Aus „Kein Tag ohne…“ wurden inzwischen „3 Jahre ohne autonomes Zentrum“

Drei Jahre Parkplatz auf dem ehemaligen Topf&Söhne Gelände in Erfurt Anlässlich des 3. Jahrestages der Räumung des seit 21.04.2001 besetzen Topf und Söhne-Geländes trafen sich am Vorabend des 16.04.2012 einige Leute zu einer kleinen Aktion: Auf dem Möbel- und Tierfutter-Markt-Parkplatz, dem das besetzte Haus weichen musste, wurde sich (mit Straßenkreide) bei der Stadt Erfurt für genau diese Situation bedankt. Inhalte wie, dass man auf Gott, Staat und Mietvertrag scheißen kann und Erfurt ein autonomes Zentrum braucht, bleiben jedenfalls nach wie vor aktuell.

Erfurt braucht ein autonomes Zentrum

Kein Gott, Kein Staat, Kein Mietvertrag

Terminkorrektur: Action in Asia am 24.4. in der Offenen Arbeit

Der Filmabend „Action in Asia“ am 24.4. (20 Uhr) findet nicht wie irrtümlich beworben im veto statt, sondern in der Offenen Arbeit (Allerheiligenstr. 9, Hinterhaus). Davor gibt’s um 19 Uhr eine kurze Infoveranstaltung zum internationalistischen Kongress Buko 34, der vom 17.-20.5. in Erfurt stattfindet und für den noch Helfer_innen gesucht werden. Dazu gibt’s KücheFürAlle. Zumindest alle, die in die OA kommen.

Demokratie ist in Thüringen Chefsache

Verfassungsschutz im Erfurter RatsgymnasiumAm nächsten Montag soll ab 10 Uhr im Erfurter Ratsgymnasium die Ausstellung „Feinde der Demokratie – politischer Extremismus in Thüringen“ eröffnet werden. Veranstalter ist der Verfassungsschutz. Die SchülerInnengruppe „Kritische SchülerInnen“ erklärte dazu in einem offenen Brief, wegen mangelnder Kontroversität und der lang anhaltenden Serie von politischen Skandalen um den Verfassungsschutz Thüringen sei es unangebracht, die Ausstellung zu zeigen. Die SchülerInnen fordern, die Ausstellung abzusagen oder zumindest die Möglichkeit zu einem eigenen, kritischen Kommentar zu erhalten.

Aber Demokratie ist in Thüringen Chefsache. Gerade wegen des hohen Stellenwerts der Demokratie gestatten Schulleitung und Geheimdienst nicht, dass sich die SchülerInnen bei der Ausstellungseröffnung äußern. Denn für die Verteidigung der Demokratie gibt es Experten: Schulleiter Freise, Innenminister Geibert und Verfassungsschutzpräsident Sippel sorgen mit Feder und Schwert dafür, dass sich niemand erdreistet, ungeprüft die hoheitlich verordnete Demokratie zu kommentieren.

Den SchülerInnen gefällt das ebenso wenig wie dem Bildungskollektiv Biko, der DGB-Jugend Thüringen, der Offenen Arbeit und der Plattform Bildung ohne Geheimdienst, die heute in einer Pressemitteilung darauf insistieren, die Forderungen der SchülerInnen ernst zu nehmen und die Ausstellung abzusagen oder zumindest einen kritischen Kommentar zuzulassen.

Alle, denen das ebenfalls nicht gefällt, können am Montag am 10 Uhr zum Ratsgymnasium kommen. Die Eröffnung mit Musikbeitrag („Wir sind wachsam“) und einführenden Worten der Demokratieexperten Geibert, Sippel und Freise ist öffentlich.

Kampagne gegen Abschiebungen: Sarah und Miloud bleiben!

Miloud auf einer Demonstration in Meiningen
Den beiden im Flüchtlingsheim Zella-Mehlis lebenden Flüchtlingen Olesia & Miloud Lahmar Cherif droht die Abschiebung. Beide sind mitwirkende in dem von The Voice und dem Theaterhaus Jena initiierten Theaterstückes „My heart will go on“, dass den „Umgang der deutschen Behörden mit den Flüchtlingen, ihre isolierte, recht- und würdelose Position in unserer Zivilgesellschaft, ihre fortwährende, und leider nur zu berechtigte Angst vor Abschiebung“ thematisiert. Miloud ist zudem langjähriger Aktivist bei The Voice. Noch ist nicht geklärt welchen Einfluss das Mitwirken in dem Theaterstück und das Engagement bei The Voice auf die Ablehnung des Asylantrages durch die Ausländerbehörde Meiningen hatte.

Neben dem Theaterhaus Jena hat bisher auch die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag ein Bleiberecht für die beiden gefordert. Im Rahmen der Kampagne „Break Deportation“ wollen Flüchtlingsinitiativen und linke Gruppen zu konkreten Unterstützungsaktionen aufrufen.

In einer von Sarah und Miloud veröffentlichten Erklärung heißt es: „Es ist unser Recht zu entscheiden, wo wir leben wollen – dafür werden wir weiter kämpfen.“ Dem können wir uns nur anschließen.

Erklärung: Abschiebeprozess – Familie Lahmar Cherif

Am 4.3.2012 haben wir von der Ausländerbehörde Schmalkalden-Meiningen einen Brief bekommen, in dem uns bis zum 7.5.2012 Zeit gegeben wird, Deutschland freiwillig zu verlassen – wenn wir uns weigern, werden sie uns abschieben.
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Sarrazinjugend versuchte erfolglos vor der ARGE Erfurt zu demonstrieren

Drei Mitglieder der neu gegründeten „Sarrazinjugend“ haben heute, am 05.04.2012, vor der Erfurter Agentur für Arbeit demonstriert. Auf Schildern forderten sie die „Zwangssterilisation für Erwerbslose und MigrantInnen“ und warben dafür, das Buch „Deutschland schafft sich ab“ zu kaufen. Bei den KundInnen der ARGE stieß die Aktion auf einige Ablehnung.

Außerdem bildete sich nach kurzer Zeit spontan eine Gegendemonstration von Angehörigen des Bündnisses „Sarrazin absagen“. Auf den Flyern der Gegendemonstration wurden Erwerbslose aufgefordert, sich gegen die Thesen Sarrazins gemeinsam mit MigrantInnen zu solidarisieren, da beide Gruppen in Sarrazins Weltsicht dümmer und daher weniger wert seien und ihre Vermehrung aufzuhalten sei. Es kam zu einigen Wortwechseln zwischen den verfeindeten Gruppen und am Ende auch zu Handgreiflichkeiten, bei denen die SarrazingegnerInnen sich durchsetzen konnten, so dass die Sarrazinjugend von der Bildfläche verschwand. Die Sarrazinjugend wurde von den meisten PassantInnen gemieden oder nicht ernst genommen. Einigen Zuspruch gab es für die GegendemonstrantInnen.

Mehrere PassantInnen erklärten, dass sie auf jeden Fall zur der Gegenkundgebung zur Lesung Sarrazins am 09. Mai ab 18.00 Uhr an der alten Oper Erfurt kommen würden.


Die Sarrazinjugend vor der ARGE.


GegendemonstrantInnen (im Hintergrund)


Ende der Aktion

Hier noch der Text des Flugblatt der GegendemonstrantInnen:

Gegen Sarrazins Buchlesung und seine Thesen

Wenn das Geld nicht mehr ausreicht um die Heizkosten zu zahlen sollen Menschen überlegen „ob sie mit einem dicken Pullover nicht auch bei 15 oder 16 Grad Zimmertemperatur vernünftig leben können“ sagte Thilo Sarrazin in einem Interview mit der „Rheinischen Post“. Die Menschen, denen Sarrazin hier die Benutzung einer Heizung abspricht, wenn es im Winter kalt wird, sind Bedürftige, Arme und Hartz4 Bezieher und Bezieherinnen – denjenigen also, denen es im gesellschaftlichen Vergleich sowieso schon am schlechtesten geht. Weiterlesen

Kleines, mittleres und großes Krisenkompedium

Die Veranstaltung „Krisentheorie und Krisenprotest“ am vergangenen Dienstag sollte vermitteln, wie sich die aktuelle Krisendynamik aus den Grundkategorien des Kaptialismus erklären lässt. Die Veranstaltung war gut besucht, die Rückmeldungen gemischt. Bemängelt wurde vor allem, dass der Versuch, die Welt in einer Stunde zu erklären, sehr schwer zu verstehen war. Um allen die Möglichkeit zu geben, sich ausführlicher mit den theoretischen Grundlagen der wertkritischen Krisentheorie auseinanderzusetzen, stellen wir hier den Vortragstext von Christian Höner online: Wir sind die Krise

Als Grundlage für die Krisentheorie empfiehlt sich eine Einführung in die Kategorien, die begrifflich bei Marx vor der Krise liegen: Arbeit, Wert und Ware. Dazu gibt es vom selben Autor den folgenden, nur wenige Seiten langen Text aus einer älteren Ausgabe der Streifzüge: Was ist der Wert?

Für eine ausführlichere Auseinandersetzung mit der wertkritischen Krisendeutung empfehlen wir das gerade beim Unrast-Verlag erschienene Buch Die große Entwertung. Wie üblich bei Beiträgen der wertkritischen Gruppe Krisis beginnt das Buch mit eine ausführlichen Darstellung der Grundkategorien — das, was der oben genannte Streifzüge-Text im Schnelldurchlauf darlegt, wird im ersten Drittel des Buches ausführlich und gut verständlich dargelegt. Mensch erfährt, wieso der Kapitalismus ein grundsätzlich krisenhaftes System ist, warum der Arbeitslohn nicht „ungerecht“ ist und warum die Krise kein punktuelles Ereignis, sondern ein Prozess ist, der sich aus der im Kapitalverhältnis angelegten Steigerung der Produktivität automatisch ergibt.

Der zweite Teil des Buches beginnt mit unnötiger Polemik gegenüber anderen Kapitalismuskritiker_innen, um schließlich darzulegen, wie sich Finanztitel wie Kredite und Aktien wertkritisch verstehen lassen: „Mit der Kreation und dem Verkauf von Finanztiteln wird der künftige realökonomische Reichtum [..] vorab in eine Ware verwandelt.“ Dieses „fiktive Kapital“ kann eine Weile dazu dienen, eine kriselnde Wirtschaft zu stabilisieren. Stellt sich allerdings heraus, dass der erwartete realökonomische Reichtum ausbleibt, schlägt die am Anfang der Geschichte stehende Krisenhaftigkeit mit doppelter Wucht durch.

Das dritte Kapitel widmet sich einem von der Wertkritik (wie überhaupt von den meisten Theoretiker_innen) oft vernachlässigtem Thema, nämlich dem konkreten historischen Krisenablauf. Hier wird geschildert, wie die vorher theoretisch dargelegten Prozesse tatsächlich abgelaufen sind. Auch wenn eher kämpferisch orientierte Marxist_innen wie Wildcat nach wie vor näher an den realen Krisenabläufen dran sind, zeigt „Die große Entwertung“, dass die Wertkritik sich nicht nur damit beschäftigt, „lustige Theorie jenseits der Realität“ (SoZ über Krisis) zu produzieren, sondern sich bemüht, den schwierigen Verknüpfungen zwischen dem Elfenbeinturm der abgefahrenen Theorie und den unübersichtlichen realwirtschaftlichen Vorgängen nachzugehen.

„Die große Entwertung“ ist ausleihbar im Infoladen unter der Signatur PAM 92.

Letzte Infos zu M31

M31 Collage
Morgen (Samstag) findet der internationale Aktionstag gegen Kapitalismus statt. Demonstrationen und weitere Aktionen wird es an diesem Tag mindestens in 42 Städten in Griechenland, Italien, Spanien, Polen, Deutschland, Österreich, England, Frankreich, Dänemark, den Niederlanden, Slowenien, Kroatien, der Ukraine und in New York geben. Zu einer bundesweiten Demonstration in Frankfurt werden mehrere tausend TeilnehmerInnen erwartet.

Zugtreffpunkt
Alle Karten für den Thüringer Bus nach Frankfurt sind ausverkauft. Für all diejenigen, die keine Karte mehr bekommen haben und für Kurzentschlossene gibt es einen gemeinsamen Zugtreffpunkt ab Erfurt: 8.45 Uhr am Hauptbahnhof.

Infos zur Demo

Infopoints:

  • Paul-Arnsberg-Platz (nach der Demo gibt es hier Vokü)
  • Faites votre jeu! (Klapperfeldstr. 5) (13h-19h)

Aktuelle Informationen gibt es immer unter march31.net/de und auf Twitter.

Gema, ACTA, Kapital, … und Du?

Es ist kaum sechs Wochen her, da sind tausende auf die Straße gegangen, um gegen die Datensammelwut und den Ausbau der Überwachung des Internets durch das ACTA-Abkommen zu protestieren. Die Bundesregierung hat ihre Ratifizierung danach zurückgezogen. Aber der größte Angriff auf die informationelle Selbstbestimmung kommt heutzutage nicht vom Staat. Es sind die Googles, Facebooks und Amazons dieser Welt, die weit mehr über die Masse ihre Kund_innen wissen, als jeder Geheimdienst sich jemals hätte träumen lassen. Niemand wird dazu gezwungen, intime Details im Netz preiszugeben, trotzdem machen alle mit. Das Online-Spiel Data Dealer macht die Logik der Datenkraken sichtbar, indem die Spieler_innen in die Rolle eines Internet-Unternehmens schlüpfen. Deutlich wird dabei vor allem eins: Wenn etwas kostenlos ist, bist höchstwahrscheinlich Du das Produkt.

Unser Angebot ist dagegen: Wer bei der nächsten Infoladen-Öffnungszeit am 2. April die Mitgliedschaft in einem Social Network kündigt, bekommt dafür eine kostenlose und anonyme Mailadresse bei einem unkommerziellen und linken Mailprovider, der keine Logs anlegt und für deutsche Behörden nicht erreichbar ist!

Hausdurchsuchungen bei Brandt und Dienel

Ab Mittwoch morgen fanden in Sachsen und Thüringen mehrere Hausdurchsuchungen wegen groß angelegtem Versicherungsbetrug statt. Die Staatsanwaltschaft Gera vermutet, dass ein zum Gutteil der rechten Szene zugehöriger Personenkreis mehrere Scheinfirmen gegründet hat, um dort pro Forma Beschäftigten über fingierte Unfälle Versicherungsleistungen zukommen zu lassen. Unter den Verdächtigen befinden sich Tino Brandt (ehemals Chef des Thüringer Heimatschutz) und Thomas Dienel (ehemals Funktionär bei jedem rechten Klüngel, der ihn genommen hat) — beides früher V-Männer des Thüringer Verfassungsschutz. Bei Brandt wurde zudem nach Waffen gesucht. Mehr dazu bei der Leipziger Internetzeitung und dem MDR.

Von Kulturgütern und anderen Verbrechen

Fronttransparent der Demo gegen die Messe Reiten - Jagen - Fischen in Erfurt
„Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich – aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln und das Leben geht weiter, als wär[e] man nie dabei gewesen.“

Kontrastreicher hätte sich Erfurt an diesem Märztag wohl kaum präsentieren können. So schallt es aus einhundert Mündern „Blut, Blut an euren Händen“, formt sich zu einem Echo entlang der umliegenden Altbaufassaden und verliert sich schließlich, kaum wahrnehmbar auf dem sich in Sichtweite befindenden Domplatz. Dort zelebriert die Stadt feierlich die Eröffnung einer neuen Bratwurstsaison. Doch diese radikale Komposition aus Empathie und Rücksichtslosigkeit ist weder zufällig arrangiert noch wird sie die einzige an diesem Tag bleiben.

Denn jährlich grüßt die Tierquälerei aus dem Thüringer Messegelände und labelt diese Zusammenkunft „Reiten, Jagen und Fischen“. Zeitgleich formierte sich aber auch in diesem Jahr ein antispeziesistischer Demonstrationszug auf dem Vorplatz des Erfurter Hauptbahnhofes. Kraftvolle Sprechchöre begleiteten diesen auf seinem Weg zur ersten geplanten Zwischenkundgebung am Verkehrsknotenpunkt „Anger“.
Aus der Lautsprecheranlage, die wohl nicht grundlos auf die nächstgelegene „Nordsee“-Filiale ausgerichtet war, tönten zwei ausführliche Redebeiträge, die das Verhältnis von menschlichen und nicht-menschlichen Individuen in der Fischerei, wie auch in der Praxis des Reitens kritisch reflektierten. So brechen neueste wissenschaftliche Studien endgültig mit einem der hartnäckigsten Mythen der Anglergemeinschaft, indem sie zeigen, dass im Wasser lebende Wirbeltiere durchaus Schmerzen empfinden.

Vor den Schaufenstern der Modegeschäfte „Breuninger“ und „Natur Pur“ kam es zu zwei weiteren Unterbrechungen. Dort gehaltene Beiträge kritisierten die erbarmungslose Unterwerfung tierischer Existenz, repräsentiert durch Leder-,Woll- und Pelzwaren, unter die kapitalistische Verwertungslogik. Fraglich ist jedoch, ob jene Worte auch jenseits der Polizeispaliere vor den Eingangstüren der beiden Modehäusern wahrgenommen werden.

Im Hirschgarten fand die Demonstration ihren Abschluss. Ein letzter Redebeitrag entlarvte die Identifikation der modernen Jagdpraxis mit dem Naturschutzes als Maskerade. Weiterhin setze sich dieser inhaltlich mit dem Duktus der Jägersprache auseinander, welcher die Einzigartigkeit individueller Existenz der von Jagd betroffenen Lebewesen auf den Begriff „Stück“ reduziert. Da Jagd heute in Europa nicht mehr zur Nahrungsversorgung notwendig ist, bleibt festzustellen, dass sie den Ausübenden als bloße Befriedigung von Machtgelüsten dient.

Gegen 14:30 versammelten sich dann ungefähr 90 Person zu einer angemeldeten Kundgebung vor dem Eingang der Messe „Reiten, Jagen und Fischen“. Neben der Verteilung von Infomaterial konfrontierten die Protestierenden lautstark das betäubte Gewissen der passierenden Besucherströme mit den unschönen Realitäten ihrer „Hobbies“.

Im Angesicht der zahlreichen MessebesucherInnen muss wohl abschließend konstatiert werden, dass es sich sowohl bei Demonstration, als auch der nachfolgenden Kundgebung nur um einen verzweifelten Tropfen Mitgefühl auf dem glühenden Rostgrill einer Gesellschaft, zu deren wichtigsten Kulturgütern die Bratwurst gehört, handelt.
Es bleibt also nur zu hoffen, dass die Potentiale eines antispeziesistischen Diskurses innerhalb der linken Bewegung, gerade in der Analyse von Diskriminierungsmechanismen nicht verloren gehen.

Denn wie Leo Tolstoi schon treffend formulierte: „Solange es Schlachthöfe gibt, wird es Schlachtfelder geben.“

Mit dem Bus zu M31 nach Frankfurt und Mobiveranstaltung

m31 banner
Nun ist es sicher: wir fahren gemeinsam aus Thüringen mit einem Bus zu den Aktionen rund um M31 nach Frankfurt. Buskarten gibt es ab jetzt für 10€ im Infoladen Sabotnik (Montags von 17 bis 20 Uhr im Veto, Trommsdorffstraße 5, Erfurt), dem offenen Jugendbüro „Red Roxx“ (Mo – Fr von 14 – 19 Uhr Pilse 29, Erfurt) und im Wahlkreisbüro Heidrun Sedlacik (Mo von 10 – 13 Uhr, Di von 10 – 16 Uhr, Fr von 10 – 13 Uhr Gerberstraße 45, Pößneck).

Weitere Infos findet ihr auf der Thüringer Mobiseite m31thueringen.jimdo.com und bei march31.net/de.

Außerdem findet am 27. März um 20.00 Uhr eine Info- und Mobiveranstaltung im veto statt:

Vortrag und Diskussion
Krisentheorie und Krisenprotest

Seit mindestens 15 Jahren formuliert die marxistisch fundierte Wertkritik eine Krisentheorie, die am Ende darauf hinausläuft, dass der Kapitalismus früher oder später an seinen inneren Widersprüchen zugrunde gehen wird. Ließt man heute in der Zeitung von Staatsbankrotts, Bankencrashs und Rettungspaketen, sieht es so aus, als ob der Zeitpunkt des Zusammenbruchs näher rückt. Aber die vielbeschworene Krise ist keine Frage der Wirtschaftspolitik, sondern lässt sich theoretisch aus den Grundkategorien des kapitalistischen Systems ableiten. Wie das geht, erklärt Christian Höner (Autor in der KRISIS und den Streifzügen) im ersten Teil der Veranstaltung.

Selbst wenn die Tendenz zum Zusammenbruch im Kapitalverhältnis angelegt ist, bleibt die Frage, ob der Kapitalismus nicht doch am einen kleinen Schubser braucht, um endgültig in die Grube zu fahren. Außerdem besteht immer noch die Gefahr, dass am Ende eine noch barbarischere Alternative steht. Dass es aus beiden Gründen heraus angebracht ist, sich gegen das zerbröchttp://veto.blogsport.de/kelnde System (anti)politisch zu organisieren, behauptet Karl Meyerbeer und informiert im zweiten Teil der Veranstaltung über den für den 31.3. geplanten Europäischen Aktionstag gegen Kapitalismus.

27. März, 20.00 Uhr
Veto (Tromms­dorff­s­tr. 5, Erfurt)

Queererabend

Diskussion: Was ist ein queerer Raum?

In Erfurt gibt es irgendwie keinen queeren Raum. Jedenfalls nicht so, wie wir ihn uns vorstellen könnten. Normative Räume, wo mackerhaftes Verhalten willkommen ist und das Heteronormative unwidersprochen bleibt, gibt es ohne Ende. Wie lässt sich also ein anderer Raum herstellen? Z.B. im Veto… Und… Was ist eigentlich ein queerer Raum? Ist dieser sichtbar? Liegt dieser im Auge der Betrachter_in? Ist er etwas, das Menschen tun? Etwas, das gut vorbereitet sein muss? Ist er beweglich? Braucht er eine bestimmte Umgebung? Ist es wichtig, wo er sich positioniert? Und wer positioniert eigentlich was? Und mit welcher Absicht? Handelt es sich um eine Strategie? Eine Denkbewegung? Mit festgelegten Normen? Und möglichst viel Glitzer? Oder ist ein queerer Raum der Schritt ins Ungewisse?

Am 26.03 um 19 Uhr im Veto

mehr: wi(e)derdienatur

Critical Mass Erfurt

„Wir behindern nicht den Verkehr,
Wir sind der Verkehr

Critical Mass ist eine Bewegung, die auf die Belange von Radfaher_innen im Straßenverkehr aufmerksam machen will. Wir fordern die stärkere Berücksichtigung der Radfaher_innen bei der Verkehrsplanung in Erfurt. Die Sperrung des Bahnhofstunnl und das löchrige Radwegnetz sind nur zwei Beispiele, die zeigen wie die Interessen von Erfuter Radfaher_innen ignoriert werden.“
sagt http://criticalmasserfurt.blogsport.eu und lädt für morgen (Donnertstag den 22. März) zu einer Critical Mass — Treffpunkt 17 Uhr Willy-Brandt Platz.

Gemeinsam zu M31 nach Frankfurt

Mit einem Bus zu M31 - Europäischer ktionstag gegen den Kapitalismus
Im Rahmen des internationalen Aktionstages gegen Kapitalismus „M31“ finden am 31. März eine Demonstration und weitere Aktionen in Frankfurt statt. Wir wollen an diesem Tag gemeinsam aus Thüringen nach Frankfurt fahren um an den Aktionen teil zu nehmen. Aus diesem Grund sind momentan mehrere Gruppen und Einzelpersonen dabei einen Bus zu organisieren. Noch ist nicht klar ob ein Bus fahren wird. Doch es wird um so wahrscheinlicher je mehr Menschen mit fahren wollen. Daher bitten wir darum euch bei Interesse möglichst schnell unter m31thueringen[ät]riseup.net bei uns zu melden.

Weitere Infos zum Aktionstag gibt es unter march31.net.

Saalfeld damals

Den rechten Konsens durchbrechen - Saalfeld 1997/1998Morgen, am 10.3.2012, wird in Saalfeld unter dem Motto „Damals wie heute. Rechten Konsens brechen“ demonstriert. Aber was war eigentlich „damals“?

Schon Anfang der 1990er-Jahre zeichnete sich ab, dass die Region Saalfeld/Rudolstadt eine Hochburg der rechten Szene war. Am 17. August 1992 fand in Rudolstadt ein bundesweiter Hess-Marsch statt, bei dem 2500 Nazis ungestört durch die Straßen ziehen konnten. Kaum ein halbes Jahr später trafen sich verschiedene Nazivereine drei Tage lang unter dem Schutz von Polizei und Wiking-Jugend. Die Straßen waren in dieser Zeit fest in der Hand organisierter Nazis. Überfälle häuften sich, wer sich ihnen entgegen stellte, wurde verfolgt, bedroht, zuhause überfallen. Bei Volksfesten gab es Jagdszenen wie 10 Jahre später in Müggeln, nur mit dem Unterschied, dass das im Saalfeld der 1990er-Jahre niemanden aufregte – Bevölkerung, Medien, Verwaltung und Politik einte die Überzeugung, dass es keinen Rechtsextremismus in Saalfeld gebe, höchstens ein Problem mit gewaltbereiten Jugendcliquen. Folgerichtig wurden Antifas nicht nur von Nazis angegriffen: Von staatlicher Seite gab es Hausdurchsuchungen, bei denen es zu mysteriösen Drogenfunden bei drogenfrei lebenden AktivistInnen kam. Linke und Alternative wurden abgehört und observiert, einmal wurden Besucher eines Hardcore-Konzerts auf der Straße mit gezogener Waffe kontrolliert, ein anderes mal versuchte die Polizei die Türe eines linken Wohnprojekts zu sprengen.

Um diesem rechten Konsens etwas zu entgegnen, rief ein breites Bündnis von lokalen Antifas und der LAG Antifa/Antira zu einer Demonstration „gegen den rechten Konsens“ am 11.10.1997 in Saalfeld auf. Damit begann erst so richtig die Hexenjagd gegen den Antifaschismus. Fast alle lokalen Akteure gerieten völlig aus dem Häuschen darüber, dass ihr braunes Scheißkaff bundesweit als Nazihochburg in die Schlagzeilen geraten könnte. Vor allem lokal distanzierten sich auch Kräfte, von denen man eigentlich erwartet hätte, dass sie sich zumindest pro Forma antifaschistisch positionieren würden – wie die SPD und Teile der GRÜNEN. Die Stadtverwaltung und der Stadtrat Saalfeld veröffentlichte einen Offenen Brief gegen ihrer Meinung nach haltlose Unterstellung. In den Medien begann eine beispiellose Hetze, dem Innenminister gelang es, ein Schreckgespenst von „Chaostagen in Saalfeld“ an die Wand zu malen und die öffentliche Meinung stark gegen die Bündnisdemo zu beeinflussen. In diesem politischen Klima war es leicht für die Versammlungsbehörde von Saalfeld, die Demonstration zu verbieten. Infolge dessen wurden am 11.10. an die 500 anreisende DemonstrantInnen in Gewahrsam genommen, weitere 1400 demonstrierten an verschiedenen anderen Orten gegen das Verbot – u.A. blockierten die aus Berlin angereisten Busse bei Eisenberg mehrere Stunden lang die Autobahn A9.

Was der Heimatschutz aus der Mitte der Gesellschaft eigentlich hatten verhindern wollen, trat danach um so heftiger ein: Bundesweit wurde darüber diskutiert, wie man mit dem rechten Konsens in der Provinz umgehen könne. An der folgenden Demonstration am 14.3.1998 nahmen dann auch erwartungsgemäß mehr als 5000 Menschen teil. Um einer Verbotsverfügung schon im Vorfeld zu begegnen, hatte man sich einen erfahrenen Anwalt besorgt und bundesweite Polit-Prominenz in die Vorbereitung mit einbezogen. Trotzdem konterte die Versammlungsbehörde mit völlig absurden Auflagen und einem riesigen Polizeiaufgebot, dass sich dann auch prompt austoben musste. Auf dem Weg zur Demo fanden umfangreiche Durchsuchungen statt. Später prügelte dann an einem Kreisverkehr in Gorndorf ein bayrisches USK auf DemonstrantInnen ein – wohlbemerkt nicht auf den heraufbeschworenen Schwarzen Block, sondern auf einen völlig gemischten Teil der Demo. Brave StudentInnen, Familien mit Kindern, alte Leute bekamen hier zum ersten Mal Schläge mit dem Polizeiknüppel – eine Erfahrung, die noch Jahre später das gesunde Misstrauen eines Teiles der Zivilgesellschaft gegenüber dem Staatsapparat nährte.

Kaum zwei Wochen nach der Demo zeigte sich drastisch, wieviel von dem Märchen, Saalfeld habe kein Problem mit Rechts, zu halten war: Am 26. März 1998 wurde eine junge Frau aus der linksalternativen Szene von einem Nazi erstochen. Eine Mahnwache am Tatort wurde von Nazis bedroht und von einem Anwohner auf die andere Straßenseite verwiesen. Er machte sich Sorgen um seinen Gartenzaun.

Plakat Demo Saalfeld 11.10.1997
Eines der Plakate für die später verbotene Saalfeld-Demo am 11.10.1997

Bahnhofsvorplatz Saalfeld abgesperrt 1998
Vorsicht, die Chaoten kommen – Bahnhofsvorplatz Saalfeld am 14.3.1998

Polizei durchsucht Anifaschistin in Saalfeld 1998
Alle werden durchsucht

Polizei durchsucht Frank Spieth in Saalfeld 1998
Auch der DGB-Landesvorsitzende Frank Spieht

Demonstration gegen jeden rechten Konsens in Saalfeld am 14.3.1998
Trotzdem kommt eine große Bündnisdemo zusammen

Mehr dazu:

Damals wie heute – rechten Konsens brechen!

Damals wie heute – rechten Konsens brechen! Demo am 10. März in Saalfeld

Antifademo am 10.03.2012 14 Uhr, Bahnhof Saalfeld

In den letzten drei Jahren fanden im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt mindestens 22 Konzerte der rechten Szene statt. Die Nazis verfügen mit dem „Alten Labor“ in Unterwellenborn, dem „Ostfeld 0“ in Schmiedefeld und der „Schwedenschanze“ in Deesbach über mehrere Locations, um regelmäßig Veranstaltungen durchführen zu können. Wäre es nach den Wählerinnen und Wählern im Landkreis gegangen, säße die NPD im Thüringer Landtag. Sie erzielte bei der Wahl 2009 hier das beste Ergebnis. Das Auftreten vom Freien Netz Saalfeld und der NPD wurde in der Vergangenheit immer offensiver und gipfelte schließlich am 03. März 2012 in den Spontandemonstrationen durch die Saalfelder Innenstadt und den Stadtteil Gorndorf.

Update:
Zugtreffpunkt für die gemeinsame Fahrt aus Erfurt ist um 12.30 Uhr am Hbf.

Weiterlesen bei damalswieheute.blogsport.de

Was tun, wenns brenn(er)t? „Verdeckte Ermittler & staatliche Repression“

Vortrag zum Heidelberger Spitzelskandal // 07. März // 19.00Uhr // RedRoXX

Fast ein Jahr lang gewann der Verdeckte Ermittler Simon Bromma Einsicht in politische Aktivitäten und private Bereiche links orientierter Personenkreise in Heidelberg und Umgebung. Getarnt als ordentlich immatrikulierter Student „Simon Brenner“ sammelte er ab Winter 2009 umfangreiche Informationen über Struktur-en und Einzelpersonen, bis er am 12.12.2010 zufällig enttarnt werden konnte. Das Vorgehen von Staat und Heidelberger Polizeidirektion, die noch weitere, bisher unbekannte Verdeckte ErmittlerInnen Heidelberg eingesetzt hatten, ist schockierend, aber Teil zunehmender Repression – vor allem gegen die außerparlamentarische Antifa-Szene, das eigentliche Einsatzziel der Spitzel. Ein Bericht der ins polizeirechtsstaatliche Visier geratenen „Zielperson“ und über die von sieben Menschen angestrengte Fortsetzungsfeststellungsklage gegen den mit geheimdienstlichen Methoden widerrechtlich durchgeführten Einsatz. Mehr Infos auf spitzelklage.blogsport.de.

Eine Veranstaltung der Linksjugend [’solid] Thüringen in Zusammenarbeit mit der roten Hilfe Erfurt und dem offenen Jugendbüro RedRoXX. Gefördert durch den Freistaat Thüringen.

Saalfeld: Mehrere nächtliche Nazi-Demos

Zum wiederholten Male sollte ein Nazi-Konzert im „Alten Labor“ in Unterwellenborn, einer Nachbargemeinde von Saalfeld, stattfinden, welches aber von der Polizei verhindert wurde. Anmelder war wie üblich Steffen Richter, der in den letzten Jahren für eine Vielzahl von Veranstaltungsanmeldungen in der Umgebung von Saalfeld verantwortlich war. Das Konzert war am Freitag von der Gemeinde Unterwellenborn verboten worden, dieses Verbot wurde jedoch anschließend vom Verwaltungsgericht Gera wieder aufgehoben.
Allerdings wurden die im Januar nach einer Gefahrenverhütungsschau vom Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt erlassenen Brandschutzauflagen nicht erfüllt, sodass das Verbot für öffentliche Veranstaltungen im „Alten Labor“ in Kraft trat.

Nachdem die aus dem gesamten Bundesgebiet angereisten Nazis von der Polizei in Unterwellenborn abgewiesen wurden, sammelten sich nach Polizeiangaben etwa 30, nach Augenzeugenberichten jedoch etwa 50 gewaltbereite Rechte und zogen mit einer Spontandemonstration durch die Innenstadt von Saalfeld um gegen dieses Verbot zu protestieren.

Weiterlesen bei der Antifaschistischen Aktion Saalfeld.

236 Unterzeichner_innen fordern Absage der Sarrazin-Lesung

Nein zu Rassismus in Politik, Alltag und Institutionen
54 Institutionen und Vereine und 182 Einzelpersonen haben heute in einem Offenen Brief die Absage der vom DASDIE-Brettl geplanten Lesung mit Thilo Sarrazin gefordert. Die Lesung bediene “rassistische, sozialchauvinistische und biologistische Einstellungen”, die in der Bevölkerung viel zu stark verbreitet seien. Gleichzeitig verwahrt sich das Bündnis gegen den Vorwurf der Zensur, der inzwischen nicht nur vom Veranstalter, sondern auch von der NPD Thüringen erhoben wird. Dagegen heißt es in dem Offenen Brief: “Obwohl Sarrazin derjenige ist, der massiv Ausgrenzung betreibt, stellt er sich als Opfer einer „political correctness“ Kampagne dar, die ihn in seiner Meinungsfreiheit beschneiden würde.” Gerade dass Sarrazins Buch über eine Million mal verkauft und dem Autor bereits in zahlreichen Veranstaltungen eine Bühne geboten wurde, macht deutlich, dass es sich beim Zensur-Vorwurf um eine Strategie handelt, die nur dazu dient, weit verbreitete Ressentiments als unterdrückte Minderheitenmeinung darzustellen, um ihnen dadurch den Bonus des Tabubruchs zu verschaffen.

Die durch die Lesung beförderte Stärkung und Verbreitung rechter Thesenvergrößern nach Ansicht der Unterzeichner_innen des Offenen Briefes den Nährboden für rechte Gewalt. Allein aus diesem Grunde sei es angezeigt, die Lesung abzusagen. Weiter wies das Bündnis darauf hin, dass die Schützenhilfe der NPD Thüringen – die gleichzeitig auch zum Besuch der Lesung aufruft – deutlich mache, wie sehr die Sarrazin’schen Thesen eine Brücke zwischen rassistischen und sozialdarwinistischen Ressentiments der sogenannten Mitte der Gesellschaft und der Gedankenwelt des Nazifaschismus schlagen.

Weitere Infos: Offener Brief an das DASDIE-Brettl, Website des Bündnisses „Sarrazin absagen“

Konfikte zwischen den Bewegungen und der Regierung Boliviens

Seit nunmehr 5 Jahren ist Evo Morales Präsident Boliviens. Er begann seine Regierungszeit mit dem Versprechen an die indigene Bevölkerung: „Ich gebe Euch Eure Würde zurück“. Dafür leiteten Morales und die Bewegung zum Sozialismus (MAS) einen Prozess des Wandels ein, der einschneidende gesellschaftliche Veränderungen vorsah. Was ist daraus geworden? Eine Zwischenbilanz.

Referent: Bernd Löffler
Der Referent weilte im Oktober und November mit einer Jugendgruppe in Bolivien und berichtet über Beobachtungen sowie einem Kooperationsprojekt von Gruppen der sozialen Bewegungen in Bolivien und Deutschland.

Diskussion / Vortrag
28.02.2012 | 19:00 Uhr
Campus der Friedrich-Schiller-Universität, Jena
Mit Bernd Löffler (Erfurt)

Occupy okkupiert Anti-ACTA-Demo in Erfurt

Bei der zweiten Anti-ACTA-Demo in Erfurt zogen heute nur ca. 400 vorwiegend junge Leute durch Erfurt. Vermutlich wegen des Verlaufs der letzten Demo war die Polizei diesmal mit einem größeren Aufgebot vor Ort. Vielleicht aus Rache oder Frustration über den misslungenen Einsatz vor drei Wochen hat die Staatsgewalt auch gleich gezeigt, wer das Sagen hat und den TeilnehmerInnen das Tragen von Guy-Fawkes-Masken untersagt. Umfangreiche Personalienkontrollen waren nicht nötig — es hatten schon im Vorfeld über 950 Menschen im Internet öffentlich ihre Teilnahme an der Demo angekündigt.

Auch die DemoorganisatorInnen waren diesmal besser vorbereitet, anscheinend stark durch Occupy Thüringen besetzt — die auch gleich das Fronttransparent mitgebracht hatten. Ob das besser war, als die durch die Piratenpartei gestellte Demospitze der letzten Demo sei dahingestellt, das Anliegen Anti-ACTA wurde beide Male nicht sonderlich deutlich.

Von der Sponti vor zwei Wochen übernommen wurden die antikapitalistischen Parolen — „GEMA – ACTA – Kapital – Scheiße“, aber auch „Banken in die Schranken“, wobei letzteres eher verhalten gerufen wurde. Vielleicht, weil unklar war, was die letzteren denn mit Urheberrecht zu tun haben.

Nach einem gemütlichen Demo-Spaziergang durch die Innenstadt musste die Polizei am Ende noch Laufschritt einlegen, um die Konfrontation eines Teils der Demo mit einer Handvoll Nazi-Hooligans zu verhindern. Der andere Teil der Demo gedachte in der thüringischen Occupy-Tradition mit Kerzen der schwindenden Demokratie durch ACTA — was immer noch recht kurz gedacht ist, wenn man bedenkt, dass ACTA nur ein weiteres Rädchen in der mörderischen Maschinerie der kapitalistischen Weltwirtschaftsmaschine ist.

Rassismus ist nicht diskutabel – Sarrazin absagen!

Sarrazin halts Maul!Am 9. Mai soll Thilo Sarrazin aus seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ im Dasdie Brettl in Erfurt lesen. Um dies zu verhindern hat sich das Bündnis „Sarrazin absagen“ gegründet welches den Betreiber des Dasdies, Wolfgang Staub, dazu auffordert die Lesung abzusagen. In zwei Zeitungsartikeln von TLZ und TA kommt Staub nun zu Wort. Er will einen „sachlichen Diskurs“ ermöglichen und hält eine öffentliche Lesung mit dem rassisten Sarrazin für „demokratisch“. Ein Dr. Andreas Lindner fordert die „selbsternannten Zensoren“ (gemeint ist das Bündnis „Sarrazin absagen“) gar zur lektüre des Grundgesetzes auf.
Doch Rassismus ist nicht diskutabel. Und wer rassistischen, sozial-chauvinistischen und biologistischen Positionen ein Podium bietet beteiligt sich an der Verbreitung von Menschenverachtenden Einstellungen.

Hier die Pressemitteilung des Bündnissen:

Dass eine Woche vor dem durch ein Bündnis geplanten Veröffentlichungstermin ein Offener Brief zur angesetzten Sarrazin-Lesung in Erfurt in den Medien kursiert, ist in den engen sozialen Kontexten einer Stadt wie Erfurt nicht verwunderlich. Das Bündnis „Sarrazin Absagen“ wird wie vorgesehen noch bis zum 29. Februar weitere UnterstützerInnen des Offenen Briefes und der Aufforderung an Herrn Staub zur Absage der Sarrazin-Lesung sammeln und danach offiziell Herrn Staub und der Presse den Offenen Brief mit der Liste der UnterzeichnerInnen übergeben. “Dann stehen wir jedoch für ein – (gern auch öffentliches) – Gespräch mit Herrn Staub zur Verfügung. Wir bleiben deshalb bei unserem Zeitplan, damit möglichst viele Personen und Institutionen die Möglichkeit bekommen, sich der Forderung anzuschließen. Zudem haben die heutigen Veröffentlichungen für weitere UnterstützerInnen gesorgt. Diese sollen ebenso die Möglichkeit erhalten, mit ihrem Namen unter dem Offenen Brief an Herrn Staub aufgeführt zu sein”, betont eine Sprecherin des Bündnisses.
Das Bündnis verwahrt sich aber bereits jetzt entschieden gegen die Verleumdung, sie seien “selbsternannte Zensoren in Sachen der Sarrazin-Lesung” und achteten die im Grundgesetz verbriefte Meinungsfreiheit nicht, wie ein Dr. Andreas Lindner dem Bündnis öffentlich vorwirft. Zur Richtigstellung: Das Bündnis fordert gerade kein staatliches Verbot der Lesung oder des Buches. Das Bündnis wendet sich aber an einen privaten Veranstaltungsbetreiber mit der Aufforderung, einer Meinung, die im Kern rassistisch und biologistisch ist, nicht ein Podium und ein Publikum zu verschaffen. Damit manifestiert und befördert er einen gesellschaftlich verbreiteten Rassismus und verdient zudem damit noch Geld.

Rassistische Positionen sind nicht diskussionswürdig und ihnen darf kein zusätzliches Forum geboten werden. Es geht darum, Menschen vor Beleidigungen und verbalen Diskriminierungen durch Sarrazin und seine Anhänger zu schützen. Und nicht zuletzt ist es eine Mär, Thilo Sarrazin sei zu einer sachlichen Diskussion bereit. Zahlreiche Veranstaltungen mit ihm (wie zum Beispiel die Diskussion in der Münchener Reithalle im September 2010) haben dies widerlegt.

Weitere Infos: Website des Bündnis „Sarrazin absagen“, TLZ-Artikel, TA-Artikel

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