter des hessischen Verfassungsschutzes anwesend gewesen sein soll und darüber hinaus eben dieser Mitarbeiter wegen seiner rechten Gesinnung in seinem Wohnort als „Kleiner Adolf“ bekannt gewesen sei, ist das Sahnehäubchen auf einer ganzen Tortensammlung von Skandalen, die sich nicht nur durch die seltsamen Schrullen des 2000 abgelösten VS-Chefs Roewer oder die verfehlte Politik der verantwortlichen Landesregierung erklären lassen.
Geheimdienste sind schon durch ihre Anlage als verdeckt arbeitende Struktur ein Widerspruch zu Demokratie und Transparenz. Ohne gründliche Aufarbeitung von außen wird sich niemals klären lassen, was die 15% Spitzel in der Führungsebene der NPD getrieben haben. Die richtige Forderung ist deswegen heute nicht das Verbot der NPD, sondern das, was schon unmittelbar nach den Skandalen um Tino Brandt und Thomas Dienel gefordert wurde: Thüringer Verfassungsschutz auflösen. Für die Abschaffung aller Geheimdienste.

„Die Polizei geht nicht von einem rechtsextremen Hintergrund aus.“ Wir haben uns gewöhnt an diesen Satz und erinnern uns auch daran, dass der Nazimord in der Erfurter Triftstraße im Jahr 2003 zuerst als Schlägerei unter Jugendlichen abgetan wurde. Dass aber über Jahre hinweg Gewerbetreibende mit Migrationshintergrund ermordet wurden und Polizei und Presse nichts besseres einfiel, als über Schutzgelderpressung und organisierte Kriminalität zu spekulieren, ist ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen und beweist nur aufs Neue, wie tief Rassismus in Staat und Gesellschaft verwurzelt sind. Dass auch wir AntifaschistInnen nicht das Ausmaß dessen, was eigentlich vor sich geht, erkannt haben, ist beschämend. Unsere Solidarität gilt den Opfern und den Betroffenen des täglichen Rassismus und unsere politische Praxis muss sein, noch mehr und noch deutlicher dagegen vorzugehen. Gegen Rassismus, wo auch immer er sich zeigt: In Amtsstuben, Parlamenten und Behörden ebenso wie auf der Straße oder im Betrieb.

In den Medien wird jetzt ein „Versagen des Verfassungsschutzes“ diskutiert. Das ist ohne Zweifel richtig. Aber die Blindheit gegenüber rechter Gewalt hat System. Die Gründungszeit der Berliner Republik ging mit einer Reihe bundesweiter Pogrome gegen Flüchtlinge einher, die von der Politik – „Das Boot ist voll“ – herbeigeredet und von der Polizei – z.B. in Rostock-Lichtenhagen – nicht unterbunden wurden. In Wellen werden seitdem Nazis bekämpft, immer genau dann, wenn ein herausragender Skandal ein Schlaglicht darauf wirft, wie gut die extreme Rechte aufgestellt ist: Dann gibt es Feuerwehrpolitik und Programme gegen Rechts. Ebbt die Empörung ab, widmen sich die Sicherheitsbehörden wieder denjenigen, mit denen sie sowieso weniger verbindet und man bläst brennende Autos und antifaschistische Sitzblockaden zum Terrorismus auf. Der schon angesprochene Nazi-Mord in Erfurt im Jahr 2003 macht deutlich, wie viel man vom Staat im Kampf gegen Nazis erwarten kann: Eines der damals ebenfalls angegriffenen Opfer musste wegen Schwarzfahrens in den Knast, während der Täter 2008 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Antifaschismus? Den müssen wir selber machen und deswegen gilt angesichts der Morde mehr denn je: Den antifaschistischen Selbstschutz organisieren!

Kommt zur Kundgebung am Samstag den 19. November um 14 Uhr in den Hirschgarten (bei der Staatskanzlei) nach Erfurt!

Unterstützerinnen (den Aufruf unterstützen):

  • Infoladen Sabotnik
  • JURI (IL) Linke Gruppe
  • Kampagne Hände hoch – Haus her!
  • Antifaschistische Gruppen Südthüringen (AGST)
  • Antifa Bündnis Autonome Linke Weimar
  • Rote Hilfe OG Südthüringen
  • Rote Hilfe OG Erfurt
  • Aktionsbündnis Courage (ABC) aus Pößneck
  • Bündnis gegen Rechts Gera
  • Matthias Bärwolff, MdL DIE LINKE
  • Peter Lückmann,Gera
  • Antifaschistische Koordination [ake] Erfurt
  • Redroxx Erfurt
  • Heidrun Sedlacik, MdL
  • Offene Arbeit Erfurt
  • Antifa Task Force Jena
  • Berliner Kampagne Zusammen handeln!

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„Alle reden von Nazis – wir bezahlen sie“

Am 14.5.2001 fand anlässlich der zahlreichen Skandale des VS Thüringen eine kleine Kundgebung mit Straßentheater vor dem Gebäude des Thüringer Verfassungsschutz in der Haarbergstraße statt. Initator war Angelo Lucifero, Gewerkschaftsfunktionär, Antifaschist und damals Ziel einer über VS-Gelder finanzierten Nazi-Kampagne. Zwei Wochen später zog ein kleiner Demonstrationszug unter dem Motto „Weg mit allen Geheimdiensten“ von der Staatskanzlei zum Innenministerium. Das Ziel ist heute noch aktuell.


Straßentheater in der Haarbergstraße


Das Plakat


Nochmal Straßentheater zwei Wochen später vor der Staatskanzlei


Demo „Weg mit allen Geheimdiensten“

Verfassungsschutz Thüringen? Verbieten!


Mit jedem Detail, dass über die Nazi-Mordserie der letzten Jahre ans Licht kommt, stellt sich mehr die Frage nach der Rolle der bundesdeutschen Behörden, speziell des Thüringer Verfassungsschutz im Netz des rechten Untergrundes. Die Broschüre „Der Verfassungsschutz in Thüringen“ aus dem Jahr 2000 hat schon damals umfangreich begründet, warum Auflösung die einzige Lösung für das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz ist. Zu haben im Infoladen Sabotnik oder hier online (330kb PDF).

Inhalt:

  • Wer schützt uns vor diesen Verfassungsschützern? Warum Auflösung die einzige Lösung für das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz ist.
  • Die letzten Jahre im Amt
  • Den Ideologierahmen nachliefern? Wegschauen, verharmlosen, belohnen – Das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz und die extreme Rechte
  • Wertesystem nicht in Ordnung
  • Gefährliche Interpretation
  • Rechte Spitzel des Verfassungsschutzes – nicht nur in Thüringen
  • Die Extremisten-Theorie – Bericht des Landesamtes für Verfassungsschutz 1999
  • „Arbeitsname Angelo“ – In Thüringen werden Gewerkschafter und Antifas bespitzelt und diffamiert
  • Beobachtungsobjekt IL Sabotnik
  • Zum Weiterlesen

Ergänzung: Auch das DISS gräbt alte Broschüren aus: Hier gibt es die Studie V-Leute bei der NPD aus dem Jahr 2002 zum Download.

Castor 2011 – Ja, wir stören!

Anti-Atom Protest Thüringen
Auch in diesem Jahr fährt wieder ein Castor-Transport von Frankreich nach Gorleben. Mit dem frühen in der Woche liegenden Termin gibt es eine Neuerung. Der Castor soll am 24.11. in Frankreich losfahren und könnte somit bereits am Samstag, den 26.11. in Dannenberg um umgeladen zu werden ankommen. Aber genau wie bei allen anderen Transporten sind wieder eine Vielzahl von unterschiedlichen Protesten geplant, welche die Staatsmacht unter Anwendung von „einfacher körperlicher Gewalt“, zu unterbinden versucht.

Aus Thüringen werden sich erneut zahlreich Anti-Atom-AltivistInnen an den Aktionen im Wendland beteiligen. Am Mittwoch dem 16. November findet dazu ein Thüringenweites Anti-Atom-PLenum um 19 Uhr in der JG-Stadtmitte in Jena statt.

Am Donnerstag dem 17. November findet eine Info- und Mobilisierungsveranstaltung um 19 Uhr im veto in Erfurt statt. Dort bekommt ihr aktuelle Informationen, können Kleingruppen gebildet und letzte Absprachen getroffen werden.

Eine weitere Info- und Mobiveranstaltung findet am 17. November um 20 Uhr im Campus Carl-Zeiß-Str. – Raum 308 in Jena statt.

Weitere Informationen unter graustufen.blogsport.de.

„Ein Kommunist kann kein Spießer sein.“

„Ein Kommunist kann kein Spießer sein“ sagte Franz Josef Degenhardt, als er Ende der 1970er-Jahren in der DKP wegen ideologischer Unzuverlässigkeit angegriffen wurde. Degenhardt war Kommunist und Liedermacher und hat Zeit seines Lebens keinen Frieden mit den deutschen Verhältnissen gemacht. Heute ist er gestorben und kann sich nun nicht mehr dagegen wehren, dass ihn ab morgen auf einmal alle gut finden werden.

[audio:https://sabotnik.infoladen.net/images/deutscher_sonntag.mp3]

Antifaschismus selber machen!

Faschisten bekämpfen! Zusammen. Auf allen Ebenen. Mit allen Mitteln
Bei allen Ungereimtheiten, Lücken in den Darstellungen und offenen Fragen scheint eines doch offensichtlich: seit mehr als zehn Jahren agiert in Deutschland eine rechte Terrorzelle die sich zu neun Morden an MigrantInnen in verschiedenen Städten und einem Nagelbombenanschlag in einer überwiegend von türkischen Einwanderern bewohnten Straße in Köln bekennt. Auch der Mord an einer Polizistin und mehrere Banküberfälle werden der Gruppe zugerechnet. Obwohl die mindestens drei beteiligten Nazis Uwe Bönhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe 1998 kurz vor einer Hausdurchsuchung, bei der Ermittler unter anderem vier funktionierende Rohrbomben fanden, vom Verfassungsschutz beobachtet wurden, konnten sie flüchten und untertauchen. Auch der Nazikader Tino Brandt des „Thüringer Heimatschutzes“, einer Naziorganisation in der die drei bis zu ihrem untertauchen aktiv waren, war bezahlter Spitzel des Verfassungsschutzes. Und trotzdem gelang es scheinbar unbemerkt über Jahre hinweg Menschen aus rassistischen Motiven heraus zu töten.

Schon damals wurden aus antifaschistischen Zusammenhängen heraus Nazistrukturen und Aktivitäten der radikalen Rechten öffentlich thematisiert und dagegen protestiert. In den Medien wird jetzt ein „Versagen des Verfassungsschutzes“ diskutiert. Das ist ohne Zweifel richtig. Aber die Blindheit gegenüber rechter Gewalt hat System. Es werden Statistiken geschönt, Ermittlungsverfahren erst gar nicht aufgenommen und stattdessen über linken Terrorismus schwadroniert weil in Berlin und Hamburg ein paar Autos brennen oder Antifaschisten_innen in Dresden einen Naziaufmarsch verhindert haben. Während Nazis also unerkannt morden können, kämpft das Familienministerium gegen Links- und Ausländerextremismus und initiiert ein Aussteigerprogramm für Linksextremist_innen. So viel zu staatlichem Handeln gegen Rechts.

Wie notwendig dagegen ein entschlossener Antifaschismus ist, zeigt nicht allein die Existenz einer rechten Terrororganisation. Dort wo Rassismus, Antisemitismus und Faschismus geduldet und akzeptiert werden, entstehen immer wieder rechte Terrorzellen, Mord und Totschlag. Da wo sich Nazis treffen und organisieren, in Naziläden, „Nationalen Zentren“ oder rechten Kneipen, dort wo sie sich gegenseitig bestärken können, auf Demonstrationen, beim kameradschaftlichen Liederabend oder einem Nazikonzert, überall dort ist der Hort für eine faschistische Ideologie die menschenverachtende Taten hervorbringt. Und überall dort muss sie bekämpft werden.

Dies alles geschieht in einer Gesellschaft die in weiten Teilen rassistisch, antisemitisch und sexistisch durchsetzt ist. Auch hier findet sich ein Nährboden für Neonazis und neonazistische Ideologie. Somit ist auch gegen bürgerliche Ausgrenzung und Diskriminierung eine starke, antifaschistische Bewegung notwendig, die auf öffentliche Debatten Einfluss nimmt und im Alltag präsent ist.

Dringend geboten ist auch die Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen. Dass Polizei und Medien zu der Mordserie jahrelang nichts besseres eingefallen ist, als über Schutzgelderpressung und organisierte Kriminalität zu spekulieren, ist ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen und beweist nur aufs Neue, wie sehr Rassismus in Staat und Gesellschaft verwurzelt sind.

In den nächsten Tage und Wochen werden sicher noch weitere Details ans Tageslicht kommen. Währenddessen und darüber hinaus gilt: Den antifaschistischen Selbstschutz organisieren! Faschismus bekämpfen – auf allen Ebenen mit allen Mitteln!

Antifa – Geschichte und Organisierung

Buch: Antifa - Geschichte und OrganisierungHört man das erste mal von einem Buch über die Geschichte der Antifa stellt sich die Frage was denn da mit Antifa gemeint sein könnte. Und ob es überhaupt eine Geschichte geben kann, bei den unzähligen Ansätzen, Strömungen und Ausrichtungen die sich alle als antifaschistisch bezeichnet haben und Heute noch bezeichnen.

Diesem Problem sind sich die Autoren_innen des kürzlich in der Reihe theorie.org des Schmetterling Verlags erschienenen Buchs über die Geschichte der Antifa durchaus bewusst. „Es gibt also nicht die Geschichte einer Bewegung, sondern nur Geschichten, von denen wir eine darstellen und uns bewusst sind, dass andere sie ganz anders erzählen würden.“ schreiben sie schon in der Einleitung. Welche Strömung sie in dem Buch beleuchten wollen wird mit dem Zitat von Max Horkheimer: „Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen“ umschrieben. Es geht also um die Strömung der Antifa die neben dem Faschismus selbst auch immer seine Ursachen und Gesellschaftliche Wurzeln in den Blick genommen und bekämpft hat.

Das Buch beginnt bei der Novemberrevolution 1918, dem Widerstand der Roten Ruhrarmee gegen den Kapp-Putsch und der Ausrufung der Antifaschistischen Aktion 1932 durch die KPD. Über die Zerschlgung im Nationalsozialismus, der 68er Bewegung, den Autonomen der 80er Jahre, der AA/BO (Antifaschistische Aktion/Bundesweite Organisation) in den 90ern bis zur heutigen Ausdifferenzierung der Szene, zeichnet das Buch das Bild einer Bewegung die sich viel zu selten ihrer eigenen Geschichte bewusst ist. Und dabei ist „[d]as Wissen um die eigene Geschichte – um bereits erarbeitete oder zu verwerfende Theorien und Strategien, geführte Kämpfe, deren Erfolge und Niederlagen – […] entscheidend, um das Rad nicht immer wieder neu erfinden zu müssen, sondern die Entwicklung einer gesellschaftlich wirksamen, emanzipatorischen Bewegung vorantreiben zu können.“

Antifa – Geschichte und Organisation steht ab jetzt im Infoladen, zu finden unter der Signatur RA75.

Ratschlag 2011

Transparent: antirassistischer und antifaschistischer Ratschlag Thüringen 2011
Die Elsterpiraten haben einen Rückblick auf den antirassistischen und antifaschistischen Ratschlag Thüringen 2011 veröffentlicht:

Wenn auch mit leichter Verspätung blicken wir auf den antirassistischen und antifaschistischen Ratschlag in Thüringen 2011 zurück. Mehr als 150 Menschen beteiligten sich am Samstag den 05.11.11 in Gera an unterschiedlichen Workshops und Veranstaltungen. Eingebunden in den Ratschlag waren ein Vortrag mit Filmvorführung bereits am Donnerstag und ein Mahngang am Freitag.

Weiterlesen…

Mit dem Bus ins Wendland

Castor? Schottern! 2011
Voraussichtlich ab dem 24.11.2011 soll der nächste Castor-Transport rollen und hochradioaktiven Atommüll aus der Wiederaufbereitung im französischen La Hague in das wendländische Gorleben transportieren. Auch in diesem Jahr wird es zahlreiche Aktionen dagegen geben.

Wer aus Thüringen gemeinsam ins Wendland reisen möchte kann ab jetzt Karten für einen Bus bestellen. Der Bus fährt am 26. November in Thüringen los und am 28. November zurück. Wie viel die fahrt genau kosten wird steht noch nicht fest. Wer eine oder mehrere Karten haben möchte kann sich ab jetzt bei uns melden. Zur nächsten Küfa (Dienstag, 15. November, ab 19 Uhr im veto in der Offene Arbeit) können die Karten bezahlt werden. Dort bekommt ihr auch weitere Information.

Aktion gegen Kriminalisierung von Protest gegen Rechts


Wie die TLZ berichtet fand gestern auf dem Erfurter Anger eine Aktion gegen die Kriminalisierung der Proteste gegen den Naziaufmarsch am 19. Februar in Dresden statt. Dazu aufgerufen hatte der Bürgertisch für Demokratie – Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus. Installiert wurde eine durch weißes Absperrband eingerichtete Funkzelle mit nach außen gerichteten Kameras.

Mit der Aktion sollte auf die massive Handydatenerfassung aufmerksam gemacht werden, die bei der Demonstrationen gegen Rechts im Februar von sächsischen Behörden in Dresden gesammelt wurden.

In der TLZ wird betont:

Explizit nicht gegen die thüringischen Behörden solle sich die Aktion richten.

Wie repressiv auch andere Behörden sein können weis jede_r die/der mal auf einer Demonstration oder bei Protesten gegen Rechts einer Thüringer Hundertschaft gegenüber stand. Insbesondere die zunehmende Staatliche Überwachung durch beispielsweise Vorratsdatenspeicherung und Bundestrojaner lässt eine einseitige Kritik an Sächsischer Kriminalisierung an der Realität weit vorbei gehen.

Bildung zu Kapitalismus und Kapitalismuskritik

Die 102seitige Broschüre „Bildung zu Kapitalismus und Kapitalismuskritik. Methoden, Fallstricke, Rezensionen, Texte“ sammelt Aktivitäten und Methoden, Hintergrundtexte und Rezensionen weiterer Bildungsmaterialien zur Thematisierung von politischer Ökonomie in der Bildungsarbeit. Das Heft erklärt nicht wirklich, was Kapitalismus ist oder gar wie man ihn abschaffen kann, bietet aber Anregungen zur Auseinandersetzung mit Ökonomie abseits des Lesekreis – gegen den natürlich im Grunde nichts einzuwenden ist.

Die Einleitung gibt es online zu lesen im Polök-Wiki, wo auch noch viele weitere Materialien zu Kapitalismuskritik in der Bildungsarbeit zur Benutzung, Bearbeitung und Diskussion online stehen.

Die Broschüre ist für 3€ zu haben im Infoladen.

Mittwoch: Film und Zeitzeugengespräch in der Kleinen Synagoge

Thomas Geve hat Auschwitz und Buchenwald überlebt. Unmittelbar nach der Befreiung malte er postkartengroße Zeichnungen über den KZ-Alltag, die das Grauen aus der Sicht eines Kindes deutlich machen [Bildauswahl auf artnet.de]. Im Film „Nichts als das Leben“ erzählt Thomas Geve 50 Jahre später dem 13-jährigen Josua seine Geschichte. Am Mittwoch, 2.11.2011 kommt der Film ab 19:30 in der Kleinen Synagoge. Danach besteht die Möglichkeit, mit Thomas Geve zu sprechen.

testcard #20: access denied

Die Testcard ist eine poplinke Zeitschrift, die von der Ausrichtung den Platz einnimmt, wo die SPEX vielleicht früher mal war: Popkultur diskutieren und den Popdiskurs von links politisieren. Oder so. Ausgabe 20 widmet sich dem Thema „Access Denied. Ortsverschiebungen in der realen und virtuellen Gegenwart“.
Es gibt u.A. ein Manifest, mit dem sich das Hamburger Gängeviertel gegen die Vereinnahmung durch das Stadtmarketing verwehrt, ein Gespräch über Pop, zwei Nachrufe auf Martin Büser (dessen Werdegang eng mit der Testcard verwoben war), ein Interview mit der Jugend von Heute (zwei 11- und 12jährige sprechen über ihren Musikkonsum), dazu natürlich einen Sack voll Rezensionen von Büchern, Platten, Videos — und ja, das ist so eine Zeitschrift, wo auch mal was verrissen wird!
Im Infoladen zu lesen unter Signatur Mu-22 — oder als Verkaufsexemplar für 15€.

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