Meiningen: Schwerste Riots durch Spezialkräfte verhindert

Den Volkstod vorantreiben Der Deutschen Polizei ist es mit Unterstützung durch Spezialkräfte zur schweren Aufstandsbekämpfung gerade noch gelungen, ein Massaker an Deutschen zu verhindern.
Heute wollten Antifaschist_innen, unter ihnen vielfach libertäre Kommunist_innen, mit dem Motto „Den Volkstod vorantreiben — Nie wieder Deutschland!“ durch das Provinznest Meiningen ziehen. Einfach war diese Aufgabe nicht zu bewältigen. So musste jeder Person, die an der Demo teilnahm, eine eigene Polizeikarre zugeteilt werden. Diese wurden im gesamten Stadtbereich verteilt. Hamburger Gitter waren zur zusätzlichen Absicherung in rauen Mengen vorhanden. Der Aufruf der Demonstration versuchte eigene Schwerpunkte zu setzen und zielte nicht darauf ab, Massen an Menschen zu mobilisieren, sondern vielmehr die Masse der Deutschen zu hinterfragen. Obwohl kein Blatt vor dem Mund genommen wurde, war es der Polizei nicht möglich, ohne Arbeitsbühne und Hubschrauber die Übersicht über den Auftaktort zu behalten. Leider konnten die intellektuellen Angriffe in Bezug auf das Nazifest „Volkstod stoppen“ und auf normale Deutsche nicht unterbunden werden. So kam es immer wieder zu verbalen Auseinandersetzungen mit durchdachten Beiträgen gegen die Verhältnisse, Deutschland und auch seine Nazis. Teilweise eskalierte dies sogar soweit, dass aus der gesamten Demo „Nie wieder Deutschland!“ oder „Nazis morden, der Staat schiebt ab, das ist das gleiche Rassistenpack!“ gerufen wurde. Auf die Spitze trieb es jedoch der Volkstod selbst. So zog die Demo durch Meiningen, an vergitterten Geschäften vorbei, mit dem manifestierten Volkstod voraus. Auf körperliche Auseinandersetzungen verzichteten die Antifaschist_innen, da der Volkstod immer wieder den vereinzelten an der Route stehenden Nazis im Nacken saß, was diesen sichtlich unangenehm war. Nur mit körperlichem Einsatz der deutschen Beamten konnte verhindert werden, dass der Volkstod auf das deutsche Nazifest vorgedrungen ist. Zum Sprung bereit stand der Tod schon auf dem Absperrgitter.
Die Demo musste sich danach auf den Marktplatz zurückziehen, wo sie von den bürgerlichen Deutschen empfangen wurde. Die Demo ließ es sich jedoch nicht nehmen, den Bürgerlichen ihre Klöße um die Ohren zu hauen. Immerhin haben diese ihre Demo bewusst so gelegt, dass alle Teilnehmer_innen „Keine Klöße für Nazis“ skandieren und später sich dem dumm-deutschen nationalen Taumel hingeben können. Bleibt nur zu hoffen, dass die Redebeiträge veröffentlicht werden. Es schallt noch immer in den Ohren. Volkstod vorantreiben! Nie wieder Deutschland!
Gesine Müller



Anti ACTA Erfurt die Dritte – Gegen den Überwachungswahn der EU

Anti ACTA Erfurt die Dritte - Gegen den Überwachungswahn der EUWir sind zum 3. Mal am Start in Erfurt.
Occupy Erfurt / Thüringen und Anonymous Erfurt rufen zur dritten friedlichen Kundgebung gegen ACTA auf! Außerdem Protestieren wir gegen IPRED, IPRED2, INDECT und die Vorratsdatenspeicherung. Ihr seid alle recht herzlich eingeladen.

Treffpunkt: Sa, 09.06.2012, 14.00 Uhr, Hauptbahnhof, Willy-Brandt-Platz, Erfurt.

Statt Intransparenz und Hinterzimmerpolitik fordern wir Demokratie, Transparenz und die Integration der Zivilgesellschaft bei der Entstehung internationaler Abkommen.
Wir wollen eine Politik, die den Menschenleben stets vor Geschäftsinteressen stellt.
Statt einer gefährlichen Privatisierung des Rechts fordern wir den Erhalt und Ausbau von Grund- und Freiheitsrechten.
Wir setzen uns für ein modernes, verständliches und menschenfreundliches Urheberrecht ein, das die Interessen von Kreativen und Nutzern vereint.

WIR FORDERN DESHALB:
Den sofortigen Stopp des ACTA-Abkommens.
Die Ablehnung des Abkommens durch die Parlamente.

Weitere Infos bei Occupy-Thueringen.

Eisenach: Unter Burschen

Vom 30.05.-03.06 2012 fand der „Burschentag“ der Deutschen Burschenschaft in Eisenach statt. Burschis und Alte Herren treffen sich bei gruseligen Veranstaltungen, um Verbandspolitik zu betreiben und sich zu besaufen.

Auf der Wartburg war in den Abendstunden des 01.06. der Festakt anberaumt. Obwohl nicht wenige Burschis den Weg auf den Berg zu spät gefunden hatten, waren hunderte Reaktionäre pünktlich zum Beginn mit schlecht vorgetragener Bläsermusik da. Es konnten viele Einzelgespräche von alten Herren belauscht werden, in denen es oft um Politik ging. Mal wurde sich über das falsche Vorgehen der FPÖ oder der BZÖ mokiert. Mal wurde erörtert, ob man jetzt durch Eintritte in eine schwache FDP die Partei nach rechts reißen könne. Wenn man aufmerksam war, bekam man den Unterschied zwischen „Passdeutschen“ und „echten“ Deutschen erläutert. Das Thema bei den Studenten waren vor allem die „Laster“: Bier und Frauen.

Die Höhepunkte waren der Ein- und Auszug der Fahnenträger, das Gruppenfoto und die Rede des Dr. Sauerzapf. Der sprach z.B. 1999 in Jena vor Burschen zum „Auslandsdeutschtum“. Er betete als Seelsorger mit BGS und Militär und ist Vorsitzender des obskuren Vereins „Preußen-Institut“. Die Rede hatte es denn auch in sich. Seicht begonnen mit einem Verweis auf das verschlafene Nest, die Wartburg und die heilige Elizabeth, ging es recht fix um die konstituierenden Elemente der Burschenschaft und der Deutschen allgemein. Dabei durfte ein Verweis auf Luther natürlich nicht fehlen.
Besondere Brisanz erhielt die Rede durch ausführliches Zitieren der „Englischen Fragmente“, in denen Heine das Verständnis der Freiheit in unterschiedlichen europäischen Nationen vorführt. Recht bald wurde an den großen „Terreur“ der Jakobiner während der Französischen Revolution erinnert. Den Jungakademikern musste der Wahlspruch der Revolution „liberte, egalite, fraternite“ übersetzt werden.

Mit einem leicht abgewandelten Zitat, das sicher nicht als bekannt vorausgesetzt wurde, der Zitierte aber auch nicht genannt wurde, sollte die Vorbildlichkeit der Deutschen in Revolutionsfragen unterstrichen werden: „Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!“ — das soll Lenin, liebe mitlesende Burschis, gesagt haben. Um nach wahrscheinlich erhofftem Gelächter und HoHo darauf hinzuweisen, dass die Deutschen in ihrer bürgerlichen Revolution wenigstens keine Kaiser oder Könige umgebracht htten. So wird die Niederlage von 1848 doch noch zu einem Sieg!

Es wurde positiver Bezug auf den „Offizierswiderstand“ vom 20. Juli genommen und die besseren Nazis damit, gleich der offiziellen Geschichtsschreibung, für sich vereinnahmt. Zumindest an der Mimik von vielen DBlern lies sich ablesen, wie wenig ihnen das schmeckte. Im verbalen Vorbeimarsch wurde über Autonome gehetzt, die tatsächlich eine große Gefahr für Burschies zu sein scheinen und die neue „kommunistische“ Bürgermeisterin von Eisenach Katja Wolf (Partei „Die Linke“) abgewatscht. Dass sie eher dem Sozialdemokraten Bartsch nahesteht, juckte dabei nicht. Homosexuelle wurden diffamiert. Und Abtreibung wurde dämonisiert, wofür es viel spontanen Beifall gab. Nicht unerwähnt bleiben soll ein Witzchen, der auf den revisionistischen Grundkonsens der DB verweist: Es wurde sich mokiert, dass Ostdeutschland doch Mitteldeutschland sei, und ob die Vertriebenen im Alltagssprech denn dann „Fernostdeutsche“ seien – noch ein HoHo war dem Redner sicher.

Alles in Allem eine eklige aber auch irgendwie eigenartige vorgestrige Komik. Nach dem Ende der Veranstaltung begaben sich die Burschis zum Fackelmarsch. Rund 300 Burschis marschierten im Gleichschritt gruselig durch die Pampa zum Burschidenkmal, um dort der deutschen Toten der Weltkriege zu gedenken. Am Fuße des Berges mussten die Medien warten und alle, die dem Burschenschafter-Ordnungsdienst suspekt waren. Auch die NPD, die kam, um ihre Solidarität auszudrücken, musste unten bleiben.

Patrick Wieschke nutzte die Zeit, um den „Systemmedien“ in Gestalt des ZDF ein ausführliches Interview zu geben. Seine prolligen, blöde glotzenden Aufpasser warteten brav im Hintergrund.
Auf dem Denkmal wurde dann eine lange Totenrede gehalten über die Aufgaben der Burschenschafter im Interesse der Nation schwadroniert. Es folgte das obligatorische Absingen der drei Strophen des Deutschlandliedes.

Als Fazit dieser offiziellen Teile lässt sich festhalten: Wir alle dürfen froh sein, dass sich die Deutsche Burschenschaft mit Hilfe einiger Medien gerade selbst zerlegt. Schön wäre es, wenn wir ihr noch den letzten kleinen Schubser über den Abgrund geben könnten.

Ein Video von der ganzen Geschichte gibt es von den Filmpiraten:

Infoveranstaltung zur Demo „Den Volkstod vorantreiben!“


Am 9. Juni mobilisiert ein Antifa-Bündnis zu einer antifaschistischen Demonstration ins Südthüringische Meiningen. Unmittelbarer Anlass der Demonstration ist das am selben Tag stattfindende Nazifest, der „11. Thüringentag der nationalen Jugend“. Dass es aber um mehr geht als eine Kritik an den Nazis darüber kann sich informieren, wer am Dienstag, den 5. Juni um 20 Uhr ins Veto kommt.

Weitere Infos unter www.antifa-meiningen.tk

ZUGTREFFPUNKT FÜR ERFURT : 10.30 Uhr am Hauptbahnhof

Mit dem Zug zur Demo gegen den Burschentag in Eisenach


Gestern begann in Eisenach der Burschentag 2012 der „Deutschen Burschenschaft“. Von der Stadt freundlich empfangen treffen sich dort noch bis Sonntag Nazis, Konservative, Sexisten und Homophobe um ihr politisches Programm auszufeilen und um sich ihre Männlichkeit durch Saufexzesse und blutige „Fechtspiele“ zu beweisen.

In einer gemeinsamen Erklärung fordern VertreterInnen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, DIE LINKE, Gewerkschaften und SPD die Stadt Eisenach dazu auf, die Werner-Aßmann-Halle nicht länger zur Verfügung zu stellen.

Bereits seit mehreren Wochen mobilisiert das „Bündnis gegen Burschentage“ zu einer Demonstration am 2. Juni. Der gemeinsame Zugtreffpunkt für die Anreise aus Erfurt ist um 12.45 Uhr am Hauptbahnhof in Erfurt.

Weitere Infos gibts auf Indymedia Linksunten, Indymedia und gegenburschentage.blogsport.de.

Veranstaltungen gegen den Burschentag


Im Rahmen der Mobilisierung gegen den diesjährigen Burschentag der „Deutschen Burschenschaft“ in Eisenach finden in Erfurt am Mittwoch und Donnerstag Veranstaltungen statt. Wir würden uns freuen auch auf den Veranstaltungen zu treffen.

Vortrag: Den Burschentag in Eisenach zum Desaster machen

23.05.2012, 19.30 Uhr, veto (Trommsdorffstraße 5/Weißfrauengasse, Erfurt)

In der Deutschen Burschenschaft (DB) treffen sich bekennende Nazis, Neurechte, konservative CDUler bis hin zu rechten Sozialdemokraten – und verstehen sich dabei prächtig. Und wenn man sie lässt, verabschieden sie dabei eben mal einen „Arierparagraphen“. Sie sind aber nicht nur deutschnational, sie geben sich auch als Elite: Mit dem Lebensbundprinzip hieven sie sich gegenseitig in gesellschaftlich entscheidende Positionen – Frauen ausgeschlossen. Wie sollte es auch anders sein? In der „Männerwelt“ der BD bleiben die Burschen ganz unter sich, so kann ihnen auch niemand in ihr sexistisches und homophobes Weltbild reinreden. Und einmal im Jahr reisen sie dann nach Eisenach um sich an dem Ort deutsch-burschenschaftlicher Mythenbildung zu versammeln: der Wartburg mit dem Wartburgfest von 1817 – Bücherverbrennung und antisemitische Hetzreden inklusive. Jedes Jahr am Wochenende nach Pfingsten, und nicht nur dann, schwelgen die Burschen wieder in Deutschtümelei. Zelebriert wird der Männerbund mit jeder Menge Bier, Fackelmarsch, allen drei Strophen des Deutschlandliedes und revisionistischen Reden. Traditionen und Inhalte, die nicht nur eklig sind, sondern auch gefährlich! Und deshalb: Burschenschaften angehen!
Mobilisierungsveranstaltung zu den Aktionen gegen den Burschentag am 2. Juni 2012 in Eisenach.

Vortrag: Studentenverbindungen – eine kritische Betrachtung

24.05.2012, 19.00 Uhr, FH Erfurt (Altonaer Str. 25) Raum 3.E.07

In Deutschland gibt es ungefähr 1.000 Studentenverbindungen mit ca. 22.000 studierenden Mitgliedern und 135.000 Alten Herren. Organisiert sind sie in Corps, Burschenschaften, Landsmannschaften, Sänger- und Turnerschaften, Gildenschaften etc. Die verschiedenen Arten von Studentenkorporationen unterscheiden sich in einigen Punkten voneinander, sie haben allerdings auch Gemeinsamkeiten die ihre Ursprünge im 19. Jahrhundert haben und bis heute gültig sind. Ein Beispiel hierfür ist das Lebensbundprinzip: Einmal korporiert – immer korporiert. Die Gruppe Gegenstrom aus Göttingen wird in ihrer Veranstaltung über die Geschichte und Gegenwart der Studentenverbindungen in Deutschland und Österreich informieren, sowie ihre reaktionären Traditionen, Ideologien und Strukturen beleuchten.

Die Veranstaltung wird organisiert von der Gruppe Lise und dem Infoladen Sabotnik, mit finanzieller Unterstützung durch den Stura der FH Erfurt.

Weitere Infos zu den Aktionen in Eisenach gibt es unter gegenburschentage.blogsport.de.

Zweiter und dritter Tag des BUKO34

Der Infoladen hat sich erfolgreich mit der Gastro-Kaffemaschine bekannt gemacht und die Küfa ist schwer mit Kochen beschäftigt, um die mittlerweile 300 KongressteilnehmerInnen satt und zufrieden zu machen.

Die Workshops sind bis auf ein paar Ausnahmen gut gefüllt. Linksradikale Projektbeschäftigte und Honorarkräfte stellen recht übereinstimmend fest, dass sie zu mieseren Arbeitsbedingungen arbeiten als jede Bauarbeiterin und noch nichtmal auf der Arbeit klauen, sondern eher noch private Arbeitsmittel für den Job benutzen. Die Teilnehmer_innen eines Workshops zum Antifacamp Dortmund sind sich einig, dass mensch da hin muss und haben sich daher wenig zu sagen. Wie mörderisch die Arbeitsbeingungen sind, zu denen unsere hübschen Gadgets und Handies in China hergestellt werden, überrascht die meisten Teilnehmer_innen des diesbezüglichen Workshops. Bei der Frage, was mensch mit diesem Wissen anstellt, sind die meisten ratlos. Der Workshop zu digitaler Selbstverteidigung ist auf die Technik angewiesen und diskutiert, wie es möglich ist, sich der Überwachung durch Unternehmen und Staat entgegen zu stellen. Fazit: Nutzt VPNs, TOR, Verschlüsselung und überlegt euch gut, was Ihr den Datensammelmaschinen von Google, Facebook und Konsorten mitteilt. Alternativen auf zu zeigen muss jedoch auf einen anderen Termin verschoben werden.

Parallel zum Inhalt läuft das, was mensch vielleicht von politischen Camps kennt: Ein bisschen selbstorganisierter Ferienkommunismus, Vernetzung beim Kumuja-Kaffee und auf dem Campus. Und Action. Ab 14 Uhr bewegt sich ein guter Teil des Kongresses in die Innenstadt und trägt in drei Strängen die Kongressthemen in die Stadt. Es gibt Radiobalett. Die Anweisungen sind nicht immer gut zu verstehen und die Begeisterung der TeilnehmerInnen, mit Zahnbürsten den Boden zu säubern ist nicht groß. Mehr Anklang findet die Aufforderung, in Geschäften Waren anzubeten und die PassantInnen zum Kaufen zu animieren. Aber wir merken sofort, dass wir in Kackstadt Erfurt sind: In Kassel beim BUKO29 hat ein geplünderter H&M die Ordnungsmacht auf den Plan gerufen, in Erfurt reicht es aus, im Geschäft Waren anzubeten.

Weiteren Stess mit der Polizei gibt es nicht. Es bleibt das Problem, dass Aktionen wie das Radioballett nicht sonderlich subversiv sind. Die aggressive Auffoderung, zu konsumieren, bekommt man sowieso schon jeden Tag auf der Straße reingedrückt, sei es von der allgegenwärtigwen Werbung, sei es von den distanzlosen Drückerkolonnen, die Spenden für Amnesty, UNICEF oder den WWF einwerben. Auch dass die Fugen zwischen den Gegwegplatten mit Zahnbürsten gesäubert werden, hat mensch schon gesehen — beim Zapfenstreich 1996. So stört dann das Radioballet etwa genau so viel wie die vier-Mensch-Demo, die mit einerm Transparent für günstige Handy-Tarife wirbt. Die einzigen, die wir irritieren, sind die VerkäuferInnen — und die haben ja eigentlich sowieso schon genug Stress. Vor der Arge und auf der Krämerbrücke gelingt es besser, eine politische Botschaft gegen Arbeitszwang bzw. gegen die Anti-Punker-Stadtordnun von Erfurt zu transportieren.

Dieser Stunde wird in der FH noch das Theaterstück „Asyl-Monologe“ aufgeführt. Danach kommt noch die Kongressparty in der Offenen Arbeit und morgen früh endet der BUKO mit einem Brunch.

Indy: Konzert auf dem ehemaligen Topf&Söhne Gelände

Indymedia meldet:

Heute, am 18.05.2012 zwischen 15.00 Uhr und 17.00 Uhr, gab es in Erfurt auf dem ehemals besetzten Teil des Topf & Söhne Geländes ein unangemeldetes Konzert der Rotzfrechen Asphaltkultur (RAK) ( http://rak-treffen.de/). Ca. 120 Menschen nahmen spontan an dem politischen Straßenkonzert teil.
Die verschiedenen Straßenmusikprojekte, wie zum Beispiel „Karl Heinz Feuermelder“, „Faulenzer“ oder „Revolte Springen“ haben sich gezielt auf diesem Gelände zusammen gefunden, weil vor 3 Jahren und 1 Monat das besetzte Haus Erfurt durch SEK Einheiten geräumt wurde und es seitdem in Erfurt eine riesige Lücke in Bezug auf emanzipative politische und kulturelle Räume existiert. Weiterhin wurde kritisiert, dass der jetzt auf dem Gelände vorhandene Gedenkort viele Aspekte der Auseinandersetzung der Besetzer_innen mit der Geschichte des Geländes (Krematoriumsbau für KZs im NS) nicht umfasst, da er nur der Vergangenheit gedenkt ohne die heutige Gesellschaft zu kritisieren. Auf diese unzumutbaren Zustände wollte die Aktion aufmerksam machen, Solidarität zeigen und Mut machen, nicht aufzugeben und weiter um ein neues selbstverwaltetes Zentrum zu kämpfen.
Dies ist meiner Meinung nach auch gelungen schon allein deshalb, weil es die erste größte gelungene öffentliche Aktion auf dem Gelände seit der Räumung im April 2009 war.
Gegen Ende der Aktion wurde sogar seit langer Zeit mal wieder auf diesem Teil des Geländes getanzt und die Bullen kamen auch erst nach zwei Stunden vorbei, als die Musiker_innen ihr Programm gerade beendeten.

Update: Video von den Filmpiraten hier

Buko34: erster Tag

Bei strahlender Sonne wurde heute nachmittag der BUKO34 an der FH Erfurt eröffnet. Trotz RAK in Saalfeld, Wasserturmfestival in Eisenberg und Blockupy haben ca. 150 Menschen den Weg nach Erfurt gefunden. Das ist gemessen an den Besucher_innenzahlen der letzten Jahre (noch) nicht viel, trotzdem ist die Stimmung gut. Mehrere Crashkurse zu den Kongressthemen Krisen, Kämpfe und Transformationen haben am Nachmittag stattgefunden, danach gab es ein kurzes Auftaktplenum und ein World-Café — eine Großgruppenmethode, bei der alle Teilnehmer_innen in die Diskussion über ihre verschiedenen Zugänge zum Thema kommen sollen. Das war manchen zu wenig theoretisch, anderen ging der antihierarchischen Ansatz nicht weit genug, aber alles in allem sieht man sehr zufriedene Gesichter bei der Afterhour, die gerade noch (mit Möhrensaft) bei Radio FREI läuft.
Morgen geht es inhaltlich weiter mit vielen Workshops zu unterschiedlichen Themen. Lokale und regionale Besucher_innen sind leider nur wenige vor Ort, daher nochmal der Hinweis: Man hat in der Thüringer Provinz nur selten die Möglichkeit, mit Leuten aus den unterschiedlichsten Zusammenhängen über so vielfältige Themen wie beim BUKO zu diskutieren. Außerdem ist die gesammte Polizei derzeit in Frankfurt — das ist doch ein Grund, nach Erfurt zu kommen, oder? Zur BUKO-Homepage mit dem Programm geht es hier.

Last Call: BUKO ab Donnerstag in Erfurt


Ab Donnerstag findet in Erfurt der BUKO statt, ein linker internationalistischer Kongress, zu dem ca. 400 Menschen erwartet werden. Kongressthema ist der Dreiklang Krisen, Kämpfe, Transformationen — also letztlich die Frage, wie eine kämpferische Antwort auf die aktuellen Krisen dazu führen kann, auf lange Sicht eine radikale gesellschaftliche Transformation (früher hieß das Weltrevolution) anzustoßen.

Wieso die Linke sich mit Internationalismus auseinandersetzen sollte, begründet das Biko am Dienstag (15. Mai) abend ab 19.30 auf einer Veranstaltung im veto.

Vorher, ab 18.00 Uhr findet ebenfalls im veto ein Helfer_innentreffen statt — denn um den Kongress zu stemmen, werden noch einige helfende Hände und Köpfe gebraucht.

Was es beim Kongress — von Sabotage bis Saatgut und von der Kritik am Rechtspopulismus bis Geo-Engineering — alles gibt, findet Ihr hier:

Brauner Teppich und mehr für und gegen Sarrazin

Gegen Sarrazin an der Alten Oper ErfurtViel Lärm mussten heute diejenigen über sich ergehen lassen, die sich Sarrazin in Erfurt anhören wollten. 18 Uhr neben der Alten Oper: 300 Menschen demonstrieren gegen die Lesung — mit zahlreichen Redebeiträgen, die vor allem immer wieder auf eines kommen: Sarrazin ist nur ein herausragendes Exempel für einen weit verbreiteten Rassismus und Sozialdarwinismus. Dagegen muss man vorgehen und — wie es auch heißt — dabei nicht vergessen, den bürgerlichen Staat und den Kaptialismus gleich mit zu kritisieren. Kurz und knackig kommt das von der Band, die zwischen den Reden spielt: „Gegen Erfurt, gegen Deutschland und gegen Rassismus.“

Näher am Eingang der Oper sind vor allem JUSOS und Anhänger_innen der PARTEI präsent. Mit Sprechchören wie „Schämt euch!“ oder „Nationalismus abschaffen!“ wendet man sich an die Fans von Sarrazin, die von der entgegengesetzten Seite zur Alten Oper geleitet werden, aber z.T. auch versuchen, durch die Kundgebung zur Lesung zu kommen, was den meisten auch gelingt. Mehrere Versuche der Demonstrant_innen, durch die zu Beginn eher sparsam präsente Polizeiabsperrung zum Eingang der Oper zu gelangen, scheitern hingegen — vielleicht an der Polizei, vielleicht aber auch an mangelnder Courage und Koordinierung.

Brauner Teppich für Rassisten An der Eingangs-Schleuse für die Lesung werden Flugblätter verteilt, schon um 17 Uhr wurde für Sarazin ein „brauner Teppich für Rassisten“ ausgerollt. Über den muss schreiten, wer zu Sarrazin will, was die Leute teilweise peinlich berührt: „Wollen wir wirklich reingehen?“ Ein Grüppchen sportlicher Jungmänner in Tarnhosen sieht das anders: „Brauner Teppich? Da sind wir richtig.“ Zwei ältere distinguierte Herren ereifern sich über die Demonstrant_innen. In breitestem Thüringer Dialekt reden sie sich in Rage darüber, dass sie Gesocks wie uns finanzieren müssen. „Früher“, so heißt es durchaus zutreffend, „steckte man solche ins Lager.“ Man hört deutlich das Bedauern darüber, dass dem nicht mehr so ist. Froh sind sie, dass in Erfurt nicht so schreckliche Zustände wie in Berlin herrschen.

Schreckliche Zustände herrschen um die Oper. Um zur Lesung zu kommen, muß mensch durch eine Sicherheitsschleuse, vorbei an Massen von Polizei in voller Kampfmontur und schlechtgelaunten Securities. Wer das überstanden hat, kommt aber auch in der Alten Oper nicht zur Ruhe. Nach vielleicht 45 Minuten Lesung piepst es aus mehreren Quellen ohrenbetäubend. Aktivist_innen haben lärmerzeugendes Gerät hineingeschmuggelt1. Die Security evakuiert die lärmenden Maschinen und zerstört sie vor dem Haupteingang.

Ob es das wert war? Der Veranstalter Wolfgang Staub hat schon im Vorfeld gesagt, dass er Thilos Thesen für „banal bis wirr“ hält. Eine gute Werbung für sein Haus war es auf alle Fälle nicht, es heißt, die erste Einmietung aus Gewerkschaftskreisen sei bereits abgesagt worden. Ob die Möchtegern-Elite, die bei Sarrazin war, morgen auch noch für kulturelle Perlen wie Fips Asmussen oder Erich von Däniken zahlen wird, ist wohl eher fraglich.

Die Proteste sind ambivalent zu beurteilen. Dass hunderte Menschen und viele Organisationen einen Offenen Brief gegen Sarrazins Hetze unterschrieben haben, kann man nur als Erfolg werten. Auch die vielen Aktionen im Vorfeld — die Veranstaltungsreihe, das Straßentheater, ein riesiges Transpi und zuletzt eine hochkarätige öffentliche Diskussionsveranstaltung am Hirschgarten — haben deutlich gezeigt, dass es in Erfurt einen handlungsfähigen Antirassismus gibt, der z.T. auch bereit ist, Regeln zu verletzten: Indymedia Linksunten meldet, dass in der Nacht auf Mittwoch die Schlösser der Alten Oper mit Sekundenkleber unbrauchbar gemacht wurden.

Als am Ende aber trotz breitester Mobilisierung 300 vorwiegend Jugendliche Demonstrant_innen doppelt so vielen Besucher_innen der Lesung gegenüber standen, hat man wieder gesehen, wo man ist. Wie es die bereits zitierten älteren Herren richtig erkannt haben, kann man in Thüringen als Abweichler oder Problembürgerin eigentlich schon froh sein, wenn man nicht ins Lager gesteckt oder gleich totgeschlagen wird. Um das ernsthaft zu ändern, ist noch einiges mehr an Engagement nötig.

Sarrazin - nicht unser Genosse sagen die Jusos
Nicht euer Genosse? Sorry, aber: Sehr wohl euer Genosse…

die PARTEI gegen Sarrazin
Speziesismus gegen Sarrazin. Die PARTEI hat immer recht.


Pfeiferaucher_innen gegen Rassismus und Antisemitismus

  1. und können uns vielleicht im Nachhinein erzählen, was da so einen Lärm gemacht hat und wo man es kriegen kann? [zurück]

Eindrücke von der Gedenkveranstaltungzur Deportation von Erfurter Jüdinnen und Juden vor 70 Jahren

Heute vor 70 Jahren, am 09.05.1942 mussten sich 101 in Erfurt lebende jüdische Menschen am Erfurter Hauptbahnhof sammeln. 7:40 fuhr ihr Zug nach Weimar ab, wo sie in der Viehauktionshalle festgehalten und am folgenden Tag zusammen mit über 400 weiteren Jüdinnen und Juden in das Ghetto Belzyce deportiert wurden. Der Bahnhof sollte das letzte sein, was sie von Erfurt sehen. Keine/r der 101 Menschen kehrte zurück. Alle wurden von den Deutschen und ihren Kollaborateur_innen ermordet. Heute vor 70 Jahren begannen die Deportationen der Erfurter Jüdinnen und Juden, die noch bis Januar 1945 fortgeführt wurden.

Wer heute morgen gegen 6 Uhr durch den Erfurter Bahnhof ging, bekam einen Flyer zu diesem Ereignis in die Hand gedrückt. Diejenigen, die nicht in letzter Minute zum Zug rannten, haben eventuell auch die Durchsagen in der Bahnhofshalle gehört. Um 6 und 7 Uhr ging es ausnahmsweise nicht um einen verspäteten Zug oder unbeaufsichtigtes Gepäck. Heute morgen blieb es den Zugfahrer_innen am Erfurter Bahnhof nicht erspart sich ins Bewusstsein zu rufen, dass sie genau dort warten wo Menschen vor 70 Jahren in die Vernichtungslager deportiert wurden. Denn wer weiß schon von der leicht zu übersehenden Gedenktafel am Nebeneingang des Bahnhofs. Könnte sein, dass jetzt ein paar mehr Leute von denjenigen erfahren, die unter anderem von Erfurter_innen in den Tod getrieben wurden. Das Bild vom betroffen dreinschauenden OB Bausewein ziert wohl einige Zeitungen – immerhin verharrte er geduldig bis alle Aufnahmen im Kasten waren.

Nach der Kranzniederlegung vor der Gedenktafel konnte ich dem Gesang der jüdischen Kantorin Avitall Gerstetter leider kaum Aufmerksamkeit schenken. Irgendwie will es in meinem Kopf noch nicht ankommen, dass laut Flyer „Erfurterinnen und Erfurter“ ein Gedenken veranstalten, an dem Bausewein und sogar Udo Markewitz vom DB Bahnhofsmanagement Erfurt teilnehmen. „Gedenken verlangt Denken“, besagt der Flyer. Ist die Zahl 70 irgendwie besonders? Ich jedenfalls kann es mir nicht anders erklären, warum nach all dem Widerstand seitens der Bahn AG bei der Auseinandersetzung mit ihrer Vorgängerin und dem lange währenden Desinteresse der Stadt bezüglich Topf und Söhne plötzlich begonnen wurde nachzudenken.

Die Deutschen hätten die Verpflichtung nicht zu vergessen, erzählt Bausewein neben der Gedenktafel stehend. Und weiter: „Die geistigen Nachfolger derer, die diese Verbrechen angezettelt haben, dürfen nie wieder in Parlamente in Deutschland, Europa und der Welt gewählt werden.“ In aller Konsequenz dürfe es damit kein Parlament, kein Deutschland mehr geben. Aber als sich Neonazis am 1. Mai am Bahnhof versammelten, ließ er einigen Leuten über eine Mittlerin zukommen, dass sie aufhören sollen die Parole „Nie wieder Deutschland“ zu rufen — „Nie wieder NPD“, sei seiner Meinung nach angebrachter…

Irgendwie scheint es mit dem Denken wohl doch nicht so weit zu reichen – denn die deutsche Masse unterstützte die Vernichtung von Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen und allen anderen, die in ihrer nationalsozialistischen Ideologie keinen Platz hatten, genau so wie wir heute rassistische und antisemitische Ressentiments in breiten Teilen der deutschen Bevölkerung finden — siehe Sarazzin…

Mittwoch: Kundgebung gegen Sarrazin

Sarrazin absagen.
Das muss man immer wieder sagen:
Gegen jeden Rassismus und sozialchauvinistische Ausgrenzung.
Protest gegen die Lesung von Thilo Sarrazin am 9. Mai 2012 in Erfurt

“Deutschland schafft sich ab” behauptet Thilo Sarrazin mit seinem 2010 erschienenen Buch, das er seitdem in zahlreichen Lesungen, Talkshows und Interviews vorstellt, publik macht und verteidigt. Über eine Million Exemplare sind verkauft und am 9. Mai 2012 soll Thilo Sarrazin in der Alten Oper in Erfurt lesen. Weil die im Buch wiedergegebenen Thesen Sarrazins sozialchauvinistisch, rassistisch und biologistisch sind, ruft das Bündnis „Sarrazin absagen.“ zu Protesten auf.

Kundgebung:
Mittwoch, 09. Mai 2012 18:00 Uhr
Vor der Alten Oper in Erfurt (Theaterstr. 1)

Weiterlesen bei sarrazinabsagen.wordpress.com.

Hitlergruß zum Heimattag

Am 5.Mai fand der 2. Eichsfelder Heimattag der NPD im nordthüringischen Leinefelde statt. Bei strömenden Regen fanden sich am Bahnhof ca 200 AntifaschistInnen zusammen, um gegen dieses Rechtsrock-Event zu demonstrieren. Die Demonstration durch die Stadt von Leinefelde war geprägt von Nazigrüppchen, die am Rande die verbale Auseinandersetzung u.a. mit dem Hitlergruß gesucht haben. Kurz nach der Antifademonstration fand die Bürgerbündnisdemonstration für Frieden, Demokratie und Gerechtigkeit zusammen mit einem Gottesdienst statt. Eine Videodokumentation von den Filmpiraten:

Aktiv werden gegen Rassismus — Transparent-Aktion in Erfurt

Aktiv werden gegen Rassismus und Sarrazin„Aktiv gegen Rassismus werden“ steht auf einem über 20m langen Transparent, dass anscheinend seit heute morgen an der Ecke Juri-Gararin-Ring/Löberstraße in Erfurt hängt. Die Aktion bezieht sich auf die für den 9. Mai geplante Lesung mit Sarrazin in der Alten Oper Erfurt. Die Aktivist_innen erklärten dazu:

Sondergesetze für AusländerInnen, permanente rassistische Kontrollen am Erfurter Bahnhof, dumpfer Rassismus vom Stammtisch und die elitären Thesen von Thilo Sarrazin zeigen, dass Rassismus keine Ausnahmeerscheinung und kein alleiniges Handlungsfeld rechter Schläger ist. Vielmehr ist er Normalzustand in der deutschen Gesellschaft. Dagegen müssen viele Menschen aktiv werden. Dazu gibt es zahllose Gelegenheiten — auf der Arbeit, in der Schule, im Bahnhof, auf der Straße oder am 9. Mai vor der Alten Oper. Wir hoffen, acht Meter ist hoch genug dafür, dass unsere Botschaft bis zum 9. Mai hängen bleibt. Wenn nicht, können wir nur sagen, dass ein aufwändiger Feuerwehreinsatz mit Hebebühne angesichts der geistigen Branststiftung von Thilo Sarrazin mehr als angebracht ist.

Aktiv werden gegen Rassismus und Sarrazin

Aktiv werden gegen Rassismus und Sarrazin

Sarrazin … sus artık! shut up! 3АТКНИ СВОЮ ГЛОТКУ! Ferme-la! Halt’s Maul!

Sarrazin, halts Maul„Sarrazin, halt’s Maul“ fordert auf koreanisch, japanisch, russisch, englisch, deutsch, türkisch und französisch ein Flugblatt, dass sich gegen die Lesung mit Sarrazin am 9. Mai in Erfurt richtet.

Ein Bündnis von zahlreichen Gruppen und Einzelpersonen hatte bereits vor einiger Zeit die Absage der Lesung gefordert. Der Veranstalter Wolfgang Staub lehnte dies ab, obwohl er Thilos Thesen für „banal bis wirr“ hält — aber mit sowas kann man im DASDIE-Brettl, wo auch mal Ufos gesucht werden oder abgehalfterte Komiker sexistische Witze im Sekundentakt erzählen, gutes Geld verdienen.

Das mehrsprachige Flugblatt mobilisiert zu der Gegenkundgebung am 9. Mai ab 18 Uhr vor der alten Oper. Es ist aber auch entstanden, um den Migrant_innen in Erfurt zu zeigen, dass nicht alle weiß/deutschen1 Erfurter_innen das rassistische und chauvinistische Weltbild von „Deutschland schafft sich ab“ teilen.

Wer das Flugblatt ausdrucken und verteilen möchte, findet es hier (1,4MB A4 PDF).

  1. Wieso „weiß/deutsch“? – Begründung hier [zurück]

Lesen gegen Sarrazin

Die Mobilisierung gegen die rassistische, biologistische und sozialchauvinistische Lesung von Thilo Sarrazin läuft auf Hochtouren. Auf einer Kundgebung am 9. Mai werden ab 18 Uhr vor der Alten Oper viele verschiedene Menschen gemeinsam gegen Sarrazin und seine Thesen demonstrieren. Wer sich bis dahin noch inhaltlich fit machen will, kann zum einen die Veranstaltungsreihe des Bündnis‘ „Sarrazin absagen.“ besuchen und zum anderen einen Blick in die Bibliothek des Infoladens werfen. Hier haben wir nämlich nachgelegt und fünf Bücher zum Thema besorgt. Im folgenden werden diese kurz vorgestellt.

Der Sammelband „Rassismus in der Leistungsgesellschaft„, herausgegeben von Sebastian Friedrich, beschäftigt sich mit kritischen Analysen der rassistischen „Sarrazindebatte“. Es geht also in erster Linie nicht um Sarrazin selbst sondern um dessen Absorption durch die Gesellschaft. Das Buch erscheint in einem wissenschaftlichen Duktus mit universitärem Hintergrund. Manche Texte sind dementsprechend sehr anspruchsvoll geschrieben. Im ersten Beitrag zeichnet Friedrich die Sarrazindebatte nach und ordnet wesentliche Merkmale ein. Dabei stellt er eine Diskursverschiebung nach rechts und eine Verknüpfung des Einwanderungsdiskurses mit dem Ökonomiediskurs fest. Darauf folgen die Abschnitte „Migration und Rassismus“, „Bevölkerungs- und Biopolitik“, „Kapital und Nation“ und „Interventionen und Perspektiven“, in denen jeweils mehrere Autoren unterschiedliche Aspekte der Sarrazindebatte thematisieren. Die Bandbreite reicht dabei von Diskursanalysen bis hin zu rein theoretischen Abhandlungen. Dabei beinhalten die tiefgründigen Beiträge viele interessante Gedanken, die zur Weiterbeschäftigung mit den einzelnen Themen anregen.
Das letzte Kapitel „Interventionen und Perspektiven“ fällt im Vergleich zu den anderen Kapiteln leider ziemlich kurz aus. Die Intention des Buches, sich theoretisch mit der „Sarrazindebatte“ auseinanderzusetzen, ist dafür um so eindrucksvoller gelungen.

In „Sarrazin und der Extremismus der Mitte“ lenkt Klaus Ahlheim den Blick auf die in der Gesellschaft fest verankerten fremdenfeindlichen und antisemitischen Einstellungen. Demnach hat Sarrazin diesen Ressentiments eine seriöse Stimme gegeben, das „Problem [aber] ist ein weit verbreiteter Ethnozentrismus in der Mitte der Gesellschaft“. Hinzu kommt eine neue Lust, auf Deutschland stolz zu sein, die oft verbunden ist mit der „Ablehnung des Fremden und Anderen“. Ahlheim untermauert seine Aussagen mit zahlreichen eigenen und herangezogenen empirischen Untersuchungen, ohne jedoch einer blinden Zahlenglauberei zu verfallen. In einem eigenen Text warnt er vor „positivistischer Empiriegläubigkeit“ und zeigt, wie politische Vorentscheidungen der Forscher das empirische Instrumentarium selbst bestimmen. In weiteren Texten werden Migration, Schlussstrichmentalität und Fremdenfeindliche Einstellungen thematisiert. Die letzten beiden Beiträge beschäftigen sich mit Fragen der pädagogischen Interventionsmöglichkeit und einer Warnung vor akzeptierender Jugendarbeit, die rechte Einstellungen nicht bekämpfen sondern integrieren möchte.
Trotz des wissenschaftlichen Hintergrundes lässt sich das Buch flüssig lesen und bietet zahlreiche Fakten, die gerade in täglichen Auseinandersetzungen mit Sarrazinbefürwortern hilfreich sein können.

Thomas Wagner und Michael Zander bilanzieren zu Beginn von „Sarrazin, die SPD und die Neue Rechte“ die Sarrazin-Debatte. Dabei gelingt es ihnen, Sarrazins Thesen besonders grundlegend zu widerlegen. Beispielsweise zeigen sie, dass in Gesellschaften mit hoher Ungleichheit erheblich mehr Menschen erkranken als in Gesellschaften mit einer niedrigeren Ungleichheit – und zwar über alle sozialen Schichten hinweg. Der These, dass es in einer Gesellschaft immer Menschen geben muss, die über andere herrschen, entgegnen sie mit historischen Beispielen von langjährig bestehenden Gesellschaften, in denen alle gemeinsam über ihre Belange entschieden. Deutlich stellen sie heraus, dass die Behauptung, Menschen wären von Natur aus unterschiedlich, der Legitimierung der gesellschaftlichen Stellung von Sarrazin und Co. dient.
Es wird gezeigt, dass Sarrazin einem rechten Klüngel innerhalb der SPD entspringt, der seit jeher versucht, den wenigen noch verbliebenen sozialen und demokratischen Inhalten der Partei den Garaus zu machen. Dabei stürzen sich Neue Rechte und rechte Postillen wie die „Junge Freiheit“ mit Freude auf die von Sarrazin postulierten Thesen. Sie feiern Sarrazin als den letzten Verteidiger der Meinungsfreiheit und nutzen den erzeugten Trubel, um sich selbst stärker gesellschaftlich zu verankern. Dass dies funktioniert zeigt der überaus große Zuspruch, den Sarrazin aus der Mittelschicht erfährt. Denn gerade mit den Krisenwahrnehmungen der letzten Jahre sind dort „eine gestiegene Islamfeindlichkeit, […] zunehmende Abwertung sozial schlechter gestellter Gruppen und eine wachsende Akzeptanz rechtspopulistischer Einstellungen“ zu vernehmen.

Volker Weiß geht in seinem Essay „Deutschlands Neue Rechte. Angriff der Elite – Von Spengler bis Sarrazin“ auf die Spurensuche nach einer „Lust an der Apokalypse“. Denn Sarrazin ist bei Weitem nicht der Erste, der den Untergang Deutschlands herannahen sieht. Bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts treten immer wieder rechte Ideologen mit ähnlichen Thesen an die Öffentlichkeit. Würde man all denen Glauben schenken, hätte sich Deutschland schon mehr als einmal selbst abgeschafft. Es werden immer wieder ähnliche Symptome des Verfalls angeführt: eine irrationale Angst vor der „Masse“, Dekadenz und der Verlust der deutschen Identität. Dagegen helfe, so die rechten Theoretiker, nur eine Stärkung der Nation, die Disziplinierung der Masse, die Absonderung des „sozialen Ballasts“ und die Herausbildung einer Nationalen Elite. Besonders letzteres, die Herausbildung einer starken Elite, steht dabei eng im Zusammenhang mit einer Ideologie der Ungleichheit. Im übrigen zählen die Autoren selbst immer auch zu den von ihnen heraufbeschworenen Eliten. Volker Weiß weist nach, „dass dieses Bedürfnis nach ‚Elite‘ in direkter Tradition der republikfeindlichen Theoretiker der Weimarer Zeit steht und heute von einer ’neuen‘ Rechten befeuert wird, der an einer konservativen Revolution gelegen ist.“
Betrachtet werden neben Oswald Spengler und Thilo Sarrazin auch Edgar Julius Jung, Ortega y Gasset, Friedrich Sieburg, Carl Schmitt, Arnold Gehlen, Botho Strauß und Peter Sloterdijk.

In „Anti-Sarrazin“ versucht sich Sascha Stanicic an einer Widerlegung der Thesen Sarrazins. Herausgegriffen und dargestellt werden Thesen, die Sarrazin in seinem Buch beschreibt oder die in der medialen Debatte zum Vorschein kamen. Anschließend wird ihnen argumentativ begegnet. Angefangen bei der Frage „Tabubruch oder Kampagne?“ über Fragestellungen von Migration und Integration, Islamfeindlichkeit, Arbeit, Bildung und Soziales, Genen, Intelligenz und Rassismus bis hin zur Frage „Kommt die Sarrazin-Partei?“ deckt das Buch das breite Spektrum regressiver Stellungnahmen im Rahmen der Sarrazindebatte ab. Im Anschluss steht der Versuch darzustellen, wie man Alternativen zu Sarrazin verwirklichen kann.
Gut arbeitet Stanici dabei die gesellschaftliche Stellung Sarrazins und dessen Interessen heraus. Er konstatiert einen „Klassenkampf von oben“, den Sarrazin sehr erfolgreich führt.
Demgegenüber fällt mein Urteil über das eigentliche Ziel des Buches, nämlich Argumente gegen Sarrazin zu liefern, eher schlecht aus. Die Beschäftigung mit den einzelnen Themen bleibt oberflächlich. Die Argumentationslogik ist brüchig und nicht stichhaltig. Selbst die angegebenen Quellen sind eher fragwürdig. Einen leichtverständlichen Ein- und Überblick über die rückständigen Thesen Sarrazins bietet das Buch aber allemal.

  • Sebastian Friedrich (Hg.): Rassismus in der Leistungsgesellschaft. Analysen und kritische Perspektiven zu den rassistischen Normalisierungsprozessen der „Sarrazindebatte“. Edition Assemblage, 264 Seiten, in der Infoladen Bibliothek zu finden unter MR55.
  • Klaus Ahlheim: Sarrazin und der Extremismus der Mitte. Empirische Analysen und pädagogische Reflexionen. Offizin Verlag, 155 Seiten, in der Infoladen Bibliothek unter MR54.
  • Wagner und Zander: Sarrazin, die SPD und die Neue Rechte. Verlag Das Neue Berlin, 160 Seiten, in der Infoladen Bibliothek zu finden unter RA105.
  • Volker Weiß: Deutschlands Neue Rechte. Angriff der Eliten – Von Spengler bis Sarrazin. Verlag Ferdinand Schöningh, 141 Seiten, in der Infoladen Bibliothek zu finden unter RA83.
  • Sascha Stanicic: Anti-Sarrazin. Argumente gegen Rassismus, Islamfeindlichkeit und Sozialdarwinismus. Verlag PapyRossa, 166 Seiten, in der Infoladen Bibliothek zu finden unter MR53.

Extremismusklausel gekippt

Ca. 50 Menschen haben heute in Erfurt gegen die Extremismusklausel demonstriert, um ihre Solidarität mit dem AKuBiZ, dass gegen die Bestimmung geklagt hatte, auf die Straße zu tragen.

Neben kritischen SchülerInnen, dem Biko, der DGB Jugend und dem Redroxx brachte vor allem der Redebeitrag der dadaistischen Jugendkoordination Krawinkel / Internationalistische Nichtstuer_innen – Assoziation Bündnis 90 Gruppe Flatsch die Kritik auf den Punkt:

Extremismus – aus dem Dunkel der Nacht
infernalisches Strandgut
da ist noch ganz viel Glut im Kraterherde

Extremismus – von unter dem Dach
von schräg gegenüber
von unter der Erde – BRAINS!

Extremismus – das wär‘ doch gelacht
Wir kriegen euch alle!
Wir kriegen euch alle!

Von der Mitte in die Fresse, von den Rändern bis ans Ende aller Zeit
Ich mach‘ mir ja nicht viel aus Realpolititk,
aber das hier ist ein Angriff auf meine extreme Niedlichkeit.

Extremismus – unter den Linden
klebt an unseren Händen
steckt in unser aller Unterhemden

Extremismus – du Geißel der Menschheit
du Schande der Zivilisation
Du bringst uns ja alle in Verruf

Extremismus – schwarz auf weiß
Shame on you if you fool me once
Shame on me if you fool me twice

Von der Mitte in die Fresse und vom Rand der Welt hinab in die Unendlichkeit
Extremismustheoreten Hufeisen an den Kopf zu werfen ist mit Sicherheit sinnvoller,
als die Dinger irgendwelchen Tieren von unten in die Füße zu rammen..
Wer macht denn so was?

Gegen jeden Extremismusbegriff, gegen Deutschland, gegen Kapitalismus!
Für eine revolutionäre und antifaschistische Kulturszene!

Das Verwaltungsgericht Dresden konnte sich dem nur anschließen: gegen 15 Uhr kam die Meldung, dass das Gericht die Extremismusklausel für rechtswidrig erklärt hatte.
[mehr dazu beim AKuBiZ, dort gibt es auch Bilder von Protesten in Dresden]

Morgen in Erfurt: Solidarität gegen Extremismuslogik!

Morgen (25.4.) ab 14 Uhr wird auf dem Erfurter Anger gegen die „Extremismus-Klausel“ demonstriert. Anlass ist der erste Verhandlungstag im Prozess, mit dem sich das Alternative Kultur- und Bildungszentrum Sächsische Schweiz (AKuBiZ) gegen die Klausel wehrt.

Das AKuBiZ sollte 2010 den mit 10.000€ dotierten Sächsischen Demokratiepreis erhalten. Dafür sollte der Verein die von Ministerin Schröder eingeführte Extremismusklausel unterschreiben. Das lehnte AKuBiZ ab und klagte anschließend.

Kritische Schüler_innen, das BiKo, die DGB Jugend, Parteijugenden und andere wollen mit der Kundgebung an die Proteste gegen die Eröffnung der VS-Ausstellung im Ratsgymnasium am letzten Montag anknüpfen.

Filmabend: Action in Asia

Flyer: Filmabend - Action in Asia
Die Filmemacherin des Projektes „Action in Asia“, Sigrid Oberer, und der japanische Photojournalist Tsukasa Yajima zeigen 3 kurze Dokumentarfilme zu den Themen Obdachlosigkeit, gewerkschaftliche Organisierung in prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen und die Geschichte der japanischen Anti-Atom-Bewegungen.

Die drei Dokumentationen porträtieren verschiedene Soziale Bewegungen in Japan und zeigen deren gemeinsame Schnittstellen auf, die im Widerstand gegen die japanische Arbeits- und Lebensverhältnisse liegen. Der erste Film zeigt Alltag und Selbstorganisierung der Nojukusha, den obdachlosen Arbeitern in Japans Metropolen. Um Arbeitskämpfe mit Witz und Empowerment geht es im zweiten Film über die Gewerkschaft „Freeter Union“. Der dritte Film rollt die inzwischen 60-jährige Geschichte der Anti-Atom Bewegung in Japan auf und zeigt wie dort gegen die sog. „friedliche“, aber auch gegen die militärische Nutzung der Atomkraft protestiert wird. Beispiele zeigen SurferInnen gegen Atomkraft, die schlagfertigen FischerInnen der Insel Iwaishima, das geplanten Endlager in Rokkasho sowie Bilder nach der jüngsten atomaren Katastrophe in Fukushima.

Nach den Filmen stehen die FilmemacherInnen für weitergehende Fragen und zur Diskussion bereit.

Filmabend: Action in Asia
24. April 2012, 20.00 Uhr, Offene Arbeit Erfurt (Allerheiligenstraße 9, Hinterhaus)

(Ausserdem in der Offenen Arbeit: vor den Filmen ab 19 Uhr eine Infoveranstaltung zum BUKO34 und Küche für alle)

Erdrutschsieg ohne Wahlkampf: Absolute Mehrheit für Nichtwähler_innen in Erfurt

Ohne jegliche Intervention in den penetranten Wahlkampf der letzten Wochen haben die Nichtwähler_innen bei den Bürgerleisterwahlen in Erfurt den Amtsinhaber Andreas Bausewein auf den zweiten Platz verwiesen. Gerade einmal 26% der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme dem SPD-Mann — weniger als die Hälfte als die 56%, die sich entschieden haben, sich dem Wahlgang zu verweigern. Aufgrund des undemokratischen Wahlsystems wird der Bürgermeisterposten allerdings trotzdem vom zweiten Sieger besetzt werden, statt ihn — wie es dem Wählerwillen entspricht — einfach unbesetzt zu lassen. Um die eigentlichen Wahlsieger_innen nicht weiter zu provozieren, einigten sich die Parteien darauf, wenigstens die zahllosen grinsenden Köpfe wieder aus dem Straßenbild zu entfernen.

Veranstaltungsreihe des Bündnis „Sarrazin absagen.“

Im Zuge der Proteste gegen die geplante Lesung von Thilo Sarrazin am 9. Mai in der Alten Oper in Erfurt organisiert das Bündnis „Sarrazin absagen.“ eine kritische Veranstaltungsreihe. Los geht es Heute mit einer Veranstaltung über Nationalismus um 19 Uhr im veto. Weitere Informationen unter sarrazinabsagen.wordpress.com.

| Dienstag, 17. April | 19 Uhr |
Gegen den Nationalismus der Mitte
Nationen ermöglichen weder den Eingeschlossenen noch den Ausgeschlossenen ein gutes Leben. Organisiert vom Infoladen Sabotnik und dem Bildungskollektiv BIKO im veto (Trommsdorffstr. 5, Erfurt).

| Donnerstag, 19. April | 19 Uhr |
Die Guten ins Töpfchen
Ökonomische Eigeninteressen als Grundlage der europäischen und deutschen Migrationspolitik. Organisiert vom Flüchtlingsrat Thüringen und dem Infoladen Sabotnik bei Radio F.R.E.I. (Gotthardstr. 21, Erfurt)

| Mittwoch, 02. Mai | 19 Uhr |
Thilo Sarrazins Rassismus und die Krise
Argumentation gegen demagogische Hetze und rassistische Theorien. Vortrag und Diskussion im RedRoXX (Pilse 29, Erfurt)

| Mittwoch, 09. Mai | 15 Uhr |
Rassismus in Deutschland
Vorträge und Diskussionen mit Sebastian Friedrich und vielen mehr im Hirschgarten (Erfurt)

| Mittwoch, 09. Mai | 18 Uhr |
Das muss man immer wieder sagen:
Gegen jeden Rassismus und sozialchauvinistische Ausgrenzung.

Protest gegen die Lesung von Thilo Sarrazin vor der Alten Oper (Theaterstraße Erfurt)

Erfolgreicher Protest bei Eröffnung von Verfassungsschutz-Ausstellung am Erfurter Ratsgymnasium

Völlig ins Wasser gefallen ist der Plan, dem Erfurter Ratsgymnasium und dem Thüringer Verfassungsschutz durch eine Ausstellung zum Thema „Feinde der Demokratie“ zu einem besseren Image zu verhelfen. Schon im Vorfeld der heutigen Eröffnung hatte eine Gruppe „Kritische Schüler_innen“ in einem Offenen Brief zusammen mit Eltern und ehemaligen Schüler_innen gefordert, die Ausstellung abzusagen oder zumindest einen kritischen Kommentar zuzulassen. Die Schulleitung und der Innenminister hatten das zurückgewiesen und sich gegen Störungen der Veranstaltung verwahrt. Das ist wohl nach hinten losgegangen. Am Ende mussten sich die Spione, der Innenminister und die Schulleitung dafür rechtfertigen, dass sie gerade zum jetzigen Zeitpunkt eine Ausstellung des skandalumwitterten Dienstes zeigen.

Schon vor der Ausstellungseröffnung wurde deutlich, dass es heute Widerspruch geben würde: Hoch über dem Schulhof hing ein riesengroßes Transparent mit der Aufschrift „Faschismus bekämpfen. Verfassungsschutz abschaffen.“ Weiter befanden sich im Publikum der Veranstaltung nicht wenige selbsternannte Extremist_innen.

So erhielt auch der Schulleiter des Ratsgymnasiums für seinen einführenden Beitrag kaum mehr als Höflichkeitsbeifall. Viel Zustimmung gab es hingegen für die Schüler_innen, die in Anschluss daran ein Transparent entrollten, aufstanden und ihr Rederecht einforderten. Nach einigem Hin und Her und viel Unruhe im Publikum wurde dies gewährt und zwar nicht — wie ursprünglich erklärt — nach der Eröffnung, sondern im direkten Anschluss an die Reden von Innenminister Geibert und Verfassungsschutzpräsident Sippel. Von diesen beiden gab es, was man von ihnen erwartet hatte: Der VS sei ganz wichtig, die Demokratie sei bedroht, von Nazis, auch von der RAF und islamistischen Ausländern (2,2% in Thüringen), und überhaupt sei die Ausstellung keine Imagekampagne, sondern ganz wichtig für die nachwachsende Generation.

Die zwei Schüler, die danach mit klassischer Musik die Wogen glätten sollten, entschieden sich dazu, dafür nicht zur Verfügung zu stehen und übergaben stattdessen direkt den ProtestiererInnen das Wort — was auch spontan von einem Liedermacher genutzt wurde, der ein Anti-Repressions-Lied spielte1.

Im Anschluss begründete ein kritischer Schüler, warum eine Ausstellung, die einseitig die Sicht des Verfassungsschutz darstelle, nicht dazu geeignet sei, die gebotene Kontroversität in der politischen Bildung zu gewährleisten. Im Anschluss legte Sandro Witt auf Einladung der SchülerInnen dar, an welchen Stellen der Thüringer VS in den letzten Jahren versagt hat. Ein Verfassungsschutz, der die Verfassung nicht schütze, sondern zivilgesellschaftliches Engagement diskreditiere, könne man sich sparen. Ähnlich äußerte sich ein weiterer Schüler, der forderte, antifaschistische Gruppen zu fördern statt zu kriminalisieren. Besonders ins Schwitzen kam Schulleiter Freise, der zuletzt gefragt wurde, wie sich denn nun genau das Christentum mit der Vorstellung einer wehrhaften Demokratie und der Humanismus mit der Bespitzelung abweichender Meinungen vertrage — eine Frage, auf die er nicht mehr antworten konnte, als erneut zum persönlichen Gespräch zu laden.

Abschließend blieb es dem Innenminister überlassen, seine KritikerInnen noch mal symbolisch zu umarmen und zu betonen, wie wichtig Protest und Widerspruch in einer Demokratie seien. Wohlbemerkt: Widerspruch, der erst nicht gehört werden sollte und Protest, der unterbunden worden wäre, wenn nicht kritische SchülerInnen, Eltern, Ehemalige und UnterstützerInnen interveniert hätten.

Hier ein Video von der Aktion von den Filmpiraten:


Kritische SchülerInnen erheben Einspruch


Ein Ständchen für den Verfassungsschutz


VS-Präsident Sippel muss sich rechtfertigen


Geheimdienst geh‘ heim!

  1. ohne titel – cover, Original von Konny

    ihr macht so viel geld mit euren waffen
    ihr schickt sie ja in aller herrenland!
    das wörtchen krieg wird von euch säuberlich verwaschen
    und zur ablenkung ruft ihr ganz deutlich „schland“!

    ihr sagt das boot ist voll und lasst abschieben
    und dabei geht halt auch mal einer drauf…
    und doch müsst ihr dann deutsche schulen schließen,
    weil es kaum noch deutsche kinder gibt darauf!

    und des lieben geldes willen lasst ihr
    unsere häuser räumen und dann noch damit
    unsere träume unsere hoffnungen und ideen.
    mit diesem mietspiegel, da hält ja keiner mit!

    und wenn wir denn am bahnhof betteln gehen
    zieht ihr wieder eure handschuhe an.
    wie oft hab ich die szenen schon gesehen
    und wenn mal einer wütend wird, ja dann…

    faltet die sorgenfalten und ihr redet von gewalt
    das man extremisten stoppen muss
    und dabei wird mit kalt

    denn wie extrem ist erst die welt
    die ihr kreiert und schützt vor uns
    mit knüppel und gewehr und militärischer vernunft

    leute seht genau hin
    woher kommt denn die gewalt?
    am anfang war doch nicht der pflasterstein!

    was ist mit rausschmiss und verwertung
    und den anderen schweinereien?
    gewalt hat vielerlei gestalt!

    so wie in erfurt, topf und söhne
    und in freiburg in vauban…
    da schlagen sie auf unsere träume ein!

    das ist kein frieden, keine freiheit,
    das ist unterdrücktes leben
    das ist die welt
    das ist extrem
    und gegen diese gehen wir an!
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