Das neu gegründete Antifaschistische Rechercheportal Erfurt hat einen sehr informativen Text zu dem Mörder bzw. Haupttäter im Fall Hartmut Balzke veröffentlicht. Hartmut Balzke erlag am 27.01.2003 seinen schweren Verletzungen, die ihm insbesondere von Dirk Quiatkowski zugefügt wurden.
Der Täter bewegt sich immer noch im Erfurter Neonazi-Milieu und hat u. a. Verbindungen zu Isabell Pohl, der Betreiberin der Nazi-Kneipe „Heartbreaker“. Für den Mord an Hartmut Balzke wird Dirk Quiatkowski lediglich zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, nachdem das Verfahren fünf Jahre lang verschleppt wurde. Das rechte Motiv des Täters bzw. der Täter wurde nicht anerkannt. (Mehr Informationen findet ihr auf unserem Blog, bei der Amadeu Antonio-Stiftung, der Seite Todesopfer Rechter Gewalt seit 1990, dem Blog der Antifa-Gruppe Dissens etc.).
Des Weiteren möchten wir euch auf das Feature des Ungleich-Mag zum Fall Hartmut Balzke hinweisen. Dieser zeichnet die Tat und die anschließende (Nicht-)Aufklärung durch die staatlichen Behörden nach. Hier zieht die Initiative auch Parallen zu den Ermittlungsarbeiten und der Berichterstattung nach dem Angriff an der Staatskanzlei im Sommer 2020 auf alternative junge Leute durch Neonazis.
In dem Feature nennt die Initative Blinder Fleck Erfurt Gründe für die immer wieder zu beobachtende Entpolitisierung solcher rechtsmotivierten Gewaltstraftaten: „wenn ich sage, es gibt dieses politische Motiv nicht […] dann ist das nicht […] für die Öffentlichkeit gemeint […]. Und würden wir durchspielen, dass es eine politische Tat wäre, dann müsste sich die gesamte Gesellschaft positionieren. Und mit dem Opfer mehr solidarisieren. Mitgefühl zeigen und sagen: Das ist ein Teil von uns. Und in dem man das nicht macht, sagt das ist keine rechte Gewalt, das hat nichts mit uns zu tun […], dann ist rechte Gewalt ein Teil außen.“
Noch einmal zum Täter: Wie das Antifaschistische Rechercheportal Erfurt gestern berichtete, ist Dirk Quiatkowski jüngst wieder zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Etwas skurril: Er wurde der Mittäterschaft im Dopingskandal um den Erfurter Arzt Mark Schmidt schuldig gesprochen. Vor Gericht sagte Quiatkowski aus, er habe sich dem Arzt auf Grund früherer Unterstützung „verpflichtet“ gefühlt.
Antifaschistische Recherchen sind ein wichtiger Baustein für den Kampf gegen Neonazis und ihre Strukturen. Durch sie können Rückschlüsse auf Motive und (Unterstützer*innen-)Netzwerke von Täter*innen gezogen werden. Daher freuen wir uns besonders über das neue Antifaschistische Rechercheportal in Erfurt.
Am Samstag, den 30.01.2021, findet ab 14 Uhr auf dem Fischmarkt Erfurt eine Kundgebung statt, die sowohl das Behördenversagen im Fall Hartmut Balzke, als auch bei dem Angriff an der Staatskanzlei sowie dem Angriff auf drei Männer aus Guinea im Erfurter Herrenberg 2020 anprangert und zum antifaschistischen Selbstschutz aufruft. Den Aufruf findet ihr bei Alles muss man selber machen.